Artenlexikon
Der Thunfisch – die schwindende Goldmine

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Thunnus spp.
Icon Unterarten
Familie
Makrelen & Thunfische
Gefährdungsstatus
Nicht gefährdet - Vom Aussterben bedroht (IUCN, 2009, 2010, 2011, 2014), je nach Art unterschiedlich

Verbreitung

Atlantischer Ozean
Indischer Ozean
Mittelmeer
Pazifischer Ozean
polferne Ozeane weltweit
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Thunfisch

Er ist einer der beliebtesten Speisefische der Welt – und hat große wirtschaftliche Bedeutung. Doch das Schwinden der Thunfisch-Bestände bedeutet auch ein Ende des Geschäfts mit seinem Fleisch. Arterhalt ist also im Interesse aller Beteiligten.

Körperliche Merkmale

Thunfische sind schnelle Räuber, ihre Körperform erinnert beinahe an einen Torpedo: kräftig, spindelförmig und nur an den Seiten leicht abgeflacht. Ihr Kopf ist kegelförmig und zugespitzt. Damit durch die Geschwindigkeit keine Wirbel im Wasser entstehen, haben die Fische fünf bis zwölf sogenannte Flösselchen, die sich am Rücken und Bauch entlangziehen. So erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde. Ein Knochenring um die großen Augen sind ein weiteres besonderes Kennzeichen der Thunfische.

Der Blauflossen-Thunfisch oder Rote Thun ist mit bis zu fünf Metern Länge der größte Thun und gilt als stark gefährdet. Er erreicht ein Gewicht zwischen 130 und bis zu 700 Kilogramm, Tiere dieses Kalibers werden heute jedoch nur noch selten gefunden. Er kann ungefähr 40 Jahre alt werden.

Lebensweise und Fortpflanzung

Thunfische leben, abhängig von Nahrungsangebot und Größe der Tiere, in Schwärmen. Grundsätzlich leben nur Tiere gleicher Größe im selben Schwarm, sehr große Exemplare sind mitunter auch Einzelgänger. Über ein Jahr verteilt unternehmen Thunfische weite Wanderungen von tausenden Kilometern. Laichzeiten sind abhängig von Unterart und Region, interessant ist hier allerdings der Blauflossenthunfisch – obwohl er weltweit vorkommt, hat er nur zwei Laichplätze: im Golf von Mexiko und im Mittelmeer. Die westatlantischen Blauflossenthunfische treffen sich zwischen April und Juni vor Mexiko, die ostatlantischen zwischen Juni und August im Mittelmeer. Thunfisch Weibchen können im Schnitt 500.000 Eier produzieren, ältere und große Exemplare sollen sogar bis zu zehn Millionen Eier pro Laichsaison produzieren können. Die Eier und die Larven, die nach drei Tagen schlüpfen, treiben nahe an der Wasseroberfläche. Nach einem Monat sind die kleinen Thunfische bereits etwa 3,5 Zentimeter groß, im Alter von vier bis fünf Jahren haben sie zwischen 30 und 40 Kilogramm, über einen Meter Länge und werden geschlechtsreif.

Ernährung

Thunfische jagen mithilfe ihrer hohen Schwimmgeschwindigkeit nach Schwarmfischen wie Makrelen. Im Larvenstadium fressen sie kleine Lebewesen wie Flohkrebse oder Fischlarven, auch Jungfische erbeuten kleinere Tiere.

Lebensraum
Meere
Küstennah und auch im offenen Meer in Wassertiefen bis zu 1.000 Metern
Ernährungsart
Fleischfresser
Besonderheiten
Thunfische erreichen Geschwindigkeiten bis zu 80km/h.
Tags
Arten
Artenschutz
Fische
Thematisch
Thunfisch

Thunfisch und Mensch

Thunfische sind nicht nur beliebte Speisefische – der Blauflossen-Thunfisch ist einer der teuersten Fische der Welt. Auf dem Fischmarkt von Tokio werden bei der ersten Auktion des Jahres traditionell oft 6-stellige Preise für einzelne Exemplare erzielt.
Die Arten, die man meist bekommt, wenn man im Restaurant oder Supermarkt Thunfisch kauft sind Großaugenthun, Gelbflossenthun, Echter Bonito und Weißer Thun. Gefangen werden die Fische oft mithilfe von Rindwadennetzen. Die großen Netze werden um die Schwärme ausgelegt und dann unten zusammengezogen. Dadurch entsteht leider eine besonders Große Menge an Beifang, da einfach alles, was sich in der Umgebung des Schwarms befindet, mit aus dem Wasser gezogen wird. Dazu gehören Haie, Meeresschildkröten und Delfine.

Die wachsende Thunfisch Industrie und die ausgefeilten Fangmethoden haben dazu geführt, dass die Bestände in den letzten Jahren teilweise extrem zurückgegangen sind. Besonders betroffen sind beliebte Thunfischarten wie der Rote Thun, der Großaugenthun und der Gelbflossenthun, die gerne zu Sushi und Sashimi-Produkten weiter verarbeitet werden und auch in den Thunfischdosen zu finden sind.

Zuchtfische zu kaufen ist ebenfalls nicht empfehlenswert – es handelt sich dabei um wild lebende Jungtiere, die eingefangen und dann gemästet werden.

Als Top-Räuber spielt der Thunfisch eine Schlüsselrolle im Ökosystem. Vor nicht allzu langer Zeit sah es so aus als könnte vor allem der Bestand im Mittelmeer für immer verschwinden. Doch jahrelange harte Naturschutzarbeit hat dazu beigetragen, dass Managementmaßnahmen getroffen wurden, die dem Bestand erlaubt haben sich vorsichtig zu erholen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Doch die Situation bleibt kritisch. Diese ersten Erfolge laufen Gefahr zunichte gemacht zu werden, vor allem durch illegale Fänge, die oft über Thunfischfarmen “weiß gewaschen werden”.

Der Thunfisch in der Kulturgeschichte

Auch die kulturgeschichtliche Bedeutung des Thunfisches dreht sich in erster Linie um die Kulinarik. Weltweit findet Thunfisch Verwendung in traditionellen Gerichten. Eines der bekanntesten Beispiele ist wohl die japanischen Zubereitungsart als Sushi und Sashimi. Interessanterweise stammen diese beiden Varianten ursprünglich nicht aus Japan, sondern gehen auf eine südostasiatische Technik zurück, Fisch haltbar zu machen. Dabei wurde der Fisch in gekochtem Reis eingelegt. Diese Zubereitungsmethode kam im 8. Jahrhundert über China nach Japan und entwickelte sich zu dem weiter, was heute als Sushi bekannt ist.

Projekte und Engagement des WWF

Das wichtigste für die langfristige Erhaltung der verschiedenen Thunfischarten ist es, möglichst schnell die Überfischung zu beenden. Insbesondere der Fang von Weibchen während der Laichsaison ist katastrophal. Wenn man nämlich bedenkt, dass ein Weibchen dann nicht mehr in der Lage ist, hunderttausende Eier abzulegen, wundert es nicht, dass die Bestände sich nicht erholen können.
Zur Rettung der Thunfische arbeiten wir im WWF Österreich an zwei Orten: dem Mittelmeer und auf den Phillippinen.

Im Mittelmeer fordern wir als WWF:
– verstärkte Kontrollen der Fischerei und der Mastbetriebe sowie verbesserte Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit, um illegale Fischerei zu bekämpfen,
– verpflichtende Einsätze von Beobachtern an Bord aller Thunfischfänger und in den Mastbetrieben sowie
– angemessene Fangquoten, die der Erholung der Bestände nicht riskieren,
– eine bessere Regulierung der Fischerei der kleinen und mittleren Schwarmfischen, die Thunfischen als Nahrung dienen.

Auf den Philippinen arbeiten wir im Rahmen eines umfassenden Projektes in den Regionen Bicol und Mindoro gemeinsam mit den Fischerei Betrieben vor Ort an einem nachhaltigen Modell des Thunfischfangs. Nur wenn die Bestände erhalten bleiben, ist auch langfristig der Lebensunterhalt der Küstenfischer und ihrer Familien gesichert. Zu den nachhaltigeren Fangmethoden gehören etwa Handleinen in tieferen Wasserschichten, damit der Beifang möglichst niedrig gehalten wird. Eine andere Möglichkeit ist es erwachsene Tiere zu fangen, die sich bereits fortgepflanzt haben. In das Projekt sind über 5.000 Fischereibetriebe eingebunden. Außerdem unterstützen wir verantwortungsbewusste Konsumenten dabei, ihren Speiseplan nachhaltig zu gestalten: mit dem WWF Fischratgeber und dem Finprint Spiel.

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