Team Panda fragt nach: Was ist deine Arbeit, Marianne?

Marianne Götsch arbeitet in der Kampagne „Kaunertal“ als Expertin für Flüsse

Was machst du als Flussexpertin?

Ich bin seit Jänner 2020 beim WWF und setze mich für den Schutz der letzten wertvollen Flusslandschaften Österreichs ein. Es gibt nämlich leider nicht mehr viele davon! Besonders aktiv bin ich derzeit in den Ötzaler Alpen in Tirol. Dort machen wir uns gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal stark, für das enorm viel wertvolle Natur zerstört werden soll.

Arbeitest du alleine?

Nein, ich bin in einem Team aus engagierten WWF-Kolleg*innen, habe aber auch viel mit Leuten aus der Wissenschaft, der Politik und mit Journalistinnen und Journalisten zu tun. Außerdem tausche ich mich häufig mit Fischer*innen, Wildwassersportler*innen aus. Und mit Menschen, die den Fluss an dem sie wohnen vor der Verbauung schützen wollen.

 

Was sind verbaute, was natürliche Flüsse?

Pia Panda, die fröhlich eine Faust in die Luft wirft

Mehr Infos

Natürliche Flüsse dürfen fließen, wie sie wollen – nach links oder rechts, in Kurven, in viele Arme aufgeteilt oder schluchten-eng. An solchen Flüssen leben viele Tier- und Pflanzenarten! Darunter sind Fische wie die bunt schillernde Äsche und Vögel wie die Wasseramsel oder der Flussuferläufer. Intakte Flüsse helfen auch uns Menschen, zum Beispiel bei Hochwasser. Denn sie können große Wassermassen gut bewältigen.

Marianne vom WWF über natürliche - auch als "intakt" bezeichnete - Flüsse

Stimmt es, dass Wasserkraftwerke den Flüssen stark schaden?

Ja, das ist richtig. Kraftwerke sind fast immer eine Katastrophe für den Fluss und seine Lebewesen, was viele Menschen noch nicht wissen. Mir ist wichtig bekannt zu machen, wie wertvoll natürliche Flüsse sind. Wir sollten nicht auch noch die letzten Reste davon zerstören! Der Schutz des Klimas und der Schutz der Natur funktionieren nur miteinander, nicht gegeneinander. Darüber spreche ich auch oft mit Journalist*innen und mit Politiker*innen. Hier erfährst du, warum Kraftwerke den Flüssen so schaden.

Derzeit bin in vollem Einsatz für das Tiroler Platzertal. In diesem wunderschönen und bisher fast ungestörten Gebiet soll ein riesiger Staudamm errichtet werden. Das ganze Tal würde im Wasser versinken, und wunderschöne Moore verschwinden. Auch Tiere wie das Murmeltier oder das Alpenschneehuhn hätten dann dort kein Zuhause mehr.

Wie schaut es in deinem Projektgebiet aus?

Wunderschön! An Tagen, die ich nicht am Schreibtisch verbringe sondern draußen sein darf, habe ich den tollsten „Arbeitsplatz“ der Welt!

Wanderer im Tiroler Platzertal in 2.300 Metern Höhe. Im Vordergrund ist der Platzbach zu sehen, der sich über die Alm schlängelt.

Ein Murmeltier auf der Platzalm. Sein Zuhause würde überflutet werden, wenn das Kraftwerk Kaunertal durch einen riesigen Staudamm erweitert wird.

An der Ötztaler Ache, einem wilden Alpenfluss, demonstrieren Paddler*innen und Naturschützer*innen gegen die Flusszerstörung. Im Ötztal ist das Wasser jetzt schon knapp, sodass gut darauf aufgepasst werden sollte.

Ein Flussuferläufer marschiert am Inn-Ufer entlang. Auch dieser kleine Vogel braucht natürliche Flüsse um zu leben und seine Jungen großzuziehen.

Hier schwimmt eine Äsche. Durch den Betrieb von Kraftwerken bekommen die Flüsse mehr Schwall ab, was Fische in Stress versetzen oder sogar töten kann.

Marianne setzt sich auch für den Schutz des Tiroler Gletscherflusses Isel ein.

Wie wird man eigentlich Flussexpertin?

Ich habe mich schon als Kind für die Natur interessiert und bereits als Jugendliche für den Erhalt des Forchetwaldes eingesetzt. Mir war immer klar, dass Naturschutz auch mein Beruf werden sollte! Nach der Matura habe ich Umwelt- und Bioressourcenmanagement studiert und viele freiwillige Wahlfächer zu Natur- und Artenschutz belegt. Ich hab alles „aufgesaugt“, was mich an Naturwissen interessiert hat, egal ob an der Uni oder im Leben. Das hilft mir jetzt, denn auch beim WWF sind meine Aufgaben sehr vielfältig.

links: Marianne Götsch; rechts: Bettina Urbanek, Gurgler Ache - Kraftwerksausbau Kaunertal (c) Sebastian Frölich

Schützt du privat die Umwelt?

Natürlich! Ich bin Vegetarierin, kaufe möglichst regionale und biologische Lebensmittel, benutze mein Fahrrad oder den Zug und vermeide Flugreisen. Ehrlich gesagt mag ich diese Angewohnheiten und hab nicht das Gefühl, auf etwas „verzichten“ zu müssen. Darüber hinaus sollten wir beim Umweltschutz aber auch die Politiker*innen und die Wirtschaftstreibenden stärker in die Pflicht nehmen.

frisches Gemüse in Box

Welches Tier wärst du gerne?

Ich bin eigentlich sehr glücklich ein Mensch zu sein, weil ich bedauere, dass wildlebende Tiere Angst vor Menschen haben müssen.

Aber Mauersegler zum Beispiel, die bewundere ich oft dafür, dass sie selbst im Schlaf noch fliegen können.

Willst du noch etwas sagen, zum Beispiel was du dir wünscht?

Wenn ich einen großen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass die Menschen im Einkang mit der Natur leben.

Und dass es gar keine Naturschutzgebiete mehr braucht, weil die Natur überall respektiert werden würde.

Autobahnknoten

Willst du etwas von Marianne wissen?

 

Wenn du noch mehr von Marianne erfahren willst, schreib ihr gerne an teampanda@wwf.at. Vielleicht hast du auch Lust, ein Referat über Flüsse zu halten? Dann helfen dir unsere Wissensblätter sicher gut weiter. Mehr Interviews mit WWF-Expert*innen findest du hier und hier!
Falls ihr in der Schule über den Flussschutz sprechen wollt, haben wir für deine Lehrerin oder deinen Lehrer Informationen für den Unterricht zusammengestellt:

 

Lies hier mehr!

Team Panda fragt nach: Was ist deine Arbeit, Karin?
Team Panda fragt nach: Was ist deine Arbeit, Georg?
Team Panda fragt nach: Was ist deine Arbeit, Toni?
Team Panda fragt nach: Was ist deine Arbeit, Dominik?

Rückfragen