Artenlexikon
Der Bartgeier – Saubermann der Alpen

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Gypaetus barbatus
Icon Unterarten
Familie
Habichtartige
Aktueller Bestand
Weltweit
1675 - 6700 (IUCN 2021)
Alpen
250 (2018)
Gefährdungsstatus
Potentiell gefährdet (IUCN, 2021)

Verbreitung

Afrika
Asien
Europa
Österreich
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Bartgeier

Bartgeier sind die Putz-Patrouille der Alpen: Als Aasfresser, die vorwiegend Knochen fressen, dämmen sie die Ausbreitung von Krankheiten ein. Gezielter Abschuss und ihre langsame Vermehrung haben die großen Greifvögel jedoch an den Rand der Ausrottung gebracht. Seit 1986 versucht man sie wieder in Österreich anzusiedeln.

Körperliche Merkmale

Ihren Namen erhalten die Vögel von dem prägnanten Bart, den beide Geschlechter am unteren Schnabelansatz haben. Die gelben Augen sind rot umrandet. Das Gefieder hat grundsätzlich eine unterseits weiße, oberseits silbergraue Färbung – durch Bäder in eisenoxidhaltigen Schlamm nmmt die Unterseite eine hell- bis rostbraune Färbung. Zum Zweck dieser Schlammbäder gibt es verschiedene Vermutungen: verbesserte Thermoregulation, Schutz vor Parasiten, das Verhindern einer verfrühten Abnutzung der Federn sowie die Verwendung der Farbe als Statussignal werden als mögliche Gründe diskutiert.

Lebensweise und Fortpflanzung

Bartgeier sind monogam – im Alter von etwa vier bis fünf Jahren gehen sie eine Paarbindung ein und bleiben ein Leben lang zusammen. Ihre Lebenserwartung beträgt rund 50 Jahre. Geschlechtsreif werden die Vögel erst im Alter von fünf bis sieben Jahren – bis zur ersten erfolgreichen Brut dauert oft noch länger. Zwischen Dezember und Februar legt das Weibchen im Abstand von fünf Tagen zwei Eier, die abwechselnd von beiden Elternteilen bebrütet werden. Nach etwa 54 Tagen schlüpfen die Jungen, zumeist überlebt jedoch nur das Erstgeborene. Das andere stirbt durch aggressives Verhaltens des Erst-Geschlüpften oder durch Verhungern, da die Eltern den stärkeren Nachkommen bevorzugen. Das zweite Ei dient also in erster Linie als biologische Reserve. Nach etwa 116 Tagen werden Jungtiere flügge.
Bartgeier beginnen ungewöhnlich früh zu brüten. Das führt dazu, dass der Nahrungsbedarf der Nestlinge genau nach der Schneeschmelze am höchsten ist – wenn besonders viele Kadaver von Tieren zur Verfügung stehen, die durch Lawinen, Kälte oder Nahrungsmangel umgekommen sind.. Bartgeier benutzen oft Felle toter Tiere, um ihre Nester auszupolstern. Die Vermutung, die Geier würden dafür Lämmer stehlen, hat ihnen auch den Namen „Lämmergeier“ eingetragen. Doch sind sie gar nicht in der Lage Lämmer zu töten, wie die Legenden das behaupten.

Ernährung

Bartgeier sind Aasfresser. Rund 80 Prozent ihres Futters besteht aus Knochen, die sie aufgrund ihrer hochkonzentrierten Magensäure verdauen können. Bis zu 30 Zentimeter große Knochen können die Geier fressen, größere werden zerkleinert. Dazu bedienen sich die Vögel sogenannter „Bartgeierschmieden“: Felsen, auf die sie die Knochen aus 50-80 Metern Höhe fallen lassen, damit sie zerspringen.

Lebensraum
Gebirge
oberhalb der Baumgrenze in zerklüfteten und abgelegten Bergregionen
Ernährungsart
Aasfresser
Tierstimme
Besonderheiten
Bartgeier können bis zu 30 Zentimeter große Knochen fressen - durch ihre extrem konzentrierte Magensäure.
Tags
Arten
Artenschutz
Thematisch
Vogel

Bartgeier und Mensch

Ende des 19. Jahrhunderts war der Bartgeier in den Alpen vollkommen ausgerottet. Grund dafür war vor allem die bedingungslose Verfolgung durch den Menschen.

Der Geier in der Kulturgeschichte

Kinder seien vor den Augen der entsetzten Mütter von Geiern davongetragen worden, Lämmer seien den Krallen der Vögel erlegen und in ihren Nestern verendet – so wurde der Bartgeier vor allem in den Alpen in Legenden beschrieben. Obwohl keine dieser Gruselgeschichten der Wahrheit entspricht, wurde der Geier mit hilfe von Giftködern, Fallen, Aushorstung und Abschuss gejagt.

Doch seine Funktion als „Saubermacher“, der Aas „wegräumt“, hat dem Geier in vielen Kulturen auch einen Platz in Begräbnisritualen eingebracht. Vor allem in Steppengebieten, wo der Boden zu hart für Gräber ist und es zu wenig Holz für Feuerbestattungen gibt, haben sich „Himmelsbestattungen“ etabliert. So zum Beispiel in Tibet, der Mongolei oder auch in Persien und Indien. Dabei werden Verstorbene den Geiern zum Fraß überlassen – nach Tibetischer Vorstellung etwa tragen die Geier den Verstorbenen in das Reich zwischen Tod und Wiedergeburt.

Projekte und Engagement des WWF

Besonders die langsame Fortpflanzung macht eine Wiederansiedlung der Bartgeier zu einer langwierigen Herausforderung. Das erste internationale Projekt mit dem Ziel, die Bartgeier in den Alpen wieder heimisch zu machen, startete 1978 – mit Unterstützung des WWF. In Österreich wurden seit 1986 im Nationalpark Hohe Tauern insgesamt 116 Bartgeier ausgewildert. Mittlerweile brüten bis zu drei Paare in den österreichischen Zentralalpen. Forscher dokumentierten die Aufenthaltsorte und Wanderflüge der Tiere mit Hilfe von Sendern, um eine endgültige Ansiedlung sicherzustellen. Eine große Gefahr stellt die Verwendung von Bleimunition in der Jagd dar, weil das speziell für Greifvögel hochgiftige Blei immer wieder zu Todesfällen bei den Bartgeiern führt, wenn sie verendetes Wild mit Bleiresten im Körper fressen. Auch kommt es immer wieder zu illegalen Abschüssen von Bartgeiern. Der WWF setzt sich für den Verzicht von Bleimunition in der Jagd und für die konsequente Strafverfolgung illegaler Greifvogel-Abschüsse ein.

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