Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Uni Innsbruck startet „Aktionsplan Artenschutz“ für den Inn. WWF fordert Renaturierungs-Offensive
INNsieme-Projekt erarbeitet Grundlage für grenzüberschreitenden Artenschutz – Universität Innsbruck legt Entwurf für Aufwertung des Inns vor – WWF: Ein verzweigter Inn schützt viele Arten gleichzeitig
Innsbruck / Rosenheim / Suben, am 2. Oktober 2020. Um dem wachsenden Druck auf den Inn entgegenzuwirken, hat die Universität Innsbruck im Rahmen des EU-Interreg-Projektes „INNsieme“ erstmals einen „Aktionsplan Artenschutz“ für den gesamten Alpenfluss erarbeitet. Ziel ist es, bis Ende des Jahres eine solide Grundlage für wirksame Naturschutzmaßnahmen von der Quelle bis zur Mündung zu präsentieren. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des WWF Österreich mit der Universität Innsbruck, dem Land Tirol, der Verbund AG und weiteren unterstützenden Partnern. „Nur mit einer grenzüberschreitenden Strategie können wir bestehende Defizite am Drei-Länder-Fluss erfolgreich beheben und den Zustand von Ökosystemen und Lebensräumen entscheidend verbessern. Der Weg zu mehr verzweigten Flussabschnitten mit einem wesentlichen Mehrwert für die Artenvielfalt muss über Renaturierungen führen“, erklärt INNsieme-Projektleiterin Elisabeth Sötz vom WWF Österreich. Um aus dem statischen Inn wieder einen lebendigen Alpenfluss zu machen, wurde im Rahmen der drei „INNvisionen“-Workshops in den Inn-Städten Innsbruck, Rosenheim und Suben ein wissenschaftlich fundierter Plan erarbeitet, der als Orientierungshilfe für konkrete Natur- und Artenschutzprojekte in allen drei Ländern dienen soll.
Für die Handlungsempfehlungen hat die Universität Innsbruck den historischen Naturzustand des Inn seinem aktuellen IST-Zustand gegenübergestellt. Das Ergebnis: die starke Nutzung von Landflächen und die Auswirkungen der Energieerzeugung haben die natürliche Form des Alpenflusses am stärksten negativ beeinflusst. Die einst langen, weitverzweigten Strecken sind davon besonders betroffen. „Heute weisen 20 Prozent der gesamten Flusstrecke, die ursprünglich vor allem pendelnd und verzweigt verlief, eine bogige und lineare Form auf, die den Fluss statisch werden lassen“, erklärt Dr. Prof. Leopold Füreder von der Universität Innsbruck. Die Ursache dafür liegt in Uferverbauungen, die den Fluss an seiner natürlichen Dynamik hindern. Dadurch bilden sich kaum noch Seitenarme, während Auwälder und Kiesbänke stark zurückgehen. Charakteristisch für einen verzweigten Fluss ist hingegen das Fehlen begrenzender Uferlinien, wodurch er breiter und dynamischer wird. Gleichzeitig führt das Vorkommen zahlreicher Rinnen zu regelmäßigen Wasserstands-Veränderungen, wodurch sich neue Schotterbänke und Inseln bilden können.
Basierend auf der Defizit-Analyse hat die Universität ein operatives Leitbild für den Inn ausgearbeitet. Dieses zeigt als Maßstab, wie der Inn wieder näher in Richtung einer strukturreichen und funktionierenden Flusslandschaft aufgewertet werden kann. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Inn mit vielen verzweigten Abschnitten zahlreiche Synergien schaffen und die Lebensraumbedingungen verschiedenster Arten – vom Fisch bis zum Vogel – entscheidend verbessern kann“, erklärt Füreder. Eine der unzähligen Arten, die von derartigen Lebensraumveränderungen profitieren würde, ist etwa der auf vegetationsarme Kiesbänke angewiesene Kiesbank-Grashüpfer. Durch die Verbauung und fehlende Flussdynamik hat er große Teile seines Lebensraumes verloren und kommt heute nur noch selten am Inn vor. In Deutschland gilt die Art sogar als vom Aussterben bedroht.
Ein weiteres Ergebnis der INNvisionen-Workshops war, dass auch die bereits spürbaren Auswirkungen der Klimakrise am Inn eine höhere Priorität erfordern. Im nächsten Schritt soll der Aktionsplan konkretisiert werden, um mehr Aufmerksamkeit für politische Maßnahmen und konkrete Projekte zu schaffen.
Rückfragehinweis:
Lisa Reggentin
WWF Österreich
Projektkommunikation INNsieme
Mobil: +43 676 83 488 307
E-Mail: lisa.reggentin@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Natürliche Schutzmaßnahmen: WWF, Österreichische Bundesforste und viadonau stellen gemeinsame Projekte vor
Umweltschutzorganisation und Unternehmen zeigen gemeinsam Vorteile natürlicher Schutzmaßnahmen – für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
WWF-Umfrage zur EU-Wahl: Drei von fünf Parteien wollen starken Green Deal
WWF-Check zeigt Unterstützung für Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Maßnahmen – Große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF: Dringend Alternativstandorte für Krankenhaus Gols prüfen
Negative Folgen für Wasserhaushalt und geschützte Arten – Naturverträglichere Alternativen in unmittelbarer Nähe vorhanden – WWF fordert bessere Standortprüfung
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert fahrlässige Bundesländer-Blockade
Umweltschutzorganisation: Bundesländer blockieren europäischen Kompromiss – Angriff auf Naturschutz ist verantwortungslos
WWF Earth Hour im Zeichen von nachhaltiger Ernährung
Weltweite Umweltschutzaktion am Samstag – Wahrzeichen rund um den Globus schalten von 20:30 bis 21:30 Uhr das Licht aus – WWF Österreich fordert Klimaschutz durch Ernährungswende
WWF zum Tag des Waldes: Umsetzung der Forstgesetznovelle wichtiger denn je
Klima- und Biodiversitätskrise macht Wäldern zu schaffen – Novelle soll naturnahe Wälder künftig stärker vor Verbauung und Rodung schützen – Umweltschutzorganisation fordert rasche Adaption des nationalen Waldentwicklungsplans
WWF schlägt Alarm: Entwaldung in brasilianischer Savanne schnellt in die Höhe – Rückgang im Amazonas
Entwaldung im Cerrado dramatisch gestiegen – Weltweiter Fleischkonsum als größter Treiber – Delegation aus Indigenenen und WWF fordert Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes
WWF: Zerstörung des Platzertals durch Tiwag sinnlos
Aktuelle Studie: Leistungserhöhung der bestehenden Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz als Alternative zu Naturzerstörung im Platzertal – WWF fordert von der Landespolitik eine Alternativenprüfung und den sofortigen Stopp des Kaunertal-Monsterprojekts