Artenlexikon
Das Spitzmaulnashorn – Gärtner südlich der Sahara

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Diceros bicornis
Icon Unterarten
Familie
Nashörner
Aktueller Bestand
3142 (IUCN 2020)
Gefährdungsstatus
Vom Aussterben bedroht (IUCN, 2020)

Verbreitung

Afrika
Je nach Unterart: Botswana, Kenia, Namibia, Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Swasiland, Tansania
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Spitzmaulnashorn

Sie halten durch ihre Ernährung die Vegetation im Gleichgewicht und verbreiten Samen. Doch die Tiere werden gnadenlos gejagt – wegen eines für den Menschen völlig nutzlosen Horns.

Körperliche Merkmale

Das Spitzmaulnashorn ist das kleinere der beiden afrikanischen Nashornarten – das größere ist das Breitmaulnashorn. Seinen Namen erhält es – abgesehen von den Hörnern auf der Nase natürlich – von seiner Oberlippe, die spitz zuläuft. Damit können sie leichter Pflanzen greifen und zupfen.

Die beiden Hörner sitzen hintereinander – das kürzere auf der Stirn erreicht eine Länge von bis zu 55 Zentimetern, das längere kann bis zu 1,3 Metern lang werden. Wie menschliche Fingernägel wachsen die Hörner ein Leben lang und bestehen zum größten Teil aus Keratin. Der Hornansatz ist bei Spitzmaulnashörnern fast kreisrund. Zur Spitze haben die langen Hörner einen ovalen Querschnitt. Sie dienen als Waffe ebenso wie als Werkzeug, um nach Wasser zu scharren, Äste zu zerbrechen oder durch dichtes Gestrüpp zu gelangen. Je nach Unterart und Geschlecht unterscheiden sich die Hörner in Länge und Form.

Die großen Säugetiere riechen und hören hervorragend, haben aber keinen gut ausgeprägten Sehsinn. Obwohl es ihre massige Erscheinung nicht vermuten lässt, können Nashörner im Galopp bis zu 55 Stundenkilometer schnell werden. Spitzmaulnashörner können bis zu 35 Jahre alt werden.

Lebensweise und Fortpflanzung

Spitzmaulnashörner sind grundsätzlich Einzelgänger, bei gutem Nahrungsangebot schließen sich die Weibchen aber mitunter zum Fressen und Trinken zusammen. Männchen konkurrieren um Reviere mit reichen Nahrungsgründen und großer Lebensraumqualität, in denen die Wahrscheinlichkeit Weibchen anzutreffen, möglichst groß ist. Dabei kommt es unter den Nashornbullen zu heftigen Kämpfen, bei denen sie sich mit ihren Hörnern manchmal lebensbedrohliche Verletzungen zufügen. Die Größe der Reviere und Streifgebiete ist abhängig von Lebensraum und Nahrungsverfügbarkeit. Die Tiere sind zumeist in der Nacht aktiv – tagsüber ruhen sie oder nehmen Schlammbäder, durch die sie ihre Haut vor Sonne und Insekten schützen.

Die Tiere werden mit etwa sieben Jahren geschlechtsreif. Die Paarungsbereitschaft der Weibchen ist größer, je mehr Männchen sich in der Umgebung befinden, weshalb eine möglichst große Population wichtig ist. Eine feste Paarungszeit gibt es nicht, bei den Südwestlichen Spitzmaulnashörnern kommen aber die meisten Jungtiere in der Regenzeit zur Welt, wenn das Nahrungsangebot am größten ist. Nach 15 bis 16 Monaten Tragezeit kommt meist ein Kalb zur Welt, das rund 2 Jahre gesäugt wird und etwa drei bis fünf Jahre bei der Mutter bleibt, dann kommt meist neuer Nachwuchs zur Welt.

Ernährung

Spitzmaulnashörner ernähren sich von Blättern und Zweigen, die sie mit ihren spitzen Lippen abpflücken. Das Nahrungsspektrum der großen Pflanzenfresser umfasst rund 200 Arten, zahlreiche davon sogar giftig. Zur Lieblingsspeise der Spitzmaulnashörner zählen Wolfsmilchgewächse und Akazien. Gelegentlich fressen sie auch Früchte und Hülsenfrüchte. Ebenso wie die asiatischen Nashörner spielen Spitzmaulnashörner als „Samentaxi“ in manchen Regionen ihres Verbreitungsgebietes eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung einiger Pflanzen, indem sie Früchte fressen und die Samen andernorts wieder ausscheiden. Im Notfall können sie bis zu fünf Tage ohne Wasser auskommen.

Lebensraum
Savannen
Savannenlandschaften wie Trockenwälder, Buschländer, Grasländer, aber auch Bergwälder, Dünenwälder und Halbwüsten
Ernährungsart
Pflanzenfresser
Tierstimme
Besonderheiten
Die massigen Tiere können bis zu 55 km/h schnell laufen.
Tags
Arten
Artenschutz
Thematisch

Spitzmaulnashorn und Mensch

Vor allem in der Kolonialzeit, aber bis heute, waren und sind Nashörner unter Großwildjägern beliebte Beute. Gemeinsam mit Elefanten, Büffeln, Löwen und Leoparden bilden Nashörner die „Big Five“, also die begehrtesten Jagdtrophäen Afrikas. Spitzmaulnashörner – aggressiver als Breitmaulnashörner – sind dabei besonders beliebt. Aber auch als Fleischquelle und um Platz für Landwirtschaft und Besiedelung zu schaffen, wurden die Tiere dezimiert. Seit dem Jahr 2008 befindet sich Afrika erneut in einer Wildereikrise, die sich bis heute weiter zuspitzt. Die mittlerweile seltenen und eher versteckt lebenden Spitzmaulnashörner fallen dieser weniger zum Opfer als die Breitmaulnashörner.

Das Nashornhorn – sinnlos begehrt

Vorweg muss eines klargestellt werden: das Horn eines Nashorns hat keinerlei nachgewiesene medizinische Wirkung. Es besteht aus Keratin und ist damit genauso heilsam wie der menschliche Fingernagel. Trotzdem hat es sich als Wunderheilmittel vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin gehalten. Von Kater bis Krebs wird es für eine Vielzahl von Problemen eingesetzt. Im Mittleren Osten wurden die Hörner oft zu Dolchgriffen verarbeitet. Heute ist das Nashornhorn eines der teuersten Wildtier-Produkte der Welt – was es ganz abseits von Medizin und Kunst wiederum zum Statussymbol macht. Schon im 19. Jahrhundert brachen die Nashornbestände in Asien so stark ein, dass seitdem die Afrikanischen Arten zunehmend unter Druck geraten.

Durch die starke Nachfrage hat sich eine hochprofessionelle und gut organisierte Wildtiermafia gebildet. Insgesamt sind vor allem Südafrika, Mosambik, Vietnam und China maßgeblich an der derzeitigen Nashornwildereikrise in Afrika beteiligt. Obwohl alle Länder die Nashornjagd und den Handel mit den Tierprodukten streng verbieten und unter hohe Strafen gestellt haben, dauert der Raubbau an den Tieren an. Um 1960 gab es noch etwa 70.000 Spitzmaulnashörner in Afrika. Nur 33 Jahre später war der Bestand 1993 auf 2.475 Exemplare gesunken.

Nashörner in der Kulturgeschichte

Besonders in Jäger-und-Sammler-Kulturen der Steinzeit finden sich Darstellungen von Nashörnern. Die ältesten stammen aus dem Jungpaläolithikum und sind mindestens 31.000 Jahre alt. Im Alten Ägypten finden sich Reliefdarstellungen ebenso wie im kambodschanischen Angkor Wat, hier aus dem 12. Jahrhundert. Überlieferungen und Reiseberichte könnten darüber hinaus einer der Ursprünge der Einhornlegende sein.

Projekte und Engagement des WWF

Das Nashorn ist eine der sieben Leitartengruppen des WWF, die anderen sind Wale und Delfine, Tiger, Meeresschildkröten, große Menschenaffen, Elefanten und der Große Panda. Dementsprechend setzen wir und seit der Gründung der Organisation 1961 für den Schutz der Nashörner ein. Bei den Projekten handelt es sich vor allem um Bekämpfung der Wilderei, Ausbildung und Finanzierung von Wildhütern, Schutz der natürlichen Lebensräume sowie Unterstützung bei der Kontrolle des Handels mit Nashorn-Produkten.

Gemäß des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES fallen seit 1977 alle fünf Nashornarten unter das internationale Handelsverbot. Alle afrikanischen und asiatischen Staaten mit Nashorn-Populationen in freier Wildbahn haben die kommerzielle Jagd auf Nashörner und den Handel mit Nashorn-Produkten untersagt. Durch diese internationalen Schutzbemühungen ist der Bestand der Spitzmaulnashörner in den letzten Jahren wieder leicht auf 3142 angestiegen. Doch der Kampf ist noch längst nicht ausgefochten.

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