Artenlexikon
Das Sumatra Nashorn – das Ende einer langen Geschichte?

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Dicerorhinus sumatrensis
Icon Unterarten
Familie
Nashörner
Aktueller Bestand
30 (IUCN 2019)
Gefährdungsstatus
Vom Aussterben bedroht (IUCN, 2019)

Verbreitung

Asien
Indonesien
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Sumatra Nashorn

Sie gelten als ursprünglichste aller Nashornarten. Wie alle großen Pflanzenfresser erfüllen Sumatra Nashörner wichtige Funktionen in ihrem Lebensraum – wie die Regulierung der Vegetation oder das Verbreiten von Samen. Hoffnung für die stark bedrohte Art besteht nur noch durch medizinische Technik.

Körperliche Merkmale

Das Sumatra Nashorn ist die ursprünglichste heute noch lebende Nashornart – es ist kleiner als seine Verwandten in Afrika und Asien und trägt als einziges noch ein schütteres Fell. Als einziges der asiatischen Nashörner trägt es zwei Hörner und hat Eckzähne, die bei Revierkämpfen als Waffe benutzt werden. Das vordere Horn ist mit 25 bis 45 Zentimetern deutlich länger als das hintere, das oft nicht größer als zehn Zentimeter wird. Wie bei allen Arten dieser Familie bestehen die Hörner aus Keratin, gleichen also unseren Fingernägeln – sie wachsen auch ein Leben lang weiter, ihre Länge wird durch Abnutzung reguliert. Das Sumatra Nashorn hat eine lange, bewegliche Oberlippe, die sich hervorragend eignet, um auch kurze Gräser abzuzupfen.

Lebensweise und Fortpflanzung

Angesichts seines tropisch-heißen Lebensraums und seines Fells ist das Sumatra Nashorn nachts aktiv, wenn es kühler ist. Dann verbringt es mehrere Stunden mit der Nahrungssuche. Tagsüber hingegen suhlt es sich gerne stundenlang im Schlamm. Sumatra-Nashörner bringen erstmals im Alter von sechs bis acht Jahren – nach einer Tragzeit von 15 bis 16 Monaten – ein einzelnes Junges zur Welt, das bei der Geburt bereits etwa 30 Kilogramm wiegt. Dieses bleibt bis kurz vor der Geburt des nächsten Jungen – ungefähr drei bis vier Jahre später – mit seiner Mutter zusammen und erst danach geht es eigene Wege. Sumatra-Nashörner können in freier Wildbahn ein Höchstalter von bis 35 bis 40 Jahre erreichen.

Während sein asiatischer Vetter, das Java Nashorn, für seine Schweigsamkeit bekannt ist, gilt das Sumatra Nashorn als ausgesprochen gesprächig und kommuniziert über eine Unzahl von Lauten. Beim Essen und wenn es zufrieden ist quietscht es fröhlich, bei Freude und Vorfreude wird ein Summen ausgestoßen, häufig kann man dass beim Schlammbad hören. Bei Angst oder Schrecken schnauben die Tiere, bei Schmerz wimmern oder quietschen sie. Einige der Laute liegen sogar im Ultraschallbereich und ähneln dem Gesang von Buckelwalen. Man nimmt an, dass die Vielzahl an Lauten wichtig für die Kommunikation im dichten Wald ist. Außerdem haben die Sumatra Nashörner keinen besonders guten Seh- aber einen hervorragenden Gehörsinn.

Ernährung

Die großen Pflanzenfresser ernähren sich von Blättern, Zweigen, Früchten und anderen Pflanzenteilen – insgesamt stehen mehrere hundert Pflanzenarten auf ihrem Speiseplan. Nahrung suchen die Nashörner in erster Linie an Waldrändern, Schneisen und Flussufern und verwenden die Hörner beispielsweise, um Äste zu zerbrechen. Besonders häufig fressen die Tiere Brennnesselgewächse, Sumachgewächse, aber auch Mangos, Bambus und Feigen. Die fehlenden Mineralien nehmen die Tiere auf, indem sie regelmäßig Salzlecken besuchen.

Lebensraum
tropischer Regenwald
Wald
gemäßigt-warmer Bergwald im Tief- und Hochland
Ernährungsart
Pflanzenfresser
Besonderheiten
Das Sumatra Nashorn gilt als sehr „gesprächig“, da es über ein breites Spektrum von Lauten kommuniziert.
Tags
Arten
Artenschutz
Thematisch

Sumatra Nashorn und Mensch

Einst war das ursprünglich anmutende Sumatra Nashorn in weiten Teilen Südostasiens verbreitet – heute gehört es zu den am stärksten bedrohten Großsäugern der Welt. Die meisten Sumatra-Nashörner leben auf Sumatra, wo es gibt drei bekannte Nashorn-Gebiete gibt: Im Gunung-Leuser-Nationalpark im Norden der Insel, im Bukit Barisan Selatan-Nationalpark und im Way-Kambas-Nationalpark im Süden Sumatras leben jeweils etwa 30 Tiere, der weltweite Gesamtbestand wird auf weniger als 100 Tiere geschätzt.

Bei so wenigen Tieren und so winzigen Populationen ist ein Fortbestand nur durch den Schutz der wild lebenden Tiere wahrscheinlich nicht möglich. Zusätzlich braucht es Nachzucht – was sich ebenfalls schwierig gestaltet, denn durch ihre Isolation und genetische Verarmung sind die Tiere oft nur eingeschränkt fruchtbar. Wie bei der nördlichen Unterart des Breitmaulnashorns besteht nur durch moderne Technik wie künstliche Befruchtung noch eine realistische Chance, die Art zu erhalten. Neben dem Lebensraumverlust ist vor allem Wilderei die größte Bedrohung für die Tiere.

Das Nashornhorn – sinnlos begehrt

Vorweg muss eines klargestellt werden: das Horn eines Nashorns hat keinerlei nachgewiesene medizinische Wirkung. Es besteht aus Keratin und ist damit genauso heilsam wie der menschliche Fingernagel. Trotzdem hat es sich als Wunderheilmittel vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin gehalten. Von Kater bis Krebs wird es für eine Vielzahl von Problemen eingesetzt. Im Mittleren Osten wurden die Hörner oft zu Dolchgriffen verarbeitet. Heute ist das Nashornhorn eines der teuersten Wildtierprodukte der Welt – was es ganz abseits von Medizin und Kunst wiederum zum Statussymbol macht. Im 19. Jahrhundert brachen die Nashornbestände in Asien stark ein, danach verlagerte sich die Jagd auf die Afrikanischen Arten.

Durch die starke Nachfrage hat sich eine hochprofessionelle und gut organisierte Wildtiermafia gebildet. Insgesamt sind vor allem Südafrika, Mosambik, Vietnam und China maßgeblich an der derzeitigen Nashorn-Wildereikrise in Afrika beteiligt. Obwohl alle Länder die Nashornjagd und den Handel mit den Tierprodukten streng verbieten und unter hohe Strafen gestellt haben, dauert der Raubbau an den Tieren an.

Nashörner in der Kulturgeschichte

Besonders in Jäger-und-Sammler-Kulturen der Steinzeit finden sich Darstellungen von Nashörnern. Die ältesten stammen aus dem Jungpaläolithikum und sind mindestens 31.000 Jahre alt. Im Alten Ägypten finden sich Reliefdarstellungen ebenso wie im kambodschanischen Angkor Wat, hier aus dem 12. Jahrhundert. Überlieferungen und Reiseberichte könnten darüber hinaus einer der Ursprünge der Einhornlegende sein.

Projekte und Engagement des WWF

Das Nashorn ist eine der sieben Leitartengruppen des WWF, die anderen sind Wale und Delfine, Tiger, Meeresschildkröten, große Menschenaffen, Elefanten und der Große Panda. Dementsprechend setzen wir und seit der Gründung der Organisation 1961 für den Schutz der Nashörner ein. Seit 1998 verstärkt der WWF seinen Einsatz gegen die Wilderei und für den Schutz und die Überwachung von Sumatranashorn-Lebensräumen durch Patrouillen, Schutz der natürlichen Lebensräume sowie Unterstützung bei der Kontrolle des Handels mit Nashornprodukten.

Gemäß des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES fallen seit 1977 alle fünf Nashornarten unter das internationale Handelsverbot. Alle afrikanischen und asiatischen Staaten mit Nashornpopulationen in freier Wildbahn haben die kommerzielle Jagd auf Nashörner und den Handel mit Nashornprodukten untersagt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Schutzmaßnahmen für das Sumatra Nashorn nicht zu spät kommen.

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