Kampf der Meeresgiganten

Vor wem fürchtet sich sogar der Weiße Hai?

Wer hat Angst vorm Weißen Hai? Fast jeder. Schließlich ist er der größte Raubfisch der Welt. Aber es gibt ein anderes Meerestier, vor dem sich selbst der Weiße Hai fürchtet: der Orca. Nicht ohne Grund wird er auch „Killerwal“ genannt.

Schwimmende Kraftpakete

Große Schwertwale, wie die Orcas wegen ihrer mächtigen Rückenflosse bezeichnet werden, sind ausdauernde Schwimmer. Die Kraftpakete können bis zu neun Meter lang und 6.600 Kilogramm schwer werden. Als besonders intelligente Tiere sind sie auch außergewöhnlich einfallsreiche Jäger. Mit ihren Jagdtricks schnappen sie sich fast jede Beute!

So schnell wie ein Auto

Der Weiße Hai ist aber auch nicht zu unterschätzen: Bei Verfolgungsjagden kann er auf 60 Stundenkilometer beschleunigen. Seine Sinne sind so messerscharf wie seine Zähne: Er riecht Beutetiere wie zum Beispiel Robben aus großer Entfernung. Außerdem haben Haie einen „Elektrosinn“: Sie nehmen die elektrischen Ströme wahr, die vom Körper jedes Tieres ausgesendet werden. Auch damit können sie Beutetiere oder Feinde aufspüren.

Trotzdem scheint der Orca dem Weißen Hai im direkten Kampf weit überlegen. Ein US-amerikanisches Forschungsteam wollte dieses Verhalten in einem Meeresschutzgebiet vor der Küste Kaliforniens näher untersuchen und den Beweis erbringen.

Nehmen Haie wirklich vor Orcas Reißaus?

Die Biolog*innen statteten 17 Weiße Haie mit Funksendern auf der Rückenflosse aus. Auf diese Weise erfuhren die Forscherinnen und Forscher, dass sich die Raubfische seelenruhig an jungen Robben satt fraßen. Offensichtlich waren sie sehr zufrieden.

Da drang eine Gruppe Schwertwale in das Gewässer ein. Sofort nahmen die Haie Reißaus! Die meisten kehrten in diesem Jahr nicht mehr in das Gebiet zurück, obwohl die Orcas gleich weitergezogen waren.

Zufall oder nicht? Ein Beweis muss her

Nun galt es festzustellen, ob Haifische tatsächlich vor Orcas flüchten. Die Forscher*innen studierten daher alle Aufzeichnungen über Wale, Haie und Robben, die in diesem Schutzgebiet in den letzten 27 Jahren gesammelt wurden.

Volltreffer! Man hatte auch schon früher aufgeschrieben, dass Weiße Haie ihr bevorzugtes Jagdgebiet verließen, sobald sich Orcas annäherten. Sie zogen dann lieber in sicherere Gebiete, auch wenn es dort weniger zu fressen gab.

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte! Nämlich die Robben. Die Untersuchungen der Meeresbiologen ergaben, dass vier- bis siebenmal weniger Überfälle auf Robben stattfinden, wenn die Schwertwale die Haie schon beim bloßen Vorbeischwimmen aus dem Weg räumen. In einem Ökosystem hängt alles zusammen!

Die Jagdtechnik der Orcas

Zum Atmen müssen Haie Sauerstoff aus dem Wasser über ihre Kiemen aufnehmen. Das funktioniert jedoch nur beim „Brustschwimmen“ und nicht auf dem Rücken.

Das weiß auch der Schwertwal. Zuerst setzt der Orca seinen Gegner durch einen kräftigen Schlag mit der Schwanzflosse außer Gefecht. Dann dreht er ihn um, sodass der Hai keine Luft mehr bekommt und erstickt. Ziemlich fies! Nun kann der Orca in Ruhe die Haileber fressen. Denn auf diesen Leckerbissen hat er es hauptsächlich abgesehen.

Abwechslung auf der Speisekarte

Grundsätzlich fressen Schwertwale, was sie kriegen können – Fische, Seevögel, Meeressäuger oder auch mal einen Elch, der baden gegangen ist. Ihre Angriffe auf Haie nehmen allerdings zu. Was könnte der Grund sein?

Meeresbiologen vermuten, dass Haie und Schwertwale einfach häufiger als früher aufeinandertreffen. Während Schwertwale schon immer weit verbreitet waren, hat sich hat sich auch der Lebensraum des Weißen Hai vergrößert.


Ist jemand um die eigene Sicherheit besorgt? Die gute Nachricht: Menschen stehen weder beim Orca noch beim Weißen Hai auf dem Speiseplan.

 

Dieser WWF-Artikel erschien im Juli 2020 im Jugendmagazin JÖ des Bildungsmedienverlags JUNGÖSTERREICH.
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