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Artenlexikon:
Verbreitung
Schuppentier/Pangolin
Das hierzulande oft unbekannte Schuppentier ist das weltweit am meisten illegal gehandelte Tier der Welt. Warum? Es gilt als Delikatesse und Wunderheilmittel. Der größte Schutz der Tiere ist also Information.
Körperliche Merkmale
Der Name Pangolin, den das Schuppentier auch trägt, leitet sich von dem malayischen Wort „pengguling“ ab, das so viel bedeutet wie „etwas, das sich aufrollt“. Dies bezieht sich auf die Eigenschaft der Schuppentiere, sich im Bedrohungsfall einzurollen. Als einziges Säugetier verfügen Pangoline über einen scharfkantigen Schuppenpanzer. Der Schwanz der Schuppentiere kann – je nach Art – die Körperlänge sogar übertreffen, die Tiere nutzen ihn, um sich an Ästen festzuhalten, was ihnen beim Klettern hilft. Außerdem sind Schuppentiere perfekt an ihre Beute – Insekten – angepasst: So können sie Nasenlöcher und Ohren verschließen, um sie vor Angriffen zu schützen und verfügen über eine lange, klebrige Zunge, mit der sie Insekten „auflecken”.
Lebensweise und Fortpflanzung
Bisher konnte die Wissenschaft nur wenig über die scheuen Tiere in Erfahrung bringen. Ihre spezielle Ernährung macht es schwierig, sie in Gefangenschaft zu halten und auch in freier Wildbahn sind die Tiere schwer zu erforschen. Sie sind Einzelgänger und nachtaktiv. Tagsüber schlafen sie in Bäumen, oder Höhlen, die die geschickten Tunnelbauer graben. Dabei graben sie die Seiten und Dächer von Gängen aus, indem sie sich nach oben und von Seite zu Seite bewegen. Sie benutzen ihre Vorder- und Hinterfüße, um angesammelten Boden in Richtung des Höhleneingangs zurückzubringen, und werfen kräftig Schmutz aus dem Eingang bis zu einem Meter oder mehr in die Höhe.
Über das Paarungsverhalten der Tiere ist recht wenig bekannt. Hin und wieder konnte aber schon ein Paarungsritual beobachtet werden. Männchen und Weibchen simulieren zunächst einen Kampf, bei dem sie ihre Brustkörbe aneinander schlagen. SChlussendlich lässt sich das Weibchen vom Männchen zum Paarungsplatz ziehen. Das Weibchen bringt meist nur ein einziges Junges auf die Welt. Bei der Geburt sind die Schuppen sind noch weich und härten erst in den nächsten Tagen aus. Die ersten Tage oder Wochen verbringt das Junge im Bau der Mutter. Danach wird es von ihr auf ihrem Schwanz oder Rücken getragen und darf die Welt erkunden. Droht Gefahr, rutscht es auf den Bauch der Mutter und wird schützend mit ihrem kräftigen Schwanz bedeckt. Nach etwa fünf Monaten geht der kleine Pangolin schon auf eigene Wege.
Ernährung
Schuppentiere sind reine Insektenfresser – dadurch kommt ihnen im Ökosystem die wichtige Rolle des „Kammerjägers“ zu. Schätzungen zufolge kann ein erwachsenes Schuppentier jährlich mehr als 70 Millionen Insekten fressen. Schuppentiere lokalisieren Insektennester mit ihrem Geruchssinn. Mit ihren Krallen graben sie Ameisen und Termiten aus Hügeln, Stümpfen und umgefallenen Baumstämmen und benutzen ihre Zungen, um sie zu fangen und zu fressen.
Schuppentier und Mensch
Alle Arten des Pangolin sind bedroht. Da die Tiere bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich zusammenrollen und regungslos verharren, sind sie für Wilderer leichte Beute. Dazu kommt, dass sie in verschiedenen asiatischen Kulturen nicht nur als Delikatesse gelten, sondern sich auch hartnäckig der Aberglaube hält, dass ihre Schuppen ein Wundermittel gegen Krankheiten und böse Geister seien. Tatsächlich bestehen die Schuppen aus Keratin, sind als Wundermittel also genauso wirksam, wie an den eigenen Fingernägeln zu kauen – das Material ist dasselbe. Von 2000 bis 2013 wurde mit über 1 Millionen Schuppentiere illegal gehandelt. Dies macht die Tiere zu der meist illegal gehandelten Art weltweit.
Schutzstatus und Handelsverbot
Seit Anfang 2017 erhalten Schuppentiere den höchsten Schutzstatus des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES), damit ist der kommerzielle Handel weltweit strengstens verboten. Solange die Tiere allerdings so begehrt sind, hilft ein solches Verbot nur bedingt – vielmehr gilt es, Aberglaube und Falschinformation über Schuppentiere zu bekämpfen, Aufklärungsarbeit zu leisten und strenge Kontrollen und Strafen für den illegalen Handel einzuführen.
Schuppentiere in der Kulturgeschichte
In der chinesischen Legende heißt es, dass Schuppentiere unterirdisch um die ganze Welt reisen, und in der kantonesischen Sprache bedeutet der Name Pangolin „das Tier, das durch den Berg gräbt“, oder „Chun-shua-cap“, was „schuppiger Hügelbohrer“ bedeutet.
In der Kultur der Shona, der größten ethnischen Gruppe in Simbabwe, spielt das Schuppentier eine große Rolle. Der Legende nach wurde die Frau des Midzimu, des spirituellen Ahnen der Shona, einst von Stammesfürsten in die Wildnis geschickt, wo sie als Schuppentier umherirrte. Deshalb rollen sich Schuppentiere bei Gefahr zusammen, statt zu fliehen – es ist die Bitte der Frau, wieder zu ihrem Mann gebracht zu werden. Es muss also zum Midzimu der jeweiligen Shona Provinz gebracht werden, um die Eheleute wieder zu vereinen. Wird das Tier getötet und gegessen, drohen Wahnsinn und Tod, wird es aus der spirituellen Provinz entführt, kann dies zu Seuchen und Dürren führen.
Projekte und Engagement des WWF
TRAFFIC ist eine Kooperation des WWF mit der Naturschutzorganisation IUCN. Wie der Name schon andeutet, konzentriert sich TRAFFIC auf die Überwachung des Handels mit geschützten Tier- und Pflanzenarten und setzt sich für eine Eindämmung des illegalen Wildtierhandels ein. Neben der Zusammenarbeit mit nationalen Gesetzgebern und der Reduktion der Nachfrage werden Anti Poaching Units unterstützt, Einheiten, die Tiere vor Wilderern schützen.
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