Nachhaltige Finanzen
Mein Geld als Treiber für eine nachhaltige Zukunft
Sparen, anlegen, vorsorgen oder investieren: Geld bewegt. Denn jeder Cent, den wir einem Finanzinstitut anvertrauen, arbeitet im Hintergrund und wirkt sich damit auch auf unsere Umwelt und Gesellschaft aus. Finanzdienstleister wie Versicherungen, Asset Manager oder Vorsorge- und Pensionskassen können sich mit ihren Veranlagungskriterien und Kreditbedingungen entscheiden, welche Unternehmens-Projekte zu welchen Kriterien finanziert werden. Es kann sein, dass damit Unternehmen gefördert werden, die der Umwelt schaden, die zum Artensterben beitragen oder die Klimakrise anfeuern. Oder das Geld wird bewusst in Bereiche investiert, die im Einklang mit Natur- und Klimaschutz stehen.
Finanzströme können Märkte verändern
Durch die nachhaltige Steuerung von Finanzflüssen in ausgewählte Aktivitäten haben Finanzdienstleistungsunternehmen großes Potenzial, Märkte zu verändern und Wirtschaftssysteme umwelt- sowie klimafreundlich zu gestalten. Der WWF unterstützt sowohl Finanzmarkt-Player als auch Endkonsumenten dabei ihre Verantwortung als Treiber für eine zukunftsfähige Gesellschaft in Sachen Geld wahrzunehmen.
Trendumkehr braucht einen nachhaltigen Finanzmarkt
Ein konsequenter Richtungswechsel braucht einen nachhaltigen Finanzmarkt. Denn mit den globalen nachhaltigen Entwicklungszielen und den Klimazielen von Paris hat sich die internationale Gemeinschaft ehrgeizige Vorgaben gesetzt. Dafür sind jährliche Investitionen in der Höhe von 2 bis 3 Billionen US Dollar nötig. Alleine in Europa bedeutet dies laut Schätzungen der EU die Mobilisierung von zusätzlich 180 Milliarden Euro an Kapital. Dies ist nur durch nachhaltig ausgerichtete öffentliche und private Investitionen und einen nachhaltigen Finanzmarkt zu stemmen.
Zahlen & Fakten
- Der Finanzmarkt zählt nach wie vor zu einem der intransparentesten Wirtschaftsbereiche
- Praktisch alle Investitionen, Finanzierungen oder Geschäfte von Unternehmen, aber auch viele Bereiche unseres alltäglichen Konsums, werden über Banken abgewickelt und unterliegen einer gewissen Form der Fremdfinanzierung
- In Österreich sind derzeit nur rund 5 % des veranlagten Fonds-Volumens nach nachhaltigen Kriterien veranlagt. Die restlichen 95 % in Bezug auf Nachhaltigkeit intransparent
- Unser heimischer „Finance Footprint“ hat (Umwelt-)Auswirkungen in vielen Ländern und Sektoren der Welt
- 180 Milliarden Euro an zusätzlichen Kapital werden pro Jahr zur Erreichung der Klimaziele allein in der EU benötigt
- Wie wir unser Geld sparen oder anlegen, macht also einen enormen Unterschied
Herausforderungen
Die größten Herausforderungen für einen nachhaltigen Finanzmarkt
Herausforderung 1: Mangelnde Transparenz und Vergleichbarkeit
Der hohe Grad an Intransparenz am internationalen Finanzmarkt ist beunruhigend. Aufgrund fehlender, verlässlicher Standards und unzureichenden Datenlagen lässt sich die Nachhaltigkeitswirkung von Geldflüssen kaum bewerten. Das führt dazu, dass eine effektive Steuerung in nachhaltige Bereiche maßgeblich erschwert wird. Finanzdienstleister und ihre Kunden zeigen bislang nur vereinzelt Bereitschaft, dringend notwendige Prozesse zu etablieren, um Klarheit zu schaffen und Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
Herausforderung 2: Nischenprodukte statt Mainstream
Die Finanzbranche steht am Beginn, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit systematisch und konsequent in den Geschäften zu verankern. Viele Finanzdienstleister konzentrieren sich bei ihrem nachhaltigen Engagement verstärkt auf die Integration von Umweltaspekten im Arbeitsalltag. Papierverbrauch, Grünstrom, Mülltrennung & Co sind wichtige Aspekte, der große Hebel für Finanzdienstleister sitzt allerdings woanders: im Kerngeschäft. Hier entscheidet sich, ob das Geld in nachhaltige Bereiche fließt oder schädliche Unternehmen unterstützt werden. Leider ist es dem Finanzmarkt bislang nicht gelungen, seine Verantwortung wahrzunehmen. Einzelne grüne Produkte bleiben die Ausnahme. Nachhaltige Unternehmensstrategien, ein generationenübergreifender Zeithorizont, ökologischen und sozialen Standards im Kerngeschäft sowie ein umfassendes grünes Produkt- und Dienstleistungsangebot fehlen.
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TROTZ STARKEM WACHSTUM MACHEN NACHHALTIGE FONDS UND MANDATE IMMER NOCH ERST KNAPP 20 % AM ÖSTERREICHISCHEN GESAMTFONDSMARKT AUS
Herausforderung 3: Fehlende Information & Bewusstsein
Viele Menschen achten auf Nachhaltigkeit und darauf wofür sie ihr Geld ausgeben. Was jedoch mit ihrem Geld passiert, wenn sie es ihrem Finanzinstitut anvertrauen, ist vielen nicht bewusst. Erschwerend kommt dazu, dass der Finanzsektor komplex und intransparent ist. Das hält Endverbraucher*innen davon ab, sich selbst Orientierung zu schaffen, Angebote in Frage zu stellen und Finanzentscheidungen selbständig und informiert zu treffen.
Lösungen
So können wir den Finanzmarkt nachhaltig ausrichten
Lösung 1: Rechtliche Rahmenbedingungen schaffen
Transparenz und Rechtssicherheit für einen nachhaltigen Finanzmarkt brauchen klare politische Rahmenbedingungen und glaubwürdige Standards. Aus diesem Grund bringt sich der WWF aktiv auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene in politische Prozesse ein, um Nachhaltigkeitsstandards in Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen sowie der Biodiversitätskonvention zu bringen.
Lösung 2: Strategische Neuausrichtung des Finanzsektors
Wir setzen mit unserer Arbeit dort an, wo wir Veränderungen bewirken können: Im Kerngeschäft der Finanzmarkt-Player. Wir wollen internationale Regulierungen, die Banken, Versicherungen und Investoren darin unterstützen, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu finanzieren. So fließen immer mehr finanzielle Mittel in Projekte, die aktiv darum bemüht sind, unseren Planeten für künftige Generationen zu erhalten.
Lösung 3: Bewusstsein schaffen
Zusätzlich rufen wir mit gezielten Aktionen als WWF alle Konsumentinnen und Konsumenten auf, die Verantwortung für ihr Geld nicht am Bankschalter & Co abzugeben. Denn wer sich für Veranlagungen mit sozialen und ökologischen Kriterien entscheidet, schafft nicht nur Rendite, sondern auch einen Mehrwert für Mensch und Natur.
Finanzinstitute und Investoren nehmen bei der Steuerung von Finanzflüssen eine zentrale Rolle ein. Hier entscheidet sich, ob wir in nachhaltige, zukunftsfähige Geschäftsmodelle und Aktivitäten investieren oder den Planeten weiter ausbeuten.
Projekte
So arbeitet der WWF für Nachhaltigkeit und Transparenz am Finanzmarkt
Strategische Zusammenarbeit mit Finanzsektor
In direkter Zusammenarbeit mit Finanzdienstleistungsunternehmen wie Banken oder Versicherungen wollen wir praxisnahe Lösungen schaffen und den Ausbau grüner Produkte fördern. Wir setzten dabei auf die Anwendung ökologischer Kriterien und Standards im Kerngeschäft, einer Vereinbarung mehrjähriger Nachhaltigkeitsziele sowie auf eine gemeinsamen Forderung nach mehr Transparenz am Finanzmarkt.
Information & Bewusstseinsbildung
Wir bieten Endverbraucher*innen Orientierung. Mit Hilfe von Hintergrundinformationen, Leitfäden & Checklisten fordern wir alle dazu auf die Verantwortung für die Wirkung von Erspartem nicht am Bankschalter ab. Nutzen auch Sie Ihre Möglichkeiten, durch nachhaltige Finanzentscheidungen die Welt von morgen positiv zu gestalten.
Rankings, politische Arbeit & Förderung nachhaltiger Finanzmärkte
Wir setzen uns mit gezielten Aktionen für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz am Finanzmarkt ein. Mit Hilfe von Rankings erheben wir den Status Quo. Darauf aufbauend fördern wir im Rahmen unserer Politischen Arbeit drei Dinge: Stakeholder Dialoge mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, die Entwicklung von Branchen-Standards und die Etablierung von Finanz-Lösungen und -Instrumenten, die den Wert der Natur mitberücksichtigen.
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Aktuelles aus dem Bereich nachhaltige Finanzierung
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF kritisiert Ablehnung des EU-Lieferkettengesetzes
Umweltschutzorganisation fordert raschen Beschluss des jahrelang verhandelten Kompromisses – Einheitlicher Rechtsrahmen wäre Meilenstein für Umwelt, Menschenrechte und Wirtschaft
Lieferkettengesetz: WWF fordert Zustimmung Österreichs
Wirtschaftsminister Martin Kocher massiv gefordert – Bundesregierung muss für lange ausverhandelten EU-Kompromiss stimmen – Glaubwürdigkeit Österreichs steht auf dem Spiel
WWF-Analyse: Sanierungswillige bei Banken heiß begehrt
WWF fordert Sonderkonditionen für die Eigenheimsanierung – Öffentliche Förderungen sind so hoch wie nie – Neuer WWF-Ratgeber für die klima- und naturfreundliche Sanierung
WWF-Bericht zum Weltspartag: Wie europäische Finanzinstitute Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen finanzieren
Von illegaler Abholzung in Paraguay bis zu Menschenrechtsverletzungen und Zerstörung von Küstenökosystemen auf den Philippinen: Europäische Banken, Pensionsfonds, Vermögensverwalter und Versicherungen in der Verantwortung – WWF fordert starkes EU-Lieferkettengesetz für nachhaltige Finanzpraktiken und wirksames Risikomanagement
70 Unternehmen fordern starkes EU-Lieferkettengesetz
IKEA Österreich, Oekostrom AG, VBV-Vorsorgekasse, Vöslauer und viele andere fordern die Bundesregierung in einem offenen Brief auf, sich für Menschenrechte und Umweltschutz entlang der Lieferkette stark zu machen
Versicherungen: WWF fordert Stopp klimaschädlicher Geschäfte
Neuer Report analysiert Auswirkungen von Versicherungen auf die Umwelt – Stopp von Versicherungsleistungen für Ausbau fossiler Energien gefordert – Versicherungen müssen ihr Geschäft rasch an globale Klima- und Biodiversitätsziele ausrichten
Neue Standards für Nachhaltigkeitsberichte: EU-Kommission erleichtert Greenwashing
WWF kritisiert weichgespülte Berichtspflichten für Unternehmen – EU-Kommission schwächt Verbindlichkeit und Transparenz auf Lobby-Zuruf ab – Negative Folgen für Natur und Wirtschaft
Was Banken und Finanzinstitute gegen Abholzung von Regenwald tun können: WWF-Praxisleitfaden gibt Handlungsempfehlungen
Finanzinstitute finanzieren und versichern Unternehmen, die in Lieferketten von Agrarprodukten wie Soja, Holz, Palmöl oder Rindern involviert sind und damit Abholzung und Flächenumwandlung vorantreiben