Lebensraum Alpen
Der letzte große Naturraum Mitteleuropas

Die Alpen sind die zentrale und bekannteste Bergkette Europas. Schon seit der Steinzeit leben und siedeln hier Menschen. Heute, im Jahr 2021, sind es bereits über 14 Millionen. Trotz dieser dichten Besiedlung zeichnen sich die Alpen noch durch einen hohen Anteil naturnaher Gebiete aus, die eng mit der einzigartigen Kulturlandschaft verflochten sind.

Der letzte große Naturraum Mitteleuropas

Die Alpen sind der letzte große Naturraum Mitteleuropas und ein “Hotspot der Artenvielfalt” in Europa. Obwohl sie nur 2% der Fläche des Kontinents bedecken, beherbergen sie rund 40% der europäischen Pflanzenvielfalt. 400 Pflanzenarten kommen ausschließlich hier vor. Obwohl die Alpen das am besten erforschte Gebirge der Erde sind, werden hier immer noch laufend neue Organismen entdeckt, z.B. in Quellbächen, Schutthalden und Bergwäldern.

Natur in Bedrängnis

Doch leider sind die beeindruckenden Gipfel der Alpen, die Jahrtausende alten Gletscher und die grünen Alpentäler mit klaren Bächen heute mehr denn je In Bedrängnis. Den Raum, der einst nur der Natur vorbehalten war, beansprucht der Mensch immer mehr für sich: Für neue Schigebiete, mehr Tourismus und mehr Strom durch Wasserkraft. Daher setzt sich der WWF dafür ein, dass einzigartige Naturräume der Alpen weiterhin unverbaut bleiben, damit auch kommende Generationen noch die Schönheit der Berge genießen können.

Fläche

  • Die Alpen reichen über 1.200 km von Nizza bis Wien
  • Der höchste Gipfel ist der Mont Blanc mit 4.807 m
Z

Zahlen & Fakten

  • In den Alpen gibt es mehr als 1.000 Schutzgebiete
  • Insgesamt stehen 53.000 km2 der Alpen, also 28% unter Schutz. Der Schutzstatus dieser Gebiete ist aber sehr unterschiedlich
  • Mehr als 14 Millionen Menschen aus acht Ländern leben im Alpengebiet (Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich und Slowenien)

Tierwelt

In den Alpen leben mehr als 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten. Besonders bekannt sind unter anderem Alpenmurmeltier, Bartgeier, oder Gelber Enzian

Bedrohungen

Das bedroht die Alpen

Bedrohung 1: Zerschneidung von Lebensräumen

Viele Alpentäler haben heute eine höhere Siedlungsdichte als Ballungszentren. Auf engem Raum drängen sich Wohn-, Industrie- und Gewerbegebiete, Verkehrswege und intensiv genutzte Agrarflächen. Dadurch bleibt weniger Platz für die Flüsse, die Lebensadern der Alpen. Die Hochgebirgsräume blieben jahrhundertelang noch relativ unberührt, in den letzten Jahrzehnten nimmt aber auch hier der Verbauungsdruck zu: Durch Seilbahn- und Liftanlagen, Schipisten, Speicherteiche, Stromleitungen, Sendemasten und Lawinenschutzbauten.

Das zerstört sensible Lebensräume, die sich aufgrund des extremen Wetters in der Höhe auch erst nach Jahrhunderten von Schäden erholen. Und nicht zuletzt gehen die Verbindungswege zwischen diesen Lebensräumen verloren. Viele Tierarten der Alpen leben nicht jahrelang am gleichen Fleck, sondern wandern oft weite Strecken, um ausreichend Nahrung und geschützte Plätze für ihre Kinderstuben zu finden.

Straße in den Alpen/ © Anton Vorauer

Bedrohung 2: Verbauung

Vielfältige wirtschaftliche Interessen, aber auch die Sorge um Sicherheit vor Naturkatastrophen bedrohen die Artenvielfalt der Alpen. Erneuerbare Energielösungen wie Wasserkraft etwa sind wichtig, um die Erderhitzung zu begrenzen. Werden diese aber in hochsensiblen Ökosystemen gebaut, schadet man nicht nur der einzigartigen Artenvielfalt, sondern zerstört auch die Möglichkeiten der Natur, sich an das veränderte Klima anzupassen und so den Menschen auch weiterhin ihren Lebensraum, genug Wasser und saubere Luft zu erhalten. Ebenso werden oft aus Angst vor Naturgefahren kurzsichtig Betondämme gebaut. Diese sind aber nur in Ausnahmefällen die beste Lösung. Oft gäbe es andere Möglichkeiten, die die Menschen genauso schützen, aber andererseits auch Natur- und Erholungsraum erhalten.

Kraftwerk Vomper Loch

Bedrohung 3: Klimakrise

Nahe der Gipfel sind die Sonneneinstrahlung und die Temperaturschwankungen viel größer als in Tallagen. Daher sind die Auswirkungen der Erderwärmung in Berggebieten viel stärker. Die Verschiebung der Jahresmitteltemperaturen um +2°C ist in manchen alpinen Landschaften bereits heute erreicht. Durch das Abschmelzen der Gletscher und Auftauen der Permafrostböden werden Naturgefahren wie Überschwemmungen, Muren, Hangrutschungen und Steinschlag noch häufiger und stärker ausgeprägt. Gleichzeitig werden die Wasserressourcen im „Wasserschloss Europas“ in den kommenden Jahrzehnten stark zurückgehen. Jeder menschliche Eingriff in das sensible Gleichgewicht der hochalpinen Natur macht diese Auswirkungen nur noch schlimmer. Auch deshalb muss dem Naturschutz höchste Priorität eingeräumt werden.

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Gletschereis

Lösungen

So können wir die Alpen schützen

Lösung 1: Besondere Landschaften und Lebensräume schützen

Ökosysteme und Landschaftselemente wie Moore, Auen, Gletscher, wilde Naturwälder oder unverbaute Bäche und Flüsse, waren früher in den Alpen allgegenwärtig. Heute sind sie aber selten geworden. Deshalb setzt sich der WWF für den absoluten Schutz dieser letzten intakten Ökosysteme ein. In den letzten Resten unberührter Natur sollen weitere Erschließungen wie Schilifte, Pisten, Dämme oder Speicherteiche ausnahmslos verhindert werden. In besonderen Fällen kann selbst die bloße Anwesenheit des Menschen die Artenvielfalt stören.

Sengsengebirge Nationalpark Kalkalpen

Lösung 2: Vernetzen und Verbinden

Nicht nur Menschen lieben das Wandern und das Reisen – auch Tiere legen oft weite Strecken zurück. Neben Zugvögeln wechseln auch viele Fische oder Kröten zwischen Sommer- und Winterlebensräumen, oder zwischen Nahrungsgründen und geeigneten Plätzen für die Geburt und Aufzucht ihrer Jungen. Selbst Pflanzen lassen sich von Wasser oder Wind treiben, um hunderte Kilometer weiter wieder Wurzeln zu schlagen. Damit ihnen das möglich ist, müssen nicht nur die unmittelbaren Lebensräume und Kinderstuben geschützt werden. Wir achten auch darauf, dass sie auf ihren Wegen nicht unüberwindbaren Hindernissen begegnen, oder die einzelnen Rastplätze nicht zu weit voneinander entfernt liegen. Das kann die Beseitigung von Querbauwerken in Flüssen sein, Rückbau von Uferdämmen für besseren Austausch zwischen Fluss und Auwald, die barrierefreie Gestaltung von Seitenbach-Mündungen, der Bau von Grünbrücken oder Unterführungen an Straßen, oder auch die Pflanzung von Rastbäumen und Gebüschen.

Anbindung Giesenbach Hatting

Lösung 3: Politisches Engagement

Die Bedrohungen der Ökosysteme gleichen sich in allen acht Alpenländern. Denn die meisten großen Alpenflüsse und Gebirgsketten reichen über administrative Grenzen hinweg. Darum muss der Schutz der Alpen, ihrer Landschaften und nicht-menschlichen Bewohner von allen acht Alpenländern gemeinsam in die Hand genommen werden. Ein wichtiges Instrument zum Schutz der Alpen und der nachhaltigen Entwicklung der Alpenregion ist die 1991 verabschiedete Alpenkonvention. Der WWF ist eine von 16 offiziellen Beobachter-Organisationen, die sich gemeinsam mit den Vertragsstaaten für die Umsetzung der Alpenkonvention stark machen. Seit 2016 gibt es auch in der EU eine Strategie für den Alpenraum (EUSALP). Auch hier beteiligt sich der WWF in den wesentlichen Aktionsgruppen, um die Natur der Alpen zu schützen oder bereits zerstörte Landschaften wieder zu restaurieren.

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Forum Alpinum

Die Alpen und ihre wilde Natur sind die Seele Österreichs. Wird dieser Schatz zerstört, kann ihn kein Geld, kein Schilift und kein Speicherteich ersetzen.

Christoph Walder

Bereichsleitung Naturschutz, WWF Österreich

Projekte

So schützt der WWF die Alpen – eine Auswahl an Projekten

Seele der Alpen

Zusammen mit dem Österreichischen Alpenverein und den Naturfreunden hat der WWF die Initiative „Retten wir die Seele der Alpen“ gegründet. Zusammen machen wir auf den Wert und die Gefährdung alpiner Freiräume in Österreich aufmerksam. Gemeinsam fordern wir eine strategische und nachhaltige Raumentwicklungspolitik sowie den Schutz der letzten naturbelassenen Landschafts- und Naturräume vor großtechnischer Erschließung durch Schilifte, Wasserkraftwerke oder Ähnliches. Damit wollen wir jene 7% der österreichischen Staatsfläche, die noch nicht von Siedlungen, Verkehrswegen oder Schigebieten verbaut sind, für die Natur und für die Menschen erhalten.

www.seele-der-alpen.at

STAR – Save the Alpine Rivers

Wie ist es eigentlich wirklich um die Alpenflüsse bestellt? Was ist die größte Bedrohung? Und welche Flüsse oder Flussstrecken sind noch natürlich erhalten, und müssen besser geschützt werden? Um eine fachliche Grundlage zur Beantwortung dieser Fragen und zur  Bewertung der Schutzwürdigkeit und des Sanierungspotenzials der Alpenflüsse zu haben, hat die Universität für Bodenkultur zwischen 2012 und 2016 den „WWF Alpine River Report“ erstellt.

Die Studie zeichnet ein erschreckendes Bild: Nur mehr rund 11% der Alpenflüsse befinden sich noch in einem natürlichen Zustand, alle anderen sind durch Dämme und Wehre gestaut, und durch Uferverbauungen in ein enges Korsett gezwängt. Auf Basis dieser Studie wurden von den WWF-Organisationen in den Alpenländern gemeinsam Aktionsprogramme für die schützenswertesten Alpenflüsse, wie die Soča in Slowenien, oder den Tagliamento in Italien initiiert.

Ab dem Jahr 2016 wurde die Analyse im Alpine-Space-Projekt SPARE weiterentwickelt.

Alpen-Karpaten-Korridor

Neben den Wanderwegen innerhalb der Alpen ist für die Artenvielfalt auch der Austausch mit den Tier- und Pflanzenarten in den Karpaten wichtig. Heute liegen zwischen den beiden Gebirgszügen aber nicht mehr nur Wälder, Wiesen und die Donau – sondern die Siedlungs- und Industriegebiete von Wien, Bratislava und Sopron. Mit Unterstützung von IUCN, UNEP, der Alpen- und der Karpaten-Konvention führte das Land Niederösterreich als Leadpartner von 2009-2012 ein großes grenzüberschreitendes EU-Projekt durch, um den Alpen-Karpaten-Korridor für Wildtiere wieder durchgängig zu machen und somit eine ökologisch funktionsfähige Landschaft wiederherzustellen. Wildtierkorridore wurden in der Raumplanung als Freihalteflächen geschützt, Grünbrücken über Autobahnen errichtet, sowie ein sektorenübergreifender Managementplan für den Korridor erstellt. Der WWF entwickelte das Projekt und brachte vor allem seine Expertise im Bereich Umweltbildung und Managementplanung ein.

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