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Biodiversität – Wirtschaft braucht biologische Vielfalt

Alle Unternehmen und Finanzinstitute hängen direkt oder indirekt von intakten Ökosystemen und damit von der Biodiversität ab. Unternehmen benötigen Rohstoffe wie Wasser und Holz oder auch geschäftsfördernde Ökosystemleistungen wie Bestäubung, Wasserregulierung oder Bodenfruchtbarkeit.

Gleichzeitig stellt jedoch der Verlust der Biodiversität Wirtschaftstreibende durch die Abhängigkeiten entlang ihrer Wertschöpfungsketten vor Probleme wie erhöhte Kosten, Ressourcenknappheit, Lieferengpässen oder Image-Verlust.

Im unternehmerischen Alltag findet die existenzielle Abhängigkeit zu intakten Ökosystemen wenig Beachtung. Dabei lässt sich der wirtschaftliche Nutzen der Biodiversität auch in Zahlen darstellen. Aktuellen Schätzungen zufolge hängen etwa 44 Billionen US-Dollar an Wertschöpfung mäßig oder stark von der Natur und den von ihr bereitgestellten Dienstleistungen ab.

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Rückgang der Wildtierpopulationen seit 1970 um 69 %

Eine Million Arten ist derzeit vom Aussterben bedroht

44 Billionen US$ Wertschöpfung hängen von der Natur ab

Wahre Wert von Ökosystemleistung ist unbezahlbar.

Die Biodiversität unseres Planten sichert Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen. Darunter versteht man dabei die natürliche biologische Vielfalt des Lebens auf der Erde. Es ist die Vielzahl an Pflanzen, Tieren und Ökosystemen, die das Funktionieren der Ökosystemleistungen unterstützt von denen unser menschliches Wohlergehen abhängt. Diese Vielfalt ermöglicht es der Natur, produktiv, widerstandsfähig und anpassungsfähig zu sein. So wie die Vielfalt innerhalb eines Portfolios von Finanzanlagen Risiken und Unsicherheiten reduziert, minimiert die Vielfalt von Naturanlagen die Risiken für Ökosystemleistungen.

Ökosystemleistungen sind für uns Menschen überlebenswichtig

Kulturelle Leistungen:

Darunter fallen alle Bereiche, in denen uns die Natur einen Erholungswert bietet: Raum für einen Waldspaziergang, aber auch als Faktor für Ökotourismus oder als Stätte für spirituelle Feste.

Versorgungsdienstleistungen:

Grund- und Rohstoffe wie etwa Nahrung, Wasser, Materialien darunter Holz, Baumwolle oder auch Energieträger und Medikamente.

Basisdienstleistungen:

Dazu zählen der Nährstoffkreislauf, die Photosynthese und die Bodenbildung. Sie bilden die Grundlage für die anderen Ökosystemleistungen.

Regulationsdienstleistungen:

Die Vielfalt an Ökosystemen und Arten reguliert unter anderem die Luftqualität, das Klima, die Bestäubung von Pflanzen und das Wasser.

Kulturelle Leistungen:

Darunter fallen alle Bereiche, in denen uns die Natur einen Erholungswert bietet: Raum für einen Waldspaziergang, aber auch als Faktor für Ökotourismus oder als Stätte für spirituelle Feste.

Basisdienstleistungen:

Dazu zählen der Nährstoffkreislauf, die Photosynthese und die Bodenbildung. Sie bilden die Grundlage für die anderen Ökosystemleistungen.

Regulationsdienstleistungen:

Die Vielfalt an Ökosystemen und Arten reguliert unter anderem die Luftqualität, das Klima, die Bestäubung von Pflanzen und das Wasser.

Versorgungsdienstleistungen:

Grund- und Rohstoffe wie etwa Nahrung, Wasser, Materialien darunter Holz, Baumwolle oder auch Energieträger und Medikamente.

Biodiversitätskrise großes Risiko für Unternehmen

Biodiversität und Natur sind für die Weltwirtschaft und die Lebensgrundlagen, die sie ermöglichen, unverzichtbar. Die massiven Eingriffe der Menschheit – insbesondere die gegenwärtigen Handlungen der Wirtschaft – verursachen jedoch einen beispiellosen und gefährlichen Rückgang der biologischen Vielfalt. Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig. Laut einer Untersuchung des Weltbiodiversitätsrates IPBES sind mittlerweile 14 von 18 untersuchten Ökosystemleistungen rückläufig. Das bedeutet einen negativen Trend bei rund 80 Prozent. Nicht nur Lebensqualität und Gesundheit stehen auf dem Spiel, sondern auch Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung.
So zeigt auch der Global Risks Report 2023 des Weltwirtschaftsforums, dass Umweltrisiken sechs der zehn größten Risiken für die Wirtschaft weltweit ausmachen. Der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen befinden sich neben Naturkatastrophen und einem Versäumnis, die Klimakrise einzudämmen, unter den ersten fünf Risiken.

Biodiversitätsrisiken steigern Kosten und gefährden Markenimage

Aus dem Verlust der Biodiversität entstehen Makroökonomische und systemische Risiken, da alle Unternehmen direkt oder indirekt von intakten Ökosystemleistungen abhängig sind. Umgekehrt beeinflussen Unternehmen auch die Natur an Orten, an denen sie tätig sind, durch direkte oder indirekte Übernutzung, Verschmutzung, Land- und Meeresnutzungsänderungen sowie durch die vor- und nachgelagerten Aktivitäten in ihren Wertschöpfungsketten.

Unternehmen Finanzinstitute Biodiversität (c) Adobestock Irina Strelnikova

Die negativen Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts für ein Unternehmen sind weitreichend. Jedoch bleiben sie oft lange unbemerkt. Am Ende stehen immer die großteils unumkehrbaren Folgen wie unterbrochene Wertschöpfungskette, steigende Kosten für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und eine untergrabene gesellschaftliche Akzeptanz („license to operate“).

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80 % der untersuchten Ökosystemleistungen sind rückläufig

Physische Risiken

Kurz- bzw. langfristige Kostensteigerungen oder Umsatzeinbußen durch zunehmende Naturkatastrophen, die Verknappung natürlicher Ressourcen sowie der Rückgang von Ökosystemleistungen und damit verbundene Unterbrechungen in der Wertschöpfungskette.

Überschwemmung (c) Adobestock

Überschwemmung (c) Adobestock

Regulatorische Risiken

Kostensteigerungen durch die Nichteinhaltung bestehender gesetzlicher Vorschriften oder durch die Anpassung an neue gesetzliche Standards zum Schutz biologischer Vielfalt.

Speichersee Kaunertal (c) Anton Vorauer

Speichersee Kaunertal (c) Anton Vorauer

Reputationsrisiken

Verlust des Markenwerts oder von Marktanteilen durch intransparente Handlungen bzw. unternehmerisches Fehlverhalten im Bereich Natur- und Umweltschutz.

Abholzung im Amazonas (c) AdobeStock

Abholzung im Amazonas (c) AdobeStock

Marken Risiken

Kostensteigerungen oder Umsatzeinbußen durch wechselnde Markt-Dynamiken aufgrund biodiversitätsrelevanter Abhängigkeiten der Geschäftstätigkeit.

Dürre vertrocknete Ernte (c) Adobestock

Dürre vertrocknete Ernte (c) Adobestock

Auch Finanzinstitute sind durch ihre Investitionen, Finanzierungen und ihr Versicherungsgeschäft biodiversitätsbezogenen Risiken ausgesetzt. Jeder Verlust an Biodiversität und damit eine Verringerung der Fähigkeit der Natur, Ökosystemleistungen zu erbringen, hat negative finanzielle Auswirkungen auf Finanzinstitute, sei es in Form von Versicherungsansprüchen, Investitionsverlusten oder Kreditausfällen.

Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Biodiversität zu verstehen, sich damit auseinanderzusetzen und darauf aufbauend Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz im Kerngeschäft zu etablieren, ist für Unternehmen und Finanzinstitute entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Sabrina Peer

Programmmanagerin Klima und Biodiversität, Umwelt & Wirtschaft, WWF Österreich

Wettbewerbsvorteil Biodiversitätsschutz

Die Erhaltung, nachhaltige Nutzung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt bietet erhebliche Geschäftsmöglichkeiten, einschließlich Kosteneinsparungen und Steigerungen der betrieblichen Effizienz. Darüber hinaus können sich Einnahmequellen aus neuen Geschäftsmodellen ergeben und der Zugang zu neuen Märkten, Produkten und Dienstleistungen. Ebenso kommt es zu einer besseren Stakeholder-Beziehungen und einem besseren und höherem Unternehmensimage.

WWF unterstützt Unternehmen und Finanzinstitute

Der WWF unterstützt Wirtschaftstreibende das Thema Biodiversitätsschutz in ihr Kerngeschäft zu integrieren. Unternehmen und Finanzinstitute werden dabei ermutigt, die Transformation vom Treiber der Biodiversitätskrise hin zu einem wirksamen Verbündeten zum Schutz der biologischen Vielfalt zu durchlaufen.

Mit Hilfe des WWF Biodiversity Stewardship können ganzheitliche Unternehmensstrategien und Maßnahmen etabliert werden. Dafür werden Abhängigkeiten und Auswirkungen gegenübergestellt. Die Maßnahmen reichen von Analysen, über Monitoring bis hin zur Bewusstseinsbildung.

Minderungshierarchie (c) SBTN

Mit Hilfe der Minderungshierarchie kann sichergestellt werden, dass Unternehmen und Finanzinstitute effizient vorgehen. Biodiversitätsschädliche unternehmerische Aktivitäten werden vorrangig vermieden und wo nicht anders möglich bestmöglich verringert. Begleitend werden diese von Wiederaufbau- und Regenerationsmaßnahmen. Etwa mit Aktivitäten, welche innerhalb bestehender Landnutzungen entwickelt wurden, um die ökologische Produktivität eines Ökosystems oder seiner Komponenten zu erhöhen.

Die Klima- und Biodiversitätskrisen – zwei Seiten derselben Medaille

Die Klima- und die Biodiversitätskrise verstärken sich gegenseitig. Sie bringen damit komplexe Rückkoppelungen hervor. Durch die globale Erhitzung wird die Funktionsweise von Ökosystemen verändert. Das zeigt sich an der Zunahme von Waldbränden, Absterben von Bäumen aufgrund von Dürre und Insektenbefall, das Austrocknen von Mooren und das Auftauen von Permafrostböden in der Tundra. Diese Prozesse setzen gleichzeitig große Mengen an CO₂ frei. Denn Bäume, Moore oder Permafrostböden speichern seit Jahrtausenden Kohlenstoff. Durch deren Zerstörung wird dieses freigesetzt. Historisch solide Kohlenstoffsenken verwandeln sich in neue Kohlenstoffquellen und führen zu mehr Erhitzung. Biodiversität und Klima müssen daher im unternehmerischen Handeln gleichwertig berücksichtigt werden. Die Antwort sind wissenschaftsbasierte und effiziente Lösungen.

Koppelungen Klima und Biodiversität (c) WWF
Minderungshierarchie (c) SBTN