Klima- und Biodiversitätskrise macht Wäldern zu schaffen – Novelle soll naturnahe Wälder künftig stärker vor Verbauung und Rodung schützen – Umweltschutzorganisation fordert rasche Adaption des nationalen Waldentwicklungsplans
WWF-Bodenreport: Ursachen, Probleme und Lösungen einer wachsenden Umweltkrise
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Gewerbeparks, Straßen, Skipisten: Pro Minute werden in Österreich fast 100 Quadratmeter verbaut. Der Flächenfraß zerstört Lebensräume, befeuert das Artensterben und die Klimakrise – und gefährdet die Gesundheit der Menschen. Warum Österreich endlich echten Bodenschutz braucht – und welche 15 Punkte der WWF zur Lösung des Problems vorschlägt.
Unser Appell: Die Coronakrise muss ein Weckruf sein. Wenn die Politik nicht rasch gegensteuert, wird der Flächenfraß nach der Pandemie erst recht explodieren.
WWF-Bodenreport zeigt: Fast 100 Quadratmeter pro Minute verbaut
Wie unser neuer Bodenreport zeigt, hat Österreich in Sachen Verbauung bereits jedes naturverträgliche Maß überschritten. Pro Tag werden hierzulande 13 Hektar Boden verbaut. Das sind knapp 100 Quadratmeter pro Minute – 100 Quadratmeter wertvoller Boden und intakte Natur, die so fast unwiederbringlich verloren gehen. Außerdem schießt Österreich mit seinem hohen Bodenverbrauch weit an seinem eigenen Nachhaltigkeitsziel vorbei. Nämlich gleich um das Fünffache. Denn eigentlich war das Ziel für 2010 gesetzt. Seither wurde in Österreich 42.000 Hektar am Ziel vorbei gebaut! Heute ist bereits ein Fünftel der gesamten bewohnbaren oder landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in Österreich verbaut. Auch für die Zukunft schaut es nicht besser aus. Laut Experten der Statistik Austria ist der Flächenfraß in Österreich in den letzten 20 Jahren mehr als doppelt so schnell gestiegen wie die Bevölkerung. Dies wirke sich „langfristig eindeutig negativ“ auf Österreichs Fortschritt und Lebensqualität aus, so das Fazit der Fachleute.
Wofür wir unser Land verbauen
Der Flächenfraß hat hierzulande drei Hauptursachen: Straßenbau, Zersiedelung und die Großinfrastruktur (wie konventionelle Skigebiete oder Wasserkraftwerke) in den letzten unberührten und intakten Naturräumen. Städte und Gemeinden werden immer mehr zersiedelt. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Einkaufszentren und Gewerbeparks von 113 auf 264 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig sterben Ortskerne aus.
Weil alles (wohnen, arbeiten oder einkaufen) an die Ortsränder wandert, sind die Menschen vom Auto abhängig. Österreich hat eines der dichtesten Straßennetze Europas. Es ist so lang, dass es drei Mal die Erde umspannen kann. Auch für Autobahnen und Schnellstraßen wird viel Grünland zugepflastert. Dabei verursacht der Straßenverkehr viel klimaschädliches Treibhausgas und heizt damit die Klimakrise nur weiter an.
Nur mehr 7 Prozent des Landes sind heute noch als „sehr naturnah“ einzustufen. Und auch die sind nicht sicher, denn sie werden mit immer mehr Wasserkraftwerken und immer neuen Skipisten verbaut. Dabei stehen in Österreich bereits mehr als 5.200 Wasserkraftwerke, während nur noch 15 Prozent aller Flüsse in Österreich ökologisch intakt sind. Außerdem gibt es hierzulande fast 24.000 Hektar Skipisten und weit mehr als 400 Speicherteiche für Kunstschnee. Unter diesen massiven Eingriffen leiden auch besonders die sensiblen Tiere und Pflanzen, die hoch in den Alpen leben.
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Verbauung hat massive Folgen für Tiere, Natur und Menschen
Wie schädlich der hohe Bodenverbrauch auf Dauer ist, zeigt sich schon heute: Fast jede dritte heimische Art gilt als gefährdet. 83 Prozent der bewerteten heimischen Tier- und Pflanzenarten sind in einem „mangelhaften“ oder „schlechten“ Zustand. Unter dem Flächenfraß leidern nicht nur seltene, raumbedürftige Tierarten wie der Luchs, sondern auch häufiger vorkommende Arten wie der Feldhamster.
Gesunde Böden sind aber auch für uns Menschen überlebenswichtig. Unsere Ernährung hängt genauso von intakten Böden ab wie unser Zugang zu Trinkwasser, sauberer Luft, Abkühlung im Sommer oder dem Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen. Das Problem: Werden Böden verbaut und versiegelt, gehen alle biologischen Funktionen verloren. Zubetonierter Boden kann im Sommer zu gesundheitsgefährdenden Hitzeinseln führen.
15-Punkte-Plan für effektiven Bodenschutz
Der WWF fordert im Zuge eines 15-Punkte-Plans einen Bodenschutzvertrag von Bund und Ländern, um den Flächenfraß bis 2030 auf maximal einen Hektar pro Tag zu reduzieren. Dazu müssen sich die Bundesregierung, die Länder und die Gemeinden noch heuer zu einem Bodengipfel treffen. Es gilt zu schützen, was wir an unverbauter Natur noch haben. Zu sparen, wenn unbedingt gebaut werden muss. Und zu steuern, damit naturschädliches Verhalten nicht mehr belohnt wird. Besonders wichtig sind die komplette Ökologisierung der Raumordnung und des Steuersystems sowie eine große Naturschutz-Offensive.
Konkret müssen Schutzgebiete größer und besser vernetzt werden. Ein Biodiversitätsfonds für Artenschutz- und Entsiegelungsprojekte muss mit ausreichend Geld ausgestattet werden, also mindestens 1 Milliarde Euro. Es braucht strengere Umweltprüfungen für Bauprojekte und Flächenwidmungen. Und einen Klima- und Biodiversitätscheck für neue Gesetze. Außerdem braucht es ein bundesweites Naturschutzgesetz und Maßnahmen zum Flächensparen, also zum Beispiel Förderungen für Sanierungen und Brachflächenrecycling. Außerdem braucht es eine Reform von Raumplanungsgesetzen. Damit es keine Schlupflöcher mehr gibt.
So können wir die Verbauung Österreichs stoppen
Mit der Petition „Natur statt Beton“ fordern wir von der Österreichischen Bundesregierung einen strikten Bodenschutzvertrag. Über 13.000 Menschen unterstützen uns bereits. Helfen auch Sie mit, unsere Böden für zukünftige Generationen zu schützen und den massiven Flächenfraß zu stoppen.
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