Abschieben von Braunbären mit Migrationshintergrund?

29. Juni 2012 | Presse-Aussendung

Wien, am 29. Juni 2012 – Sehr kurz greift für den WWF die Anregung des FPÖ-Naturschutzlandesrates Gerhard Kurzmann, man möge den steirischen „Wanderbären“ – der Braunbär kommt aus Slowenien/Italien – einfangen und außer Landes schaffen. „Dieser vielleicht gut gemeinte Vorschlag ist naturschutzfachlich Nonsens“, stellt Christoph Walder vom WWF klar. „Man muss das Rad nicht neu […]
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Wien, am 29. Juni 2012 – Sehr kurz greift für den WWF die Anregung des FPÖ-Naturschutzlandesrates Gerhard Kurzmann, man möge den steirischen „Wanderbären“ – der Braunbär kommt aus Slowenien/Italien – einfangen und außer Landes schaffen. „Dieser vielleicht gut gemeinte Vorschlag ist naturschutzfachlich Nonsens“, stellt Christoph Walder vom WWF klar. „Man muss das Rad nicht neu erfinden. In Österreich gibt es einen ganz klaren Leitfaden für den Umgang mit den Braunbären.“ Der WWF erinnert den Naturschutzlandesrat auch höflich daran, dass hochgradig gefährdete Tierarten wie der Braunbär unter strengem Naturschutz stehen und nicht einfach entnommen werden dürfen.

Vielmehr solle man den Österreich weit abgestimmten und erprobten Weg im Bärenmanagement gehen, fordert der WWF. Seit dem Jahr 2005 liegt in Österreich mit dem so genannten „Managementplan“ ein Standardwerk vor, das alle Eventualitäten im Miteinander von Mensch und Braunbär regelt. Dieser Leitfaden wurde von Vertretern der Naturschutz- und Jagdrechtsabteilungen aller Bären-Bundesländer, dem Umweltministerium, der Jägerschaft und dem WWF gemeinsam erstellt und verabschiedet. „Von einer ‚Deportation‘ von Bären mit Appetit auf Schafe liest man darin nichts. Wohl aber finden sich viele Vorschläge zum Thema Prävention und Schadensabgeltung“, so Walder weiter. Bären sind von Natur aus bequeme Tiere, die keinen Schritt zu viel machen, wenn sie nicht müssen. Deshalb ernähren sie sich zu drei Viertel vegetarisch. Eine ungeschützte Schafherde ist jedoch für Nahrungsopportunisten wie den Bären wie eine Einladung zum Buffet.

Moderne Konzepte im Herdenschutz, etwa der Einsatz von Hütehunden, oder der Schutz von Bienenstöcken mit Elektrozäunen, liegen seit Jahren auf dem Tisch. Die Landesregierungen müssen diese „Rezepte des modernen Artenschutzes“ nur endlich aufgreifen und die Betroffenen darüber aktiv informieren. „Seit über einem Jahr diskutieren die Behörden über Herdenschutzmaßnahmen. Zahlen will sie aber keiner. Stattdessen soll jedes Mal, wenn ein Bär auftritt, das Tier beiseite geschafft werden. Was für eine Schande für ein reiches Land wie Österreich, das so stolz auf seine unverfälschte Natur ist ", schüttelt Walder den Kopf.

Auch von der steirischen Jägerschaft erwartet sich der WWF mehr Engagement und Verantwortung im Bärenschutz. „Der steirische Landesjägermeister Heinz Gach betont seit vielen Jahren, dass die Jägerschaft zwar keine Bären ansiedeln will, aber jeden Bären willkommen heißt, der von selbst wieder zuwandert“, erinnert der WWF. „Wir wünschen uns, dass Gach  jetzt sein Versprechen einlöst, seine Verantwortung als Landesjägermeister wahrnimmt und sich für die wiederkehrenden Bären stark macht“, sagt Walder.

Insgesamt müssen sich Landwirte, Schafhalter und Bienenzüchter auf die natürliche Wiederkehr von Bär, Luchs und Wolf einstellen, und die Behörden für ein konfliktfreies Miteinander sorgen. Obwohl in der Öffentlichkeit und der Fachwelt seit vielen Jahren klar ist, dass Bären wieder verstärkt nach Österreich einwandern, wird bei jedem neuen Schafriss der Eindruck erweckt, es handle sich um ein überraschendes Ereignis.

Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail claudia.mohl@wwf.at

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