Artenlexikon
Der Biber – Gestalter von Ökosystemen

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Castor fiber
Icon Unterarten
Aktueller Bestand
Österreich
7100 - 7800 (Art.17 Bericht 2013)
Gefährdungsstatus
Nicht gefährdet (Rote Liste Österreich, 2005)

Verbreitung

Asien
Europa
Österreich
ARTENLEXIKON: Der Biber – Gestalter von Ökosystemen         Die Fakten Bilder und MedienWeiterführende InfosNews

Eurasischer Biber

Durch ihre Dämme gestalten sie Gewässer und schaffen so Lebensräume, außerdem verändern sie die Ufervegetation. Doch oft kommen die Baumeister mit anderen in Konflikt – den Menschen. Es entstehen Nutzungskonflikte.

Körperliche Merkmale

In Zeichentrickfilmen kennt man ihn mit Schaufelschwanz und zwei großen Vorderzähnen, mit denen er ein Holzstück nach dem anderen zerkleinert. Beides sind tatsächlich wichtige Werkzeuge der Tiere: Die beiden kräftigen Vorderzähne der Nagetiere wachsen ein Leben lang nach und schärfen sich bei den Benutzung selbst. Durch darin enthaltene Eisenverbindungen wirken die Zähne oft orange-rot. Der Schwanz, auch Kelle, ist flach, schuppig und haarlos. Im Winter dient er als Fettdepot, im Sommer wirkt er kühlend. Beim Schwimmen wird sie als Steuerruder oder beim Holzfällen als Gegengewicht genutzt, wenn der Biber auf den Füßen steht um sich nach einem Ast zu strecken. Zur Warnung von Artgenossen vor Feinden wird die Kelle hart auf die Wasseroberfläche geschlagen.

Biber, die größten Nagetiere Europas, sind ausgezeichnete Schwimmer und ihr Körper ist perfekt an das Leben unter Wasser angepasst: Der Kopf ist kurz, breit und oben abgeflacht, sodass er direkt in die starke Nackenmuskulatur und den Rumpf übergeht. Die sehr weit oben angeordneten Augen und Ohren sowie die Nase sind auch bei untergetauchtem Körper über Wasser. So können Biber bei Gefahr fast völlig abtauchen und trotzdem den Überblick bewahren. Biber sind hervorragende Taucher, die bei Gefahr bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben können. Das dichte Fell dient der Wärmeisolation.

Lebensweise und Fortpflanzung

Biber leben monogam und im Familienverband, Jungtiere werden sowohl von den Eltern, als auch von den älteren Geschwistern umsorgt. Eine Biberfamilie besteht aus den beiden Elterntieren und bis zu zwei Generationen von Jungtieren.

Die Paarungszeit liegt zwischen Januar und April, die Paarung selbst erfolgt unter Wasser. Nach einer Tragzeit von 105–109 Tagen kommen Ende April, Anfang Mai meist zwei bis drei Junge zur Welt. Die Jungtiere können sehen und haben bereits ein Fell. Nach etwa vier bis sechs Wochen verlassen die kleinen Biber das erste Mal den Bau – sie können zwar schwimmen, müssen aber erst das Tauchen lernen. Gesäugt werden sie etwa zwei Monate.

Biberbauten sind eindrucksvolle Konstruktionen, von denen die Familien meist mehrere anlegen: Der Eingang zur Biberburg ist unter Wasser und mit einem Wohnkessel verbunden, der über Wasser liegt. Als potenzielle Fluchtwege dienen eigens gegrabene Röhren. Biberdämme werden nur dort gebaut, wo der Wasserstand schwankt. Biber halten weder Winterschlaf noch Winterruhe, sondern sind auch im Winter aktiv und im Wasser und an Land auf Nahrungssuche.

Durch ihre Lebensweise spielen Biber eine wichtige Rolle in Ökosystemen. Sie stauen das Wasser auf und schaffen so neuen Lebensraum für Amphibien und Insekten. Durch das Fällen von Bäumen lichten Biber die Ufer auf und verjüngen die Bestände. Gefällte Bäume im Wasser ändern wiederum den Wasserfluss und schaffen so Unterstand für Fische oder bilden wichtige Totholz-Strukturen. Gibt es mehr Jungfische, profitieren davon auch fischfressende Vögel, wie der Eisvogel. Biber schaffen somit in ihren Revieren ein sich ständig änderndes Mosaik von Kleinlebensräumen von denen viele andere Arten profitieren.

Ernährung

Die Nager sind reine Pflanzenfresser, ihr Speiseplan abhängig von der jeweiligen Umgebung. Insgesamt umfasst das Nahrungsspektrum der Tiere rund 200 Pflanzen, die sie in und am Wasser finden. Dazu gehören vor allem junge Triebe, Blätter von Weichhölzern, Gräser und krautige Pflanzen.

an Fließgewässern und Teichen
Ernährungsart
Pflanzenfresser
Besonderheiten
Der Eurasische Biber kann bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben.
Tags
Arten
Artenschutz
Biber
Thematisch
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Biber und Mensch

Auch wir Menschen haben die Eigenart Lebensräume umzugestalten – da kann es schon einmal zu einem „Nachbarschaftsstreit“ mit einem Biber kommen. Denn zwangsläufig agieren Biber oft in Gebieten, die der Mensch schon für sich in Anspruch genommen hat – etwa für die Landwirtschaft. Diese Gebiete wandern immer näher an Flüsse und Gewässer heran, so dass Auwälder zunehmend verschwinden. Die Wiederherstellung von Uferrandstreifen würde dazu führen, dass Biber wieder mehr Lebensraum hätten und weniger Konflikte entstehen.

Heute sind Biber streng geschützt, werden aber dennoch illegal verfolgt. Immer wieder werden von Menschen getötete Biber gefunden. Viele Biber werden leider auch zu Opfern im Straßenverkehr.

Der Biber in der Kulturgeschichte

Biber leben im Wasser und sind daher – zumindest teilweise – Fische. Ganz logisch oder? Das war es zumindest im Mittelalter, so dass man auch in der Fastenzeit Biber, ab den Hinterläufen wohlgemerkt, essen durfte. Auch wegen seines dichten, besonders wasserfesten Fells wurde der Biber begehrt, denn daraus wurden Mützen und Handschuhe gemacht.

Medizinische Verwendung fand vor allem das sogenannte Bibergeil – der Duftstoff, den die Tiere zur Reviermarkierung absetzen. Es wurde gegen Nervenerkrankungen, Gliederschmerzen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Tatsächlich reichern sich im Organismus der Nager – durch den Verzehr von Wurzeln, Rinden und Kräutern, verschiedene Wirkstoffe an, die auch heute noch in der Medizin verwendet werden. Wenn auch natürlich nicht mehr aus Bibern gewonnen.

Projekte und Engagement des WWF

Ziel des WWF ist es, den Biber in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet bestmöglich zu erhalten bzw. zu etablieren, damit er seine Funktionen im Ökosystem erfüllen kann. Damit ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Biber möglich wird, braucht es einen Ausgleich der unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen von Naturschutz und Landnutzung und ein geeignetes Management. So setzen wir uns beim WWF für den Biber ein:

1. Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen & Verbesserung des Managements

Wir beobachten das Biber-Management der österreichischen Bundesländer genau und erstellen regelmäßig eine Bestandsaufnahme im “Bundesländerbarometer”. Wir weisen auf Mängel in den Managementplänen hin und bringen uns – wenn es erwünscht ist – auch bei der Entwicklung dieser Pläne aktiv ein. Dazu ist der Dialog mit allen Stakeholdern extrem wichtig.
Wo immer versucht wird den strengen Schutz des Bibers zu umgehen, schlüpft der WWF in die Rolle des Anwaltes und pocht auf die Einhaltung der strengen Schutzbestimmungen, die das Töten der geschützten Tiere verbieten.

2. Steigerung der Akzeptanz

Letztlich wird der Biber nur in unserer Gesellschaft bestehen können, wenn die lokale Bevölkerung ihn und seine Funktion im Ökosystem akzeptiert. Der WWF klärt auf und versucht im Dialog mit Stakeholdern Lösungen für eine konfliktfreies Miteinander zu finden.

3. Engagement für Flüsse, Auen und den Schutz der wertvollsten Gewässer.

Der WWF setzt sich für den Schutz und wo erforderlich die Wiederherstellung intakter Fließgewässer in Österreich ein. Denn über lange Zeit hat der Mensch die Flusslandschaften verbaut, gestaut und eingezwängt. So wollen wir möglichst natürliche Lebensräume erhalten, die vielen bedrohten Arten als Rückzugsort dienen.

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