Artenlexikon
Der Gorilla – Gärtner des Regenwaldes

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Gorilla gorilla (Westl. Gorilla), Gorilla beringei (Östl. Gorilla)
Icon Unterarten
Familie
Menschenaffen
Aktueller Bestand
Ostafrika
2600 (IUCN 2018)
Westafrika
300000 (IUCN 2018)
Gefährdungsstatus
Vom Aussterben bedroht (IUCN, 2018), Östl. Gorilla
Vom Aussterben bedroht (IUCN, 2016), Westl. Gorilla

Verbreitung

Afrika
Kamerun, Kongo, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Äquatorialguinea
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Gorilla

Die größten Menschenaffen der Erde ernähren sich von Pflanzen und Insekten. Die Aussaat und Keimfähigkeit einiger Pflanzen ist sogar von der Verdauung durch Gorillas abhängig. Wie so oft ist der Mensch der größte Feind der imposanten Tiere: Durch Verlust des Lebensraumes, Krankheiten und Wilderei sind sie vom Aussterben bedroht.

Körperliche Merkmale

Die etwas größeren Östlichen Gorillas haben eine schwarze, dunklere Färbung als die Westlichen, typisch für die Westlichen Gorillas ist die rotbraune „Kappe“ auf dem Kopf. Sind die Männchen voll ausgewachsen, bilden sie eine silbrige Färbung auf dem Rücken aus, was ihnen den majestätischen Namen „Silberrücken“ eingetragen hat. Füße, Hände und Gesicht sind unbehaart, prägnantes Gesichtsmerkmal sind die großen Nasenlöcher. Typischerweise bewegen sich Gorillas im „Knöchelgang“ fort, bei dem sie hinten auf den Fußsohlen, vorne auf den Knöcheln der Faust auftreten. Kürzere Strecken können sie auf zwei Beinen zurücklegen. Die Lebenserwartung der Menschenaffen beträgt bis zu 40 Jahre.

Lebensweise und Fortpflanzung

Gorillas leben in Familienverbänden, die auch „Haremsgruppen“ genannt werden. Sie bestehen meist aus einem dominanten Männchen und mehreren Weibchen mit ihren Jungtieren. Gorillas sind intelligent und sozial, besonders die Bindung zwischen Männchen und Weibchen ist sehr eng. Die Beziehungen werden durch regelmäßige gegenseitige Fellpflege („Grooming“) und Spiele gefestigt. Weibchen entwickeln wie alle Menschenaffen innige Mutter-Kind-Bindungen und bilden über Jahre feste Einheiten mit ihrem Nachwuchs.

Gorillaweibchen werden mit sechs bis sieben Jahren geschlechtsreif, paarungsbereit erst mit etwa zehn. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit 10 bis 12 Jahren. Nach acht bis neun Monaten Tragezeit gebären die Weibchen ein einzelnes Junges, das vier bis fünf Jahre gesäugt wird. In den ersten Lebenswochen wird das Junge am Bauch, danach am Rücken getragen. Mit der Pubertät verlassen die Jungtiere meist die Gruppe. Weibchen schließen sich in der Regel neuen Gruppen an, während Männchen oft alleine herumziehen – manche von ihnen ein Leben lang.

Das charakteristische Brusttrommeln, das man typischerweise mit Gorillas assoziiert, gehört zum Imponierverhalten rivalisierender Silberrücken. Gibt es zwischen Männchen Konflikte, kommt es zunächst zu Drohgebärden: So jagen sie einander oder schlagen gegen Bäume und Sträucher. Erst im letzten Schritt wenden sie tatsächlich Gewalt ihren Artgenossen gegenüber an. Gorillas haben keine natürlichen Feinde, nur Jungtiere können Leoparden zum Opfer fallen.

Ernährung

Gorillas sind überwiegend Pflanzenfresser. Abhängig von Unterart und Verbreitungsgebiet fressen sie Früchte, Blätter, Pflanzenmark, Rinde, Lianen, Kräuter und Ameisen. Je größer der Anteil von Früchten in der Nahrung ist, desto größer sind die Entfernungen, die die Gorillas zurücklegen müssen, um diese zu finden. Einige Pflanzen, darunter auch große Bäume, sind für ihre Keimfähigkeit und Verbreitung auf den Verdauungstrakt der Gorillas angewiesen. Dadurch leisten Gorillas einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und des Nahrungsnetzes, der ihnen den Beinamen „Gärtner des Regenwaldes“ eingetragen hat.

Lebensraum
Wald
Ernährungsart
Pflanzenfresser
Besonderheiten
Gorillas sind die größten Menschenaffen, die heute auf der Erde leben.
Tags
Affe
Arten
Artenschutz
Gorilla
Thematisch

Gorilla und Mensch

Gorillas und Menschen sind sehr nah miteinander verwandt. Unser Erbgut unterscheidet sich nur zu 1,75% von dem der Gorillas. Das bedeutet Gorillas sind in gewisser Weise zu 98% Mensch. Das Schicksal der Gorillas ist eng mit dem der ansässigen Bevölkerung verknüpft: die stark wachsende Bevölkerung Zentralafrikas beansprucht den Lebensraum der Gorillas. Die tropischen Wälder weichen Siedlungen und landwirtschaftlichen Flächen. Das Baumaterial und das Brennholz wird aus den Wäldern geholt. Mit den Siedlungen kommen Straßen, die die Lebensräume zerschneiden. Mancherorts herrschen auch bewaffnete Konflikte, zu deren Finanzierung Rohstoffe wie Diamanten, Kupfer, Kobalt, Gold und Koltan, die sich im Verbreitungsgebiet der Gorillas befinden, abgebaut werden. Es braucht einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen der Wälder, damit Mensch und Gorillas neben einander leben können.

Die Jagd auf Buschfleisch

Gorillas leben in Gebieten, in denen unter der menschlichen Bevölkerung große Armut und mancherorts auch bewaffnete Konflikte herrschen. Oft sind die Tiere der zentralafrikanischen Wälder eine wichtige Nahrungsquelle für die Bevölkerung, weil der Eiweißbedarf nicht durch die Nutztierhaltung gedeckt werden kann. Wilderei wird dadurch oft zu einer Möglichkeit, zu Fleisch und – wenn das Fleisch in nahe liegenden Städten weiter verkauft wird – zu Geld zu gelangen. Gorillas sind meist nicht die beabsichtigte Beute der Jäger. Dennoch können sie sich in Fallen verfangen und schwer verletzen. Wenn sie sich befreien können ist eine Infektion dann die größte Gefahr. Auch wenn die Jagd auf Buschfleisch nicht auf Gorillas abzielt, ist sie in den letzten Jahren doch zu einer großen Bedrohung für die Menschenaffen geworden.

Krankheiten

Ebenso wie andere Menschenaffen können sich Gorillas beim Menschen mit Krankheiten anstecken. Atemwegsinfektionen und Darmerkrankungen, die beim Menschen meist harmlos verlaufen, enden für die Tiere oft tödlich. Auch gefährliche Erreger wie Ebola oder SARS-Cov-2 können Gorillas befallen. Zum Schutz der Tiere waren deshalb die Nationalparks während der Corona-Pandemie geschlossen.

Projekte und Engagement des WWF

Langfristiger Schutz für die Gorillas kann nur sichergestellt werden, wenn vor Ort ein Bewusstsein für den Erhalt der Artenvielfalt vorhanden ist. Eine breite Aufklärung über die negativen Auswirkungen von Lebensraum- und Umweltzerstörung, Bildungsmaßnahmen und politische Arbeit sind zentrale Hebel, die es zu bedienen gilt. Um die Regenwälder der Region als intakte Waldlandschaften zu erhalten, bedarf es Lösungen, die den Flächen- und Ressourcenverbrauch trotz des starken Bevölkerungswachstums nicht weiter ansteigen lassen.

Der WWF arbeitet seit den 1990er Jahren im Kongo-Becken. Auf Initiative des WWF haben Kamerun, die Zentralafrikanische Republik und der Kongo im Jahr 1998 das länderübergreifende Schutzgebiet „Trinational de la Sangha“ (TNS) eingerichtet. Das in der südwestlichen Ecke der Zentralafrikanischen Republik gelegene Schutzgebiet Dzanga-Sangha ist Teil dieses Schutzgebietes. Zum Schutz der Gorillas arbeiten wir in dieser Gegend an folgenden Projekten:

Kampf gegen die Wilderei

Politische Unruhen und wirtschaftliche Krisen treiben die Menschen immer wieder dazu in den Wäldern zu wildern. Der Einsatz gut ausgebildeter und gut ausgerüsteter Eco-Guards kann im Dzanga-Sangha Schutzgebiet aber die Wilderer gut abschrecken. Der Bestand der Flachland-Gorillas und er Waldelefanten ist dort zum Glück stabil. Die meisten Ecoguards wurden aus den umliegenden Gemeinden angeworben. Dies stärkt den Rückhalt für den Naturschutz in der Region zusätzlich.

Ökotourismus als nachhaltige Einkommensquelle

Im Dzanga-Sangha Schutzgebiet leben drei habituierte, also an menschliche Anwesenheit gewöhnte, Gorilla-Gruppen. Die Habituierung trägt einerseits zum Schutz der Gorillas bei, weil wir mehr über ihre Lebensweise erfahren. Andererseits können Tourist*innen diese Gruppen besuchen und andere Wildtiere wie Waldelefanten beobachten. Das verhilft vielen Menschen in der Region zu einem regelmäßigen Einkommen.

Naturschutz zur Vorbeugung gegen Pandemien

Seit 2012 arbeitet der WWF mit dem deutschen Robert Koch-Institut an einem Frühwarnsystem, um das Risiko einer Übertragung von Krankheiten zwischen Menschen, Nutztieren und habituierten Gorillas zu minimieren. Regelmäßig werden Kot-, Gewebe- und Speichelproben auf Erreger wie Ebola, oder jetzt SARS-CoV-2, untersucht, um Krankheitsausbrüche rasch unter Kontrolle zu bekommen.

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