Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Tiroler Wasserkraftpolitik: Regierung steckt Kopf in den Sand
Innsbruck, 30. Januar 2013 – Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat der WWF heute auf die „Vogelstrauß-Politik“ des Landes Tirol beim Wasserkraftaufbau hingewiesen: Fünf Sträuße vor dem Innsbrucker Landhaus stehen exemplarisch für fünf umstrittene Wasserkraftprojekte, bei denen die Landesregierung „den Kopf in den Sand steckt“: Obere Isel, Kaunertal, Kühtai II, Tauernbach und Regionalkraftwerk Mittlerer Inn müssen laut Tiroler Kriterienkatalog Wasserkraftnutzung beurteilt werden, und zwar „frühzeitig“, um einen „maßvollen, integrativ sinnvollen Ausbau der Wasserkraft“ zu ermöglichen. „Die Vorgaben sind eindeutig. Trotzdem ist keines der ökologisch bedenklichen Kraftwerke bislang auf Sinnhaftigkeit und Machbarkeit geprüft worden, und das fordern wir jetzt ein!“, so WWF-Wasserkraftexperte Christoph Litschauer, zum Hintergrund der Aktion.
Der Kriterienkatalog wurde verbindlich von Landtag und Landesregierung verabschiedet und sieht eine Prüfung aller Kraftwerksprojekte vor. Vor allem im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen ist es wichtig dafür zu sorgen, dass mit den Tiroler Naturschätzen viel sorgsamer umgegangen wird als bisher, so der WWF. Die Tiroler Bevölkerung hat ein Recht auf intakte Natur, die nicht zuletzt auch dem Tourismus zu Gute kommt. „Dass die Landesregierung ausgerechnet bei Ökoskandalen wie dem Kaunertalausbau oder der Zerstörung der Isel wegschaut, ist inakzeptabel!“ ärgert sich Thomas Diem, WWF Kampagnenleiter gegen das Kraftwerk Kaunertal.
Im März jährt sich die feierliche Präsentation des Tiroler Kriterienkatalogs zum zweiten Mal. Diese Richtschnur zur Wasserkraftnutzung wurde im Rahmen eines Festaktes von Landeshauptmann Günther Platter und seinen beiden Stellvertretern, den Landesräten Steixner und dem damals zuständigen Landesrat Gschwentner, unterzeichnet. „Wenn der Kriterienkatalog mehr wert sein soll als das Papier, auf dem er steht, muss er auch für Projekte gelten, die mit massiven Eingriffen in die Ökologie einhergehen“, so der WWF. Gletscherbäche wie die Isel sind naturschutzfachlich und ästhetisch einzigartig. Sie müssen vor allen Eingriffen geschützt und für nachfolgende Generationen gesichert werden.
„Eine detaillierte Prüfung laut Kriterienkatalog würde für einige Projekte negativ ausgehen“, sind Litschauer und Diem sicher. Von rund 50 in Tirol geplanten Wasserkraftwerken wurde bis dato nur ein geringer Teil beurteilt. Durchleuchtet wurden vor allem kleine Anlagen privater Betreiber. „Würde man allerdings etwa die Kraftwerke Kaunertal und Obere Isel genauer unter die Lupe nehmen, würden sie wohl durch den Kriterienkatalog durchfallen – also lässt man sie lieber ungeprüft“, mutmaßen die Naturschützer des WWF abschließend.
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Natürliche Schutzmaßnahmen: WWF, Österreichische Bundesforste und viadonau stellen gemeinsame Projekte vor
Umweltschutzorganisation und Unternehmen zeigen gemeinsam Vorteile natürlicher Schutzmaßnahmen – für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
WWF-Umfrage zur EU-Wahl: Drei von fünf Parteien wollen starken Green Deal
WWF-Check zeigt Unterstützung für Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Maßnahmen – Große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF: Dringend Alternativstandorte für Krankenhaus Gols prüfen
Negative Folgen für Wasserhaushalt und geschützte Arten – Naturverträglichere Alternativen in unmittelbarer Nähe vorhanden – WWF fordert bessere Standortprüfung
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert fahrlässige Bundesländer-Blockade
Umweltschutzorganisation: Bundesländer blockieren europäischen Kompromiss – Angriff auf Naturschutz ist verantwortungslos
WWF Earth Hour im Zeichen von nachhaltiger Ernährung
Weltweite Umweltschutzaktion am Samstag – Wahrzeichen rund um den Globus schalten von 20:30 bis 21:30 Uhr das Licht aus – WWF Österreich fordert Klimaschutz durch Ernährungswende
WWF zum Tag des Waldes: Umsetzung der Forstgesetznovelle wichtiger denn je
Klima- und Biodiversitätskrise macht Wäldern zu schaffen – Novelle soll naturnahe Wälder künftig stärker vor Verbauung und Rodung schützen – Umweltschutzorganisation fordert rasche Adaption des nationalen Waldentwicklungsplans
WWF schlägt Alarm: Entwaldung in brasilianischer Savanne schnellt in die Höhe – Rückgang im Amazonas
Entwaldung im Cerrado dramatisch gestiegen – Weltweiter Fleischkonsum als größter Treiber – Delegation aus Indigenenen und WWF fordert Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes
WWF: Zerstörung des Platzertals durch Tiwag sinnlos
Aktuelle Studie: Leistungserhöhung der bestehenden Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz als Alternative zu Naturzerstörung im Platzertal – WWF fordert von der Landespolitik eine Alternativenprüfung und den sofortigen Stopp des Kaunertal-Monsterprojekts