Internationaler Tag der Tierwelt am Sonntag – Umweltschutzorganisation WWF fordert besseren Schutz der Lebensräume von Jaguar, Gorilla und Co.
Studie beweist: Murstaustufe in Graz ist ökonomisches Desaster
Staustufe Graz wäre eines der unwirtschaftlichsten Wasserkraftprojekte Österreichs
Presseaussendung Rettet die Mur und WWF
Graz, am 8. Jänner 2016 – Erstmals legen WWF und "Rettet die Mur" heute eine Detailstudie zur Wirtschaftlichkeit der Murstaustufe Graz vor. Das Ergebnis ist eindeutig: Selbst in 50 Jahren könnte sich das EStAG-Projekt noch mit einem Minus von 44,7 Millionen Euro zu Buche schlagen. Ursache dafür sind vor allem die überproportional hohen Investitionskosten von 110 Millionen Euro. Die Staustufe kann den EStAG-Aufsichtsrat unmöglich passieren – sie würde Österreichs teuersten Strom aus Wasserkraft produzieren.
Umweltorganisationen wie der WWF oder die Bürgerinitiative "Rettet die Mur" haben die ökologischen Schäden der geplanten Staustufe mitten in der Grazer Innenstadt bereits vor Jahren aufgezeigt und wurden in der UVP bestätigt. Nun wird auch die Wirtschaftlichkeit des Laufkraftwerks in Frage gestellt. Der Grund: Ein renommierter Energieexperte berechnete anhand der von der EStAG veröffentlichten Daten zu Bau und Betrieb die wirtschaftlichen Perspektiven des Kraftwerks.
Jürgen Neubarth, Autor der Studie und Experte für Energiewirtschaft, zeigt unter anderem in einem Benchmark mit 60 österreichischen Wasserkraftanlagen, dass das Murkraftwerk Graz mit 1,52 €/kWh nicht nur überproportional hohe, sondern sogar die höchsten spezifischen Investitionskosten aufweist. "Eine Wirtschaftlichkeit kann deshalb praktisch nicht erreicht werden."
Günther Kräuter, Präsident des VÖAFV begrüßt, dass „endlich eine nachvollziehbare und aussagekräftige Wirtschaftlichkeitsstudie zur Staustufe in Graz auf dem Tisch liegt. Die Stromkunden sowie die steuerzahlende Bevölkerung der Steiermark können sich nun ein klares Bild von einer drohenden Geldvernichtung machen. Der größte heimische Fischereiverband, die steirischen Arbeiterfischereivereine, werden darüber hinaus beim Rechnungshof in Wien eine Prüfanregung einbringen, sollte das Projekt weiter verfolgt werden.“
Der Ausbaugrad der österreichischen Gewässer beträgt bereits über 70 Prozent. Deshalb setzt sich der WWF österreichweit für eine strategische Planung beim Ausbau der Wasserkraft ein. Dies bedeutet, dass nur noch solche Projekte zum Zug kommen sollen, die erstens nicht in ökologisch hochwertige Flussstrecken eingreifen, und zweitens auch energiewirtschaftlich sinnvoll sind. „Trotz massiver ökologischer Bedenken des WWF gegen das Murkraftwerk Graz–Puntigam, wurde in der UVP ein positiver Bescheid aufgrund des ‚öffentlichen Interesses‘ ausgestellt“, meint Gebhard Tschavoll, Flussexperte beim WWF. „Die jetzt vorliegende Studie zeigt, dass die vorhandenen Mittel in zukunftsfähigere Projekte investiert werden sollten. Das hätte nicht nur positive Auswirkungen auf die Finanzen, sondern auch auf die Mur als wertvollen Naturraum in der Stadt Graz“, so Tschavoll.
„Ein derart unrentables Projekt wie die Staustufe Graz kann und darf vom Aufsichtsrat der EStAG gar nicht beschlossen werden“, stellt Clemens Könczöl von „Rettet die Mur“ fest. „Die Projektbewertung hat anhand der Kapitalkosten der EStAG (anhand des WACC) zu erfolgen. Wenn sich das Kraftwerk nicht zu diesen Anforderungen amortisiert, darf es vom Konzern nicht umgesetzt werden. Dieses Projekt kann den Aufsichtsrat unmöglich passieren.“ Dass die EStAG zudem versucht Investoren zu finden, die in solch ein unwirtschaftliches Projekt investieren, zeigt wie unseriös gehandelt wird. Selbst der VERBUND, Österreichs größter Energiekonzern, zeigt kein Interesse mehr an diesem Projekt.
„Wir wollen in Graz nicht dadurch traurige Bekanntheit erlangen, ein unwirtschaftliches und unökologisches Kraftwerk in der Stadt zu haben, mit dem Österreichs teuerster Strom aus Wasserkraft produziert würde“, betont Clemens Könczöl abschließend. „Die lebendige Mur soll weiterhin als Wahrzeichen und wichtiger Lebens- und Erholungsraum dieser Stadt erhalten bleiben.“
Rückfragehinweis:
Mag. Clemens Könczöl, Sprecher der Plattform „Rettet die Mur“,
Tel.: 0664/135 46 72, E-Mail: office@rettetdiemur.at
DI. Gebhard Tschavoll, Kampagnenleiter, WWF Österreich,
Tel.: 0676/834 88 303, E-Mail: gebhard.tschavoll@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert Planungsstopp im Kaunertal als Teil der Tiwag-Neuaufstellung
Gutachten zeigen große Planungsmängel bei Megaprojekt Kaunertal – Tiwag-Vorstand Alexander Speckle in der Verantwortung – Geld besser in Energiewende investieren, anstatt für Milliardengrab verschwenden
Vor Raumordnungs-Gipfel: WWF fordert Bundesländer zum Handeln auf
Umweltschutzorganisation legt sieben Punkte umfassendes Forderungspaket vor: Raumordnung ökologisieren, Straßenbau einschränken, Naturschutzgebiete ausweisen
WWF kritisiert Ablehnung des EU-Lieferkettengesetzes
Umweltschutzorganisation fordert raschen Beschluss des jahrelang verhandelten Kompromisses – Einheitlicher Rechtsrahmen wäre Meilenstein für Umwelt, Menschenrechte und Wirtschaft
EU-Renaturierungsgesetz: WWF begrüßt Einigung im europäischen Parlament
Gesetzesentwurf nimmt wichtige Hürde – Wiederherstellung der Natur unverzichtbar für Klima, Biodiversität und Ernährungssicherheit – WWF fordert Bund und Länder zu Unterstützung auf
Detektivarbeit am Polarkreis: WWF entwickelt Methode zur besseren Erforschung von Eisbären
Welt-Eisbären-Tag am 27. Februar – WWF bringt Tempo in schwieriges Aufspüren der Einzelgänger: “Umwelt-DNA” von Eisbär-Schneespuren analysiert
Good News: Erfolgreiche Schneeleoparden-Zählungen in Nepal und Indien
Zum ersten Mal wurden in Indien Schneeleoparden gezählt. Das Ergebnis: 718 Schneeleoparden leben dort in freier Wildbahn. Auf 90 der Großkatzen kam eine Erhebung im größten Nationalpark Nepals.
AVISO: Weltweite Umweltschutz-Aktion “WWF Earth Hour” findet am 23. März statt
Wahrzeichen rund um den Globus schalten eine Stunde das Licht aus – Zeichen für mehr Umwelt- und Klimaschutz – WWF Österreich lädt zum Mitmachen ein
Studien bestätigen: Töten von Fischottern ist wirkungslos
Das Töten von Fischottern führt zu keiner messbaren Erholung für Fischbestände in Fließgewässern. Das zeigen eine Reihe von Untersuchungen in Oberösterreich.