Artenlexikon
Der Bonobo – make Love not War

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Pan paniscus
Icon Unterarten
Familie
Menschenaffen
Aktueller Bestand
15000 - 20000 (WWF 2019)
Gefährdungsstatus
Stark gefährdet (IUCN, 2016)

Verbreitung

Afrika
zentrales Kongo-Becken
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Bonobo

Er ist unser nächster Verwandter – und doch behandelt der Mensch seine „Familie“ schlecht: Sie werden illegal gejagt und als Buschfleisch verkauft, ihr Lebensraum ist begehrte Anbaufläche für Palmölplantagen. Nur durch effektiven Schutz können wir unseren tierischen „Cousin“ noch retten.

Körperliche Merkmale

Bonobos sind die kleinste Menschenaffenart. Manchmal werden sie auch Zwergschimpansen genannt, obwohl sie nur wenig kleiner als Schimpansen sind. Sie wirken schlank und agil, wie alle Menschenaffen haben sie Greiffüße und ihre Arme sind länger als die Beine. Ihr Fell ist schwarz, ebenso Gesicht, Ohren sowie Hand- und Fußsohlen. Im Alter bekommt das Fell mitunter eine graue Farbe, das Kopfhaar dünnt sich manchmal aus – auch alte Bonobos können also „kahl“ werden. Das Gesicht der Bonobos ist unbehaart und flach mit einer vorgewölbten Kieferpartie und roten Lippen. Über den Augen haben sie so genannte Überaugenwülste – eine Verdickung des Stirnbeins. Viele Bonobos haben Backenbärte. Die unbehaarten, anliegenden Ohren ragen mehr oder weniger aus der Kopfbehaarung heraus. Bonobos sind die bis heute am wenigsten erforschten Menschenaffen. Deshalb ist ihr Höchstalter in freier Wildbahn noch unbekannt.

Lebensweise und Fortpflanzung

In Dokumentationen wird gerne das scheinbare Motto „Make Love not War“ der Bonobos in den Vordergrund gestellt – tatsächlich lösen die Tiere viele Konflikte durch Sexualkontakte. Grundsätzlich leben Bonobos in Gruppen von bis zu 120 Tieren, die sich in Kleingruppen von zwei bis 15 Tieren aufteilen. Die sozialen Bindungen innerhalb der Kleingruppen sind stark durch Sexualität geprägt. Sehr häufig kopulieren die Tiere oder reiben ihre Genitalien aneinander. Ihr intensives Sexualverhalten wird von vielen Wissenschaftlern als ein Mittel gedeutet, um Stress abzubauen und Harmonie im Sozialverband aufrecht zu erhalten. Das Verhältnis zwischen den Kleingruppen ist dagegen eher feindlich geprägt – jedoch in einem geringeren Ausmaß als bei den Schimpansen.

Im Mittelpunkt der kleineren Verbände steht meist ein Weibchen mit ihren männlichen Nachkommen und mehreren anderen, ausgewachsenen Weibchen. Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von ihren Verwandten, den Schimpansen: Im Gegensatz zu den „Männerbünden“ bei den Schimpansen verbünden sich bei den Bonobos meist die Weibchen miteinander, entwickeln starke soziale Bindungen und dominieren über die Männchen. Beim Fressen haben sie oft den Vortritt und verteilen das Futter.

Wie Schimpansen benutzen Bonobos Werkzeuge, tun das allerdings seltener. Beispielsweise knacken sie Nüsse mit Steinen. Bonoboweibchen sind erstmals im Alter von zwölf Jahren geschlechtsreif. Eine festgelegte Paarungszeit gibt es nicht. Nach einer Tragzeit von etwa sieben bis acht Monaten kommt meist ein einzelnes Junges zur Welt. Die Jungtiere werden bis zu vier Jahren gesäugt und sind bis zu einem Alter von zehn Jahren auf ihre Mütter angewiesen. Ein Bonoboweibchen kann vier bis fünf Junge in ihrem Leben bekommen. Die Männchen bleiben lebenslang in der Großgruppe, in der sie geboren wurden. Weibchen wechseln jedoch die Gruppen, bevor sie fortpflanzungsfähig sind.

Ernährung

Bonobos ernähren sich hauptsächlich pflanzlich: Früchte und Nüsse sowie Blätter, Kräuter, Samen, Blüten, Mark und Rinde stehen auf dem Speiseplan.Gelegentlich fressen Bonobos aber auch tierische Nahrung, darunter Insekten und mitunter kleine Säugetiere. Sie jagen jedoch meist alleine und nur, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Lebensraum
Savannen
tropischer Regenwald, überflutete Sumpfwälder, mitunter auch Sekundärwälder und Trockenwälder, gelegentlich halboffenes Savannenland und sumpfige Lichtungen
Ernährungsart
Allesfresser
Besonderheiten
Bonobos sind die nähesten Verwandten des Menschen.
Tags
Affe
Arten
Artenschutz
Thematisch
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Bonobo und Mensch

Bonobos pflanzen sich langsam fort – außerdem gibt es nur noch wenige von ihnen, die in Kleingruppen wie ein „Flickenteppich“ verteilt sind. Diese Kombination macht es ihnen schwer, Bedrohungen zu widerstehen. Die Hauptgefahren für Bonobos derzeit sind Wilderei, Lebensraumverlust und Krankheiten.

Wie viele Tiere in den zentralafrikanischen Ländern sind Bonobos vom „Buschfleichhandel“ betroffen Sie bilden in vielen Regionen eine wichtige Nahrungsquelle – problematisch wäre eine nachhaltige Jagd für den Eigenbedarf jedoch nicht. Es ist der großangelegte, kommerzielle Handel mit Buschfleisch, der dafür gesorgt hat, dass es in weiten Teilen der zentralafrikanischen Wälder so gut wie keine großen und mittelgroßen Wirbeltiere mehr gibt. Obwohl Bonobos unter Schutz stehen, werden gejagt, verkauft und verspeist. Korrupte Strukturen und mangelhafte Überwachung erleichtern die Wilderei sogar in Schutzgebieten. Bei der Jagd nach Buschfleisch jeglicher Art kommen vor allem Schlingen und Schrotflinten zum Einsatz, aber auch Sturmgewehre und Giftpfeile. Das Auslegen von Schlingen ist besonders problematisch. Denn selbst, wenn die Tiere es schaffen, sich zu befreien, sterben sie oft an Infektionen oder behalten körperliche Behinderungen zurück. Verwaiste Bonobokinder werden von den Wilderern manchmal am Leben gelassen und als Haustiere verkauft.

Nach der Wilderei, die die größte Bedrohung darstellt, macht auch Lebensraumverlust den Tieren zu schaffen. Nicht nur hat die Demokratische Republik Kongo hat ein enormes Bevölkerungswachstum, das Siedlungsbau und den Ausbau von Infrastruktur und Landwirtschaft mit sich bringt – auch für die internationale Industrie ist der Kongo interessant: Das Land verfügt über Bodenschätze und Erdölvorkommen und eignet sich unter anderem für den Anbau von Palmöl im großen Stil. Rund 99 Prozent des Lebensraumes der Bonobos bieten beste Bedingungen für die Umwandlung in Palmölplantagen. Wenngleich Holzeinschlag und Bergbau bisher noch keinen großen Lebensraumverlust für die Bonobos dargestellt haben, könnte ihr Überleben durch entsprechende Aktivitäten der Industrie sehr schnell in großer Gefahr sein.

Obwohl bei Bonobos bisher noch keine populationsübergreifende Krankheitsepidemien bekannt sind, stellen natürliche Erreger wie beispielsweise Ebola und vom Menschen übertragene Krankheiten wie Atemwegsinfekte eine große potentielle Bedrohung dar. Bei den anderen Menschenaffen in Zentralafrika hat es durch Epidemien bereits zahlreiche Verluste gegeben. Vor allem durch zunehmende Buschfleischjagd, aber auch durch Forschung, Tourismus und Auffangstationen kommen Bonobos verstärkt mit Menschen in Kontakt und können sich anstecken.

Der Bonobo in der Kulturgeschichte

Im Kongo werden Bonobos in zahlreichen Legenden und Geschichten besungen – es heißt, die intelligenten Tiere seien einst die Brüder des Menschen gewesen. Der lateinische Name der Bonobos „Pan paniscus“ geht übrigens auf den griechischen Gott Pan zurück, den Herrscher des Waldes und der Natur, eine fröhliche Gestalt, die Tanz und Musik liebt.

Projekte und Engagement des WWF

Der WWF ist seit den 1970er Jahren in der Demokratischen Republik Kongo aktiv.
Seit 2003 unterstützen wir ein Projekt im Salonga-Nationalpark. Das 36.000 Quadratkilometer große Schutzgebiet wurde 1970 gegründet und bildet das größte Regenwaldreservat Afrikas. 1984 wurde es zum Weltnaturerbe der Unesco erklärt. Er ist das einzige Schutzgebiet, in dem Bonobos vorkommen. Zusammen mit seiner lokalen Partnerorganisation, dem Kongolesischen Institut zum Schutz der Natur (ICCN), unterstützt der WWF folgende Maßnahmen:

Eine ständige Forschungsstation wurde im Jahr 2005 im Nationalpark aufgebaut. Kongolesische und internationale Wissenschaftler arbeiten dort gemeinsam an der weiteren Erforschung des Bonobos, um aktuelle Bestandsaufnahmen zu erhalten. Die Station wird auch genutzt, um einheimische Mitarbeiter in feldbiologischen Aktivitäten und in Naturschutzarbeit auszubilden.

Um sich den Herausforderungen in Salonga zu stellen, hat der WWF 2015 gemeinsam mit der Kongolesischen Naturschutzbehörde (ICCN) die Leitung des Nationalparks übernommen. Über das reine Parkmanagement hinaus geht es dabei um die Strukturentwicklung einer ganzen Region. Denn zur wirklich nachhaltigen Bekämpfung von Wilderei und illegaler Ausbeutung der natürlichen Ressourcen gehört die Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung.

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