WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Österreich wird Tor zum "Amazonas Europas"
Budapest/Wien, am 28. Oktober 2011 – Auf Einladung des Ungarischen Ministeriums für Ländliche Entwicklung und in Kooperation mit dem WWF, treiben auf einer Konferenz in Budapest derzeit 50 Delegierte aus fünf europäischen Ländern, die Einrichtung eines gemeinsamen Flussschutzgebietes an Mur, Drau und Donau weiter voran. Österreich kann mit den Grenzmur-Auen in der Steiermark einen bedeutenden Anteil am künftigen, insgesamt 800.000 Hektar großen UNESCO Biosphärenpark einbringen. Am heutigen Abschlusstag der Konferenz vereinbarte ein 15köpfiges Entscheidungsgremium aus Fachexperten einen konkreten Fahrplan für die rasche Umsetzung des ersten Schutzgebietes der Welt, das sich fünf Länder teilen.
Kroatien und Ungarn haben bei der UNESCO bereits um Anerkennung ihrer Gebietsanteile der Flusslandschaften angesucht. Nun sollen Österreich, Slowenien und Serbien diesen Schritt tun, so die auf der Konferenz in Budapest getroffene Vereinbarung.
Im Zuge der EU-Präsidentschaft Ungarns im März 2011, einigten sich die Umweltminister von Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien auf die gemeinsame Einrichtung von Europas größtem Flussschutzgebiet an Mur, Drau und Donau. Für diesen Meilenstein hat Umweltminister Niki Berlakovich bereits im Jahr 2010 den Grundstein gelegt, als er in Wien alle fünf Länder an einen Tisch brachte. Das künftige Schutzgebiet wird wegen seiner außerordentlichen Artenvielfalt der Amazonas Europas genannt. Es beherbergt unter anderem die – an den übrigen europäischen Flüssen fast ausgestorbene – Zwergseeschwalbe, den majestätischen Seeadler in großer Dichte, sowie seltenste Donaufischarten wie den Glattdick.
Mur-Renaturierung: Neue Chance für Eisvogel, Schwarzstorch & Co
Das Land Steiermark hat im Jahr 2001 die Auwälder der Grenzmur in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 eingegliedert. „Die zuständigen Abteilungen für Schutzwasserwirtschaft und Naturschutz des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung haben hier bereits großartige Vorarbeiten für den zukünftigen Biosphärenpark geleistet“, erklärt WWF-Flussexperte Arno Mohl. „Die naturnahe Bewirtschaftung und die Revitalisierung von Murabschnitten haben neuen Lebensraum für Eisvogel, Schwarzstorch und Fischotter geschaffen.”
Österreich ist auf der Konferenz in Budapest durch Vertreter des Lebensministeriums und des Landes Steiermark repräsentiert. Ebenfalls für Österreich im Koordinierungsgremium, ist Professor Georg Grabherr, Vorsitzender des österreichischen MaB-Nationalkomitees für Biosphärenparke. Grabherr sieht den geplanten Fünfländerpark als große Chance für die Region: “Er verknüpft in einzigartiger Weise den Schutz und die nachhaltige Entwicklung von fünf Ländern.”
Das 700 Kilometer lange, noch weitgehende unberührte Auenband besteht derzeit aus etwa 20 einzelnen, nationalen Schutzgebieten unterschiedlicher Kategorien. Es erstreckt sich vom Natura 2000 – Gebiet an der steiermärkischen Mur zwischen Spielfeld und Bad Radkersburg entlang der Drau und Donau über Slowenien, Ungarn und Kroatien bis nach Serbien. In enger Zusammenarbeit zwischen den Umweltministerien aller fünf Länder, den Naturschutz- und Wasserwirtschaftsabteilungen, Grenzgewässerkommissionen, lokalen Schutzgebietsverwaltungen sowie Naturschutzorganisationen wie dem WWF, wird nun das grenzüberschreitende Schutzgebiet auf den Weg gebracht.
Der WWF bedankt sich bei der Asamer Holding AG und der MAVA Stiftung für die Unterstützung der WWF Aktivitäten für den Mur-Drau-Donau Biosphärenpark.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: + 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren
WWF: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur