WWF: Schlechtes Wassermanagement verschärft Trockenheit und Dürren

23. August 2019 | Presse-Aussendung

Wien, am 23. August 2019. Im Vorfeld der Weltwasserwoche, der weltweit größten Wasserkonferenz in Stockholm, warnt die Naturschutzorganisation WWF Österreich vor den fatalen Folgen für Süßwasserressourcen durch Hitze und unzureichendes Wassermanagement. Die Folgen der Erderwärmung äußern sich besonders stark über Veränderungen des Wasserhaushaltes und machen Wasserkrisen zu einer der sichtbarsten Auswirkungen. Zusätzlich verringert die fortschreitende […]

Wien, am 23. August 2019. Im Vorfeld der Weltwasserwoche, der weltweit größten Wasserkonferenz in Stockholm, warnt die Naturschutzorganisation WWF Österreich vor den fatalen Folgen für Süßwasserressourcen durch Hitze und unzureichendes Wassermanagement. Die Folgen der Erderwärmung äußern sich besonders stark über Veränderungen des Wasserhaushaltes und machen Wasserkrisen zu einer der sichtbarsten Auswirkungen. Zusätzlich verringert die fortschreitende Naturzerstörung die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen. „Als Land der Gletscher und Flüsse muss sich Österreich auf massive Auswirkungen der Klimaerwärmung einstellen. Wenn es darum geht, notwendige Vorsorgemaßnahmen zu setzen, hinkt die heimische Politik leider meilenweit hinterher“, warnt WWF-Gewässerexpertin Bettina Urbanek.

„Sobald eine Dürre eintritt, ist es zu spät, um sie effektiv zu lösen. Anstatt uns auf Notfallpläne zu verlassen, brauchen wir ein nachhaltiges Gewässermanagement mit einer ambitionierten Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie inklusive einer großen Sanierungsoffensive“, fordert Bettina Urbanek. Eine wichtige Aufgabe der EU-Wasserschutzgesetze besteht darin, die Auswirkungen von Hitze und Dürren abzumildern und sicherzustellen, dass Süßwasserökosysteme auch widerstandsfähig genug sind, um mit einem sich ändernden Klima fertig zu werden. „Unverständlicherweise lobbyieren aktuell mehrere Industrie- und Wirtschaftsverbände aus ganz Europa dafür, dieses essentielle Instrument des europäischen Wasserschutzes, aufzuweichen. Österreich Umweltministerium muss hier Haltung beweisen und sich klar für die Beibehaltung der jetzigen Wasserrahmenrichtlinie aussprechen“, fordert Urbanek.

„Wir erleben auch im wasserreichen Österreich hautnah, welche ökologischen Schäden an unseren Flüssen und Seen verursacht werden, wenn ein Hitzerekord den nächsten jagt und die Politik seit Jahren untätig ist“, erklärt Bettina Urbanek. So kam es heuer etwa in Oberösterreich zu einer drastischen Überhitzung der Gewässer, sodass sogar Befischungsverbote ausgesprochen werden mussten. Bis 2020 wird in weiten Teilen Oberösterreichs mit Wassertemperaturen gerechnet, die im Schnitt um über zwei Grad höher liegen als 1984. Für 2050 wird ein Anstieg um rund 2,8 Grad prognostiziert, was massive Auswirkungen auf kälteliebende Fischarten wie die Forelle haben wird.

60 Prozent der heimischen Flüsse müssen saniert werden

Rund 60 Prozent der österreichischen Flüsse sind in keinem guten Zustand und müssen daher laut Wasserrahmenrichtlinie saniert werden. Doch anstatt die Vorgaben konsequent zu befolgen wurde der bundesweite Fördertopf für Gewässersanierungen 2015 von 23 Millionen Euro pro Jahr auf null trockengelegt und von keiner Bundesregierung seither wieder befüllt. Somit hängen hunderte Gewässersanierungsprojekte seit Jahren in der Warteschleife. „Es wird höchste Zeit, dass die Politik ernsthafte Maßnahmen gegen Klimakrise und Artensterben ergreifen. Dazu gehört ein ambitioniertes Wassermanagement mit einer ausreichenden Finanzierung für Gewässersanierung sowie effektive Schutzmaßnahmen“, so Bettina Urbanek. Ein wichtiger Schritt sind auch Regionalprogramme wie aktuell in Oberösterreich. Damit werden allein in diesem Bundesland 534 Kilometer der letzten intakten Flussstrecken vor weiterer Verbauung bewahrt. WWF-Expertin Urbanek: „Auf den bestehenden Regionalprogrammen müssen wir aufbauen. Wichtig ist, dass jetzt auch Tirol, Salzburg, Vorarlberg und Kärnten mit eigenen Schutzprogrammen nachziehen.“

WWF-Bericht: „Risiko Dürre“

Laut einem aktuellen WWF-Bericht „Risiko Dürre – Der weltweite Durst nach Wasser in Zeiten der Klimakrise“ sind mindestens acht Prozent von Europas Landmasse von Wüstenbildung betroffen. Mehr als 56 Prozent der natürlichen Feuchtgebiete sind seit dem 18. Jahrhundert verloren gegangen, die meisten davon in den letzten 100 Jahren. Europaweit sind 60 Prozent der verbliebenen Flüsse und Feuchtgebiete in einem schlechten ökologischen Zustand. Auch in Europa und Österreich werden höhere Temperaturen und Trockenperioden immer länger, häufiger und intensiver. Die Klimaerhitzung führt zu weitreichenden Veränderungen der Süßwasserressourcen. Mit den sich ändernden Jahreszeiten und Temperaturen ändern sich Flussläufe, Niederschlagsmengen, Zeitpunkt und Ausmaß der Schneeschmelze und damit die Planbarkeit der Wasserversorgung. Laut Prognosen des Weltklimarates (IPCC) wird die Bodenfeuchte in den kommenden Jahrzehnten abnehmen, wodurch sich die gefährdete Fläche verdoppelt und langfristige Dürren dreimal häufiger auftreten werden.

Hintergrund Wasserrahmenrichtlinie:

Die zentralen Säulen der Wasserrahmenrichtlinie bilden ein Verschlechterungsverbot und ein Verbesserungsgebot. In drei sechsjährigen Bewirtschaftungszyklen, den Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplänen (NGP), müssen bis spätestens 2027 alle nötigen Maßnahmen gesetzt sein, um in sämtlichen Gewässer wieder einem „guten“ ökologischen und chemischen Zustand zu erreichen. Für Grundwässer ist ein guter mengenmäßiger und chemischer Zustand zu erreichen.  

Rückfragehinweis:


Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel.: 0676 834 88 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at

Bettina Urbanek
WWF-Gewässerexpertin
Tel.: 0676 834 88 275
E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at

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