Artenlexikon
Der Wolf
© 2020 WWF Finnland
Artenlexikon: Der Wolf
Wissenschaftlicher Name
Unterarten
Hunde (Canidae)
32 Unterarten
Bestandszahl
Ursprünglich: 1,2 Millionen Wölfe
Weltweit: 170.000 Tiere
Europa: 15.500 – 18.000 Individuen
Österreich: 30 – 35 Wölfe (2018)
Gefährdungsstatus
Weltweit: nicht gefährdet (2008)
Österreich: offiziell gilt die Art noch als ausgestorben (1994)
Europa: nicht gefährdet
Alpen: gefährdet
Österreich: ausgestorben (letzte Einstufung aus 2005), der Erhaltungszustand (FFH) wurde noch nicht bewertet
Verbreitung
Nordamerika, Europa, Asien
Der Wolf – vom Jäger zum Gejagten
Wölfe halten Ökosysteme im Gleichgewicht: sie fressen kranke Tiere und Aas und regulieren Wildbestände. Doch über Jahrhunderte wurde der „Böse Wolf“ verteufelt und in Österreich sogar ausgerottet. Vorurteile, Bevölkerungswachstum und Verkehr machen ihm das Überleben schwer – nur durch sachliche Diskussion und gezieltes „Wolfsmanagement“ ist eine Rückkehr möglich.
Körperliche Merkmale
Die Größe des Wolfes ist – je nach Lebensraum und Beutetieren – sehr unterschiedlich. Die größten Vertreter finden sich in Nordamerika. Auch die Fellfarbe variiert – in Europa zumeist grau bis bräunlich, gibt es im Nordwesten Amerikas auch schwarze Wölfe, in der Arktis und in trockenen Gebieten sind sie sehr hell bis hin zu weiß. Die Lebenserwartung von wildlebende Wölfen beträgt 8-13 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre.
Lebensweise und Fortpflanzung
Wölfe sind sehr soziale Tiere mit enger Bindung zueinander – auch wenn eine strikte Rangordnung, wie sie aus der Gefangenschaft gelegentlich beschrieben wird, in der Natur nicht üblich ist. In Österreich und Mitteleuropa leben sie meist in Rudeln von . Diese bestehen aus den Elterntieren und Welpen – beim Menschen würde man von der „Kernfamilie“ sprechen. Sind die geschlechtsreif, verlassen sie den Familienverband, um ihr eigenes Rudel zu gründen oder sich einem anderen anzuschließen. Jede Wolfsfamilie hat ihr eigenes Revier, das mit Urin und Kot markiert wird – dessen Größe hängt von der Anzahl der Tiere und dem Nahrungsangebot ab.
Ernährung
Wölfe sind Fleischfresser. Ihr Nahrungsbedarf beträgt drei bis fünf Kilogramm Fleisch pro Tag, allerdings ist das Verdauungssystem des Wolfes so ausgelegt, dass er in kurzer Zeit große Mengen zu sich nehmen kann und danach mehrere Tage kein Fressen benötigt. Als sogenannter Opportunist ernährt er sich von Tieren, die in der jeweiligen Region häufig sind. Bevorzugte Beutetiere sind große Huftiere wie Rehe, Wildschweine, Hirsche und Elche. Wölfe können sowohl im Rudel als auch alleine jagen und sind dabei in der Lage, gesunde, ausgewachsene Tiere zu töten. In manchen Regionen gehören auch Kleinsäuger wie Hasen, Kaninchen und Murmeltiere und manchmal sogar Früchte zum Speiseplan. So regulieren Wölfe auf natürliche Weise den Wildbestand, wie der Mensch es derzeit künstlich durch Jagd tun muss.
Auch für die Gesundheit eines Ökosystems spielt der Wolf eine wichtige Rolle, da er kranke – langsamere – Tiere leichter erlegen kann und auch Aas frisst. So werden Krankheiten eingedämmt.
Größe
Gewicht: 15 – 80 Kilogramm
Schulterhöhe: 50 – 100 Zentimeter
Körperlänge: 100 – 140 Zentimeter
Lebensraum
Nadelwälder, Steppen, Wüsten, Hochgebirge
Ernährung
Fleischfresser
Tierstimme
Wolfsgeheul
Besonderheiten
Der Wolf ist der größte Vertreter der Familie der Hunde (Canidae)
Wolf und Mensch
In der Wahrnehmung herrscht leider immer noch allzu oft das Bild des „Bösen Wolfes“ aus dem Märchen vor – doch es ist genau das: ein Märchen. Der Wolf meidet den Menschen so gut wie möglich. Vor allem Bevölkerungswachstum macht ihm das aber schwer – auf der Suche nach Nahrung ist er zunehmend gezwungen, sich in besiedelte Gebiete zu wagen.
Gezielte Verfolgung, der Verlust des Lebensraumes durch die Ausbreitung des Menschen und der Verkehr sind die größten Bedrohungen für den Wolf.
Sind Wölfe gefährlich für den Menschen?
Der Mensch wird vom Wolf im Normalfall nicht als Beutetier wahrgenommen. Warum es dennoch zu den seltenen Attacken auf Menschen kommen kann, wurde in einer im Jänner 2002 publizierten des norwegischen NINA Institutes untersucht, die bis heute als eine der umfassendsten Untersuchungen zum Thema gilt. Darin wurde eine Reihe von Faktoren identifiziert, die zu Attacken führen können: Tollwut, Provokation oder Verteidigung, etwa wenn ein Mensch sich Jungtieren nähert oder auch eine Gewöhnung an den Menschen, etwa durch Anfütterung. Letzteres sollte unbedingt vermieden werden – wenn Wölfe daran gewöhnt werden, dass Menschen ihnen Nahrung liefern, verlieren sie Scheu und können zu „Problemwölfen“ werden.
Ungeschützte Haustiere, besonders Schafe und Ziegen werden ab und an attackiert und gefressen. Eingezäunte Nutztiere, die nicht flüchten können, stellen eine unnatürliche Situation für Wölfe dar: der „Beuteschlagreflex“ kann dazu führen, dass sie mehr Tiere töten, als sie sofort fressen können – als „Vorrat“ für später. Als Gegenmittel haben sich ausgebildete Herdenschutzhunde sowie wolf-sichere Zäune bewährt.
Der Wolf in der Kulturgeschichte
Die kulturelle Beziehung zwischen Mensch und Wolf ist sehr ambivalent: Als Vorfahr des Haushundes ist der domestizierte Wolf Beschützer und Gefährte, als Raubtier wurde er in vielen Kulturen als Jäger und Krieger verehrt – Vornamen wie Wolfgang oder Wolfhard erinnern bis heute daran. Das Motiv der Wolfskinder kommt in Mythologie und Literatur immer wieder vor – bekanntestes Beispiel sind wohl die legendären Gründer Roms – Romulus und Remus – die von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen werden. In Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ wird Mowgli ebenfalls von einem Wolfsrudel adoptiert.
Gleichzeitig manifestieren sich in der Gestalt des Wolf menschliche Ängste – in Märchen und Fabeln wird „Isegrim“ meist mit Gier, Verschlagenheit und Tücke assoziiert. In einer Interpretation des Märchens Rotkäppchen ist der Wolf eine Warnung an junge Mädchen, nicht mit fremden, möglicherweise gewalttätigen Männern zu sprechen.
Der Wolf als Symbol ist also mit einer Unzahl an Assoziationen behaftet, die – obwohl sie mit dem Tier an sich wenig bis nichts zu tun haben – das Bild des Wolfes bis heute prägen.
Projekte und Engagement des WWF
Der Wolf hat eine enorm wichtige Bedeutung für die Gesundheit unserer Ökosysteme – seine Rückkehr nach Österreich ist uns als WWF daher ein großes Anliegen. Vorraussetzungen dafür sind ungestörte Lebensräume mit ausreichendem Nahrungsangebot, die es Wolf und Mensch ermöglichen, sich voneinander fern zu halten. Eines dieser Gebiete ist das Natura 2000-Gebiet Truppenübungsplatz Allentsteig, wo über 100 Jahre nach ihrer Ausrottung erstmals wurden.
Erfolgreiches Wolfsmanagement braucht eine Mischung aus sachlicher Diskussion und Aufklärungsarbeit, Finanzierungsmodellen für den Herdenschutz und einer besseren Schadensabgeltung für jene landwirtschaftlichen Betriebe, die mit Wölfen in Kontakt kommen könnten. Deshalb ist auch die Politik gefordert.
LIFE EuroLargeCarnivores
Im Herbst 2017 startete ein internationales Projekt zum Bär, Luchs, Wolf und Vielfraß. Der WWF Österreich ist einer der 16 europäischen Projektpartner aus ebensoviele Ländern. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, ein europäisches Netzwerk und eine Plattform zu schaffen, auf der sich Praktiker und Experten aus unterschiedlichen Branchen und über Grenzen hinweg austauschen können. Das Projekt fördert den Dialog zu Praxisbeispielen und möglichen Lösungsansätzen für die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die Bär, Luchs, Wolf und Vielfraß mit sich bringen.
Weitere Artikel
Zum Thema Wolf
Projekte
Projekt 1
Projekt 2
Projekt 3
Referate
Referat Wolf
Referat Wolfsrudel
Downloads
Download 1
Download 2
Download 3
Videos
Video 1
Video 2
Unterstützen Sie unsere
Wolf Projekte mit einer
Wolf-Patenschaft!
Werden Sie jetzt Pate und leisten Sie Ihren Beitrag zum Schutz der Natur. Alle Paten erhalten vier mal jährlich das Panda Magazin und jährlich den Paten-Report!
News
Aktuelle Beiträge zum Thema
Neue Zahlen: Österreichs größte Städte deutlich stärker versiegelt als gedacht
WWF-Berechnung auf Basis von Satellitendaten zeigt um 35 Prozent höhere Versiegelung – Pro-Kopf-Werte in St. Pölten, Wiener Neustadt und Villach am höchsten – WWF fordert mehr Grünräume
Welt-Elefanten-Tag am 12. August: WWF fordert besseren Schutz
Elefanten leiden unter Wilderei und Zerstörung ihres Lebensraums – WWF Österreich schützt bedrohte asiatische Elefanten: Erfolge in Thailand
WWF-Umwelt-Check: Parteien versprechen Bodenschutz im neuen Regierungsprogramm
Vier von fünf Parlamentsparteien für Pakete gegen Bodenverbrauch und Lebensmittelverschwendung im künftigen Regierungsprogramm – Allianz für starkes Klimaschutzgesetz
Welterschöpfungstag am 1. August: WWF warnt vor Ausbeutung des Planeten
Enormer Ressourcen-Hunger ist “Raubbau an der Zukunft kommender Generationen” – WWF fordert Reduktion des Energieverbrauchs, Bodenschutz-Vertrag und Wiederherstellung zerstörter Natur
WWF-Erfolg: Tiger im Norden Myanmars gesichtet
Seit 2018 gab es keine Spur mehr von Tigern in den nördlichen Wäldern von Myanmar. Nun gibt es eine kleine Sensation: Auf Bildern von Wildtierkameras haben wir die Großkatze entdeckt!
Neue Ernährungsempfehlungen: WWF fordert mehr Ambition und Reformen
Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm