Knochenbrecher mit Schminke: Der Bartgeier

Höhenangst? Fehlanzeige!

Bist du schon einmal mit dem Flugzeug unterwegs gewesen? War es angenehm oder ein bisschen unheimlich? Ein Bartgeier mit Flugangst hätte kein schönes Leben, denn das Segeln über tiefe Schluchten ist seine Welt! Sein Lebensraum ist das Hochgebirge.

Er gehört zu den weltgrößten Vögeln

Die Flügelspannweite des Bartgeiers: bis zu 2,90 Meter! Der Luftakrobat setzt seine Flugkünste jedoch nicht zum Jagen, sondern zum Knochenbrechen ein. Er frisst nämlich, was andere Tiere nicht verdauen können: Haut, Sehnen, und Knochen. Besonders das fetthaltige Mark im Inneren der Knochen ist des Bartgeiers Lieblingsspeise. Also lässt er große Knochen aus bis zu 80 Metern Höhe auf einen Felsen fallen, wodurch diese zersplittern.

Unfälle sind ihm nützlich

Damit Bartgeier überleben können, muss es im Gebirge viele Gämsen, Steinböcke und anderes Wild geben. Bartgeier töten diese Tiere jedoch nie selber! Sie kommen erst zu ihrer Mahlzeit, wenn ihre Beutetiere durch Lawinen sterben, verhungern oder in einer Schlucht abstürzen. Das haben die Menschen in früheren Zeiten nicht gewusst und ihn zu Unrecht beschuldigt:

Welche Geschichten man sich erzählt hat

 

„Früher hat man geglaubt, dass Bartgeier Lämmer oder sogar kleine Kinder entführen. Das stimmt natürlich nicht! Der Bartgeier ernährt sich von toten Tieren und sogar fast nur von deren Knochen. Sind diese größer als ungefähr 30 Zentimeter, lässt er sie auf Felsen fallen, damit sie zersplittern.“

Christian Pichler

Greifvogelexperte beim WWF Österreich

So lebt der Bartgeier

In großer Höhe

Da der Bartgeier keine Tiere tötet, braucht er extreme Lebensräume wie das Hochgebirge. Dort sterben im Winter viele Wildtiere in Lawinen, sodass es genügend Aas gibt. Bartgeier können erst mit 5 bis 7 Jahren erstmals Junge bekommen! Weil Bart-
geiereltern im geschmolzenen Schnee viele Kadaver von Tieren finden die die strenge Zeit nicht überlebt haben, schlüpfen auch deren Küken am Ende der kalten Jahreszeit. Das Nest wird in Felsnischen oder Höhlen oberhalb der Baumgrenze gebaut.

WWF Österreich Geschäftsführerin Andrea Johanides bei der Montage einer Wildtierkamera

In freier Wildbahn beginnen Bartgeiereltern schon im Herbst, Schafwolle, Gamshaare, Gras und Äste zum Nest (Horst genannt) zu schleppen, um es weich auszupolstern. Meist überlebt nur eines der beiden Jungen. Das Stärkere drängt das Schwächere vom Fressen ab oder tötet es manchmal sogar. Das zweite Ei dient nur als Absicherung, falls dem ersten etwas zustoßen sollte. Mit ca. vier Monaten unternimmt der junge Bartgeier seinen ersten Flug. Bartgeiereltern bleiben ihr ganzes Leben lang zusammen! Sie können bis zu 50 Jahre alt werden.

Mit Bart und „Make-up“

Seinen Namen verdankt der Bartgeier dem auffälligen „Federbart“, der über dem Schnabel hängt. Bei genauerer Betrachtung ist das aber gar kein Bart, sondern es sind eher lang hinunter wachsende Augenbrauen. Wozu diese Federn dienen, weiß man bis heute nicht genau. Bartgeier baden gerne in Tümpeln, Bächen und eisenhaltigem Schlamm. Dieser Schlamm hat eine rote Farbe. Deshalb verfärben sich die Federn am Hals und vorne an der Brust rot.

WWF Österreich Geschäftsführerin Andrea Johanides bei der Montage einer Wildtierkamera

Wieder zurück

Der Bartgeier wurde im 19. Jhdt. im ganzen Alpenraum ausgerottet. Der WWF war vor 40 Jahren entscheidend dabei, Bartgeier wieder anzusiedeln, die zuvor im Zoo gezüchtet wurden. Er hat das erfolgreiche Projekt jahrzehntelang begleitet und unterstützt auch weiterhin Projekte, die Alpentieren und somit auch den Großgreifvögeln zugute kommen. Mittlerweile segeln die „Knochenbrecher“ wieder in den Alpen, in Österreich im Nationalpark Hohe Tauern. Die Tiere sind sehr nützlich!

Das bedroht Bartgeier

Als „Müllentsorger“ helfen sie mit, Krankheiten unter Wildtieren zu verhindern, weil sie keine Reste toter Tiere liegen lassen. Leider ist der Lebensraum des Bartgeiers in vielen Gegenden zerstört oder sie haben zu wenig Ruhe beim Nisten. Viele sterben auch an einer Vergiftung, zB wenn sie Tiere fressen, die mit Bleimunition geschossen wurden. Oft stoßen sie auch mit Stromleitungen oder Seilbahn-
kabeln zusammen oder werden von Menschen, die noch an die bösen Geschichten glauben, getötet.

Bauarbeiten am Gletscher © WWF/Vincent Sufiyan

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Wie du Greifvögeln helfen kannst

Beobachte auf einer Wanderung aufmerksam den Himmel. Vielleicht entdeckst du einen Greifvogel! An Tieflandflüssen könnte das ein Seeadler sein. Um über diese tollen Tiere zu informieren, kannst du zum Beispiel in der Schule ein Referat halten oder einen Infostand organisieren. Erzähl uns im Rückmeldebogen von deiner Aktion und freue dich über eine schöne Urkunde! Wenn du willst, kannst du auch Spenden für den WWF sammeln. So unterstützt du Projekte, die auch den Bartgeiern helfen.

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