Geheimnisvolle „Nachteulen“: Komm mit in ihre Welt!

Zehn Eulenarten leben in Österreich – vom riesigen Uhu bis zum kleinen Sperlingskauz. Sie sind in ganz unterschiedlichen Lebensräumen zu Hause und sie stehen alle unter Schutz. Leider sind vier Eulenarten bereits vom Aussterben bedroht. Magst du Eulen und willst du ihnen helfen? Dann ist es wichtig, dass du dich so gut wie möglich über die Tiere und ihre Lebensweise informierst. Denn man kann nur schützen, was man kennt!

                 Das sind unsere zehn heimischen Eulenarten, von der
               größten bis zur kleinsten. Klick dich durch!

1. Uhu (Bubo bubo)

Der Uhu ist die größte Eule der Welt! Wenn das Weibchen seine Flügel ausbreitet, kann es eine Spannweite von 180 Zentimetern erreichen. Es ruft ein hohes „buho, buho, buho“. Der Ruf des Männchens ist etwas tiefer. Zur Balzzeit singen die beiden häufig im Duett. Uhu-Pärchen sind sich meist ein Leben lang treu.

Eulen können am Tag und in der Nacht supergut sehen. Ihre großen, runden Augen sind nach vorne gerichtet und lassen sich nicht zur Seite bewegen. Die Vögel können ihren Kopf aber bis zur anderen Schulter nach hinten drehen – sogar im Flug. So behalten sie immer alles gut im Blick.

Eulen sind keine besonders schnellen Flieger. Ihre Schwungfedern haben jedoch einen weichen Saum aus haarartigen Federspitzchen. Dadurch streicht die Luft im Flug fast geräuschlos durchs Gefieder. So können Uhus ihre Beutetiere überraschen und erfolgreicher jagen! Weil die Flügel im Verhältnis zum Körpergewicht eine große Fläche haben, genügen dem Uhu außerdem wenige Flügelschläge, um zu fliegen.

2. Habichtskauz (Strix uralensis)

Der Habichtskauz ist die zweitgrößte heimische Eule. Käuze haben keine Federbüschel auf dem Kopf. Nur das unterscheidet sie von Eulen. Beide haben sie ein ausgezeichnetes Gehör! Den hochentwickelten Ohren entgeht kein Mäusetrippeln, nicht einmal unter einer 50 Zentimeter dicken Schneedecke. Die kleinen Augen des Habichtskauz‘ sind schwarz, sein Schnabel ist gelb. So klingt seine Stimme.

Der Habichtskauz war bei uns bereits ausgestorben. Seit 2011 wird versucht, ihn wieder anzusiedeln. Das ist besonders in den Wiener Wäldern erfolgreich gelungen! Dort wachsen Laub-Mischwälder mit einheimischen Baumarten. In den alten, hohlen und morschen Bäumen finden die Käuze noch tolle Höhlen zum Schlafen und zum Brüten.

 

3. Waldkauz (Strix aluco)

Der Waldkauz ist unsere häufigste Eule. Vielleicht hast du seine Stimme schon mal gehört. Im Flug erkennst du ihn an den kurzen und breiten Flügeln. Diese machen ihn zu einem wendigen Jäger! Hat der Waldkauz seine Beute geortet, schwebt er langsam und lautlos auf sie zu. Meist wird er zu spät entdeckt und die Jagd ist erfolgreich. Der Fang wird mit den scharfen Krallen gepackt und mit einem kräftigen Biss getötet.

Am liebsten verspeist der Waldkauz Mäuse, verschmäht aber auch Maulwürfe, Vögel und sogar kleine Kaninchen nicht. Meistens wird die Beute erst zum Unterschlupf gebracht und dort in wenigen Happen verspeist. Der Waldkauz wohnt gerne als „Nachmieter“ in verlassenen Spechthöhlen und ist in tieferen Lagen und im Hügelland daheim.

Seit es durch die Klimaveränderung wärmer geworden ist und die Schneedecke dünner, dringen Waldkäuze immer höher in die Bergwälder hinauf und machen dort dem Raufußkauz Konkurrenz. Beide erbeuten vor allem Mäuse.

4. Sumpfohreule (Asio flammeus)

Die Sumpfohreule ähnelt der Waldohreule. Sie hat jedoch dunkle Ringe um ihre gelben Augen, so als ob sie nächtelang nicht geschlafen hätte. Die Waldohreule wiederum, hat wie ein Clown einen senkrechten schwarzen Strich durch ihre orangen Augen.

Zum Leben braucht die Sumpfohreule Moore oder große Feuchtgebiete, in denen wenigen Bäume wachsen. Dort baut sie am Boden ein einfaches Nest. Sie brütet aber nur, wenn es genügend Wühlmäuse gibt und jagt dann sogar während des Tages nach ihnen. Veruch doch mal, das Lied der Sumpfohreule nachzusingen!

Weil es wegen der Entwässerung von Feuchtgebieten für die Anlage von Feldern kaum noch solche Feuchtlebensräume gibt, ist die Sumpfohreule vom Aussterben bedroht und bei uns leider nur noch im Nationalpark Neusiedler See/Seewinkel zu finden.

5. Waldohreule (Asio otus)

Woher diese Eule ihren Namen hat, siehst du auf dem Foto oben 🙂 Waldohreulen sehen Uhus ähnlich, sind aber nur etwa halb so groß. Ihr Körper ist eher schlank. Durch ihre orangen Augen geht ein senkrechter schwarzer Strich – wie bei einem Clown. So klingt der Ruf des Männchens.

Hast du gewusst, dass die „Federohren“ von Eulen in Wirklichkeit gar keine Ohren sind? Die echten Ohren sind kleine Öffnungen, die etwa auf Augenhöhe links und rechts am Kopf sitzen, gut unter Federn versteckt.

Waldohreulen ernähren sich hauptsächlich von Feldmäusen, die sie im offenen Gelände mit Baumreihen und Hecken finden. Straßen eignen sich für viele Eulen hervorragend als Jagdplatz. Sie sind im Sommer frei von Pflanzen und im Winter frei von Schnee. Mäuse, die über die Straße flitzen, sind besonders leicht zu erbeuten. Leider stoßen viele Eulen mit Autos zusammen, wenn sie von einem Zaun oder Straßenschild aus auf ihre Beute zufliegen. Diese Unfälle gehen für die Vögel oft tödlich aus.

 

6. Schleiereule (Tyto alba)

Die Schleiereule erkennst du sofort an ihrem herzförmigen, weißen Gesicht (man nennt es „Schleier“) das dunkel eingerahmt ist. Auch ihre Rufe unterscheiden sich deutlich von jenen der anderen Eulenarten: Schleiereulen geben Töne von sich, die sich wie Kreischen oder lautes Schnarchen anhören. Aber hör selbst!

Schleiereulen jagen im flachen Grünland nach Wühlmäusen, können aber weder im geschlossenen Wald noch im reinen Ackerland leben. Zum Ausruhen und Brüten ziehen sie sich gerne in Scheunen und Ställe, baufällige Kirchtürme und auf alte Dachböden zurück.

Leider gibt es immer weniger solcher Plätze. Die Schleiereule ist vom Aussterben bedroht. Mit Nistkästen, die räubersicher in der richtigen Gegend angebracht sind, kann man ihr helfen.

7. Raufußkauz (Aegolius funereus)

Der Raufußkauz ist ein Bewohner von Nadelwäldern im Gebirge. Mit großen Schneemengen hat er kein Problem. Er brütet ausschließlich in verlassenen Höhlen des Schwarzspechtes. Daher ist für ihn ein naturnaher, alter Wald mit guten Höhlenbäumen enorm wichtig!

Der Raufußkauz jagt nur nachts – meist nach Mäusen – und verlässt sich dabei auf sein ausgezeichnetes Gehör. Wie bei allen Eulen sind die Ohren gut unter den Federn versteckte kleine Löcher rechts und links am Kopf. Weil ein Ohrloch etwas höher als das andere sitzt, kommen Geräusche zu unterschiedlichen Zeiten in den Ohren an. Dadurch kann der Kauz genau bestimmen, wie weit seine Beute entfernt ist.

So schön klingt das Lied des Raufußkauzes! © Deutsche-vogelstimmen.de

 



8. Steinkauz (Athene noctua)

Den Steinkauz braucht Gebiete mit  großen einzelnen Bäumen, Hecken, alten Obstgärten oder Kopfweiden. Dort brütet und versteckt er sich in Baumhöhlen.

Als Beute dienen im Sommer vor allem Insekten, Regenwürmer und Mäuse, im Winter kleine Vögel. Der Steinkauz jagt sie meist am Boden. Er läuft so schnell, dass er sogar eine Maus einholen kann! Leider findet er immer weniger Nahrung und Unterschlupf, sodass er vom Aussterben bedroht ist.

In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Landwirtschaft stark verändert. Auf riesigen Äckern werden immer die gleichen Pflanzen angebaut und Gifte versprüht. Viele Tiere, die früher am Feld gelebt haben und auch anderen als Nahrung dienten, sind dadurch verschwunden. In Getreide- und Maisfeldern kann der kleine Kauz seine Beute – falls es sie überhaupt noch gibt – nicht erreichen. So ruft der kleine Kauz.


9. Zwergohreule (Otus scops scops)

Zwergohreulen dösen tagsüber gut getarnt in einem sicheren Versteck. Ihr Gefieder mit den dunklen Längsstreifen sieht einer Baumrinde täuschend ähnlich! Nachts machen sie Jagd auf Großinsekten wie Heuschrecken, Grillen und Käfer. Durch den großflächigen Einsatz von Kunstdünger und Insektenvernichtungsmitteln gibt es jedoch zu wenig Nahrung.

So klingt die Zwergohreule.

Die Zwergohreule liebt warme und trockene Landschaften und brütet gerne in südseitig gelegenen Obstgärten. Sie braucht dazu sehr große Baumhöhlen. Überwintert wird in Afrika – die Zwergohreule ist nämlich der einzige Zugvogel unter den heimischen Eulen. Die Gefahren auf dem langen Flug machen der kleinen Eule zusätzlich zu schaffen. Bei uns ist sie bereits vom Aussterben bedroht.

10. Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)

Der Sperlingskauz wohnt in großen Nadelwäldern. Er würde in deine Hand passen, weil er so klein wie ein Hamster ist! Trotzdem ist der Winzling ein kräftiger, angriffslustiger Jäger. Gelegentlich fängt er sogar Beutetiere, die größer sind als er selbst. Seine Hauptnahrung sind Mäuse und kleine Vögel, besonders Meisen.

Bei Wahl seiner Bruthöhle ist der Sperlingskauz äußerst anspruchsvoll: Er bezieht am liebsten verlassene Höhlen von Bunt- oder Dreizehenspecht in Fichten. Aber nur, wenn die Höhlen gut erhalten sind!

Willst du wissen, wie Vogelkundler*innen überprüfen, ob in einem Waldgebiet Sperlingskäuze vorkommen? Ganz einfach: sobald sie im Wald auf einen Schwarm Meisen treffen, die auf Nahrungssuche sind, ahmen sie den Ruf des Sperlingskauzes nach. Gibt es im Gebiet Sperlingskäuze, antworten die Meisen mit aufgeregten Warnrufen. Gibt es keine, reagieren die Meisen nicht.

 

Eulen in Not

Nun weißt du, welche Eulen und Käuze in Österreich vorkommen. Karin und Michi haben für dich auch ein Video über sie gedreht! Leider gibt es nur noch wenige Orte, an denen Eulen ungestört leben und Familien gründen können. Vor allem Arten, die auf einen bestimmten Lebensraum oder Beutetiere angewiesen sind, haben es schwer.

Viele Eulen brauchen alte, hohle und morsche Bäume mit großen Höhlen zum Schlafen und zum Brüten. Solche Bäume sind in unseren Forsten nicht zu finden. Schau dir mit einem Erwachsenen unser Lehrvideo über den „Wald – was der alles kann“ an oder klick hier rein und erfahre, warum Wälder Superkräfte haben!

Eulen haben eine ganz wichtige Rolle im Ökosystem. Es käme schnell aus dem Gleichgewicht, wenn sie fehlen würden. Der WWF setzt sich dafür ein, dass mehr wilde Wälder wachsen dürfen, in denen sich die Natur noch austoben kann! Außerdem machen wir uns für gesunde Böden und klimafreundliches Essen stark.

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