© Christian Fischer/WWF
So schaffen wir die naturverträgliche Energiewende in Österreich
Die Klimakrise ist längst keine vage Zukunftsprognose mehr, sondern Realität. Die Systeme unserer Erde sind am Limit. Doch es gibt gute Nachrichten: Ein sicheres, gesundes und klimafreundliches Leben in Österreich ist möglich. Unsere Chance auf eine lebenswerte Zukunft durch ein stabiles Klima ist immer noch erreichbar und die notwendigen Lösungen sind bekannt.
Doch dafür müssen wir unser Energiesystem jetzt naturverträglich umbauen. Das bedeutet: Ausreichend Energie wird zu jeder Zeit zuverlässig bereitgestellt, dabei aber so sparsam und umweltfreundlich wie möglich genutzt. So schützen wir Klima und Natur und sichern unsere Lebensqualität auch in Zukunft.
NAWEND-Szenario: Maßnahmen für die Energiewende
Der WWF hat gemeinsam mit GLOBAL 2000 sowie mithilfe des Energiesystemmodells der Austrian Power Grid (APG) ein Szenario zur naturverträglichen Energiewende in Österreich errechnet. Das NAWEND-Szenario bestätigt, dass Österreich dauerhaft und lückenlos mit naturverträglicher Energie versorgt werden kann, wenn jetzt die wichtigsten Maßnahmen in den Schlüsselsektoren gesetzt werden!
Möglich machen das: Effizienz, Suffizienz (d.h. bewusst mit weniger auszukommen) und Kreislaufwirtschaft, Elektrifizierung, Sanierung sowie Heizungstausch. Die NAWEND-Maßnahmen senken den Energieverbrauch im Sektor Mobilität um 72%, im Gebäudesektor um 40% und selbst in der Industrie und Energiewirtschaft um 14,5%.
Das NAWEND-Szenario zeigt also, wie die Energiewende in Österreich naturverträglich funktionieren kann! Und Österreich profitiert vielfach davon: Die Energieversorgung wird zu 100% gesichert. Es garantiert die Unabhängigkeit und Stabilität durch die hohe Eigenversorgung. Durch die hohe Effizienz und Suffizienz werden Kosten in Industrie und Haushalten in Milliardenhöhe eingespart. Und insgesamt sinken die Emissionen bis 2050 durch die naturverträgliche Energieversorgung massiv.
Erneuerbare Energien & gesunde Böden
Strom wird dabei zum wichtigsten Energieträger. Den erhöhten Strombedarf kann der massive Ausbau von Photovoltaik und Wind abdecken. Wenn Klimaschutz und Naturschutz gemeinsam gedacht werden, sorgt das dafür, dass wir erneuerbare Energien, Netze und Speicher bedarfsgerecht ausbauen können und trotzdem genug Raum für Natur, Hochwasserschutz und CO₂-Speicherung bleibt.
Denn es ist wichtig, dass wir unsere Böden dringend vor weiterer Verbauung schützen. Von intakten und fruchtbaren Böden hängt für uns Menschen mehr ab, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt: Unsere Ernährung, Zugang zu Trinkwasser, zu sauberer Luft und zu Abkühlung im Sommer. Außerdem bieten sie Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen.
So kann die Politik die Energiewende sichern:
- Klimaneutralität bis 2040 umsetzen
Um der naturverträglichen Energiewende die nötige Geschwindigkeit zu verleihen, müssen wirksame Klimaschutz- und Naturschutz-Pläne gesetzlich verankert, budgetiert und umgesetzt werden. Am besten in einem „Nationalen
Aktionsplan für soziale Klima- und Biodiversitätspolitik“. - Verbindliche Ziele festlegen für Emissionen & Ressourcenverbrauch
Für Energieverbrauch, Treibhausgas-Emissionen, Ressourcen- und Flächenverbrauch müssen verbindliche Reduktionspfade festgelegt werden. Ein sozial abgefederter CO₂-Preis unterstützt den Wandel wirtschaftlich. Schädliche Subventionen müssen um- und abgebaut, alle Förderungen und Gesetze nach dem Prinzip „efficiency first“ angepasst werden. - Naturverträglicher Ausbau erneuerbarer Energien
Der rasche und naturverträgliche Ausbau erneuerbarer Energiequellen braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Das kann durch Zonierungen, Förderungen, bessere Ausstattung der UVP-Behörden sowie bewusstseinsbildende Maßnahmen in der Bevölkerung gelingen. Energienetze und Speicher müssen adäquat und naturverträglich entwickelt werden. Verteilnetze müssen ausreichend gestärkt und regelbare Ortsnetztransformatoren flächendeckend installiert werden. - Mehr Finanzierungen durch öffentliche Investitionen
Mehr öffentliche Mittel für Energieeinsparung, Effizienz und die Mobilitätswende fördern Innovation, regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Eine gezielte Initiative zur Reduktion von Prozessemissionen kann helfen, teure technische CO₂-Senken zu vermeiden. - Verkehr neu & klimafreundlicher denken
Masterpläne nach dem Prinzip „vermeiden – verlagern – verbessern“ müssen rasch umgesetzt werden. Vorrang haben der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, eine sichere Radinfrastruktur, niedrigere Tempolimits und gerechte steuerliche Anreize für klimafreundliche Mobilität. - Ende von Gas- und Ölheizungen
Das Ende fossiler Heizungen muss verbindlich festgelegt werden: Bei Ölheizungen bis 2035, Gasheizungen bis 2040. Förderungen sollen sozial gerecht gestaltet werden. Notwendige Infrastruktur wie Fernwärmenetze und ein gerechtes Mietrecht sind Voraussetzung für eine faire Wärmewende. - Schnellere & bessere Verfahren
Für schnellere und bessere Verfahren braucht es mehr Fachkräfte, Budget und Kapazitäten in Behörden und bei Gutachter:innen. Das erleichtert auch, die völkerrechtlichen (Aarhus-Konvention) und EU-rechtlichen Vorgaben vollständig zu erfüllen, um Energiewende-Projekte zu verbessern, naturverträglich auszurichten und die öffentliche Akzeptanz zu sichern.
Das hier dargestellte Szenario beruht ausschließlich auf den Einschätzungen und Visionen von GLOBAL 2000 und WWF. APG stellt im Rahmen von zusammEn2040 lediglich das Modellierungssystem zur Verfügung – eine Position der APG lässt sich aus den Ausführungen daher nicht ableiten.
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