Artenlexikon
Der Braunbär – die vergessene Größe

Artenlexikon:

wissenschaftlicher Name
Ursus arctos
Icon Unterarten
Familie
Bären
Aktueller Bestand
Österreich
2 - 3 (2019)
Alpen
80 (2019)
Weltweit
110000 (IUCN 2016)
Gefährdungsstatus
Österreich
Gefährdet (2005), Seit 2011 gilt die Bärenpopulation als erloschen
Alpen
Vom Aussterben bedroht (2019)
Weltweit
Nicht gefährdet (IUCN, 2016)

Verbreitung

Asien
Europa
Nordamerika
Österreich
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Braunbär

Größe und Kraft des Bären haben dem Menschen seit jeher Ehrfurcht eingeflößt. Obwohl als Raubtier kategorisiert, ernähren sich Braunbären bevorzugt pflanzlich. Ursprünglich in ganz Europa verbreitet, sind sie durch Lebensraumverlust und Jagd stark zurückgedrängt worden. Die Rückkehr des Bären nach Österreich kann durch den Dialog mit Interessengruppen, intensiver  Aufklärungsarbeit, dem Beseitigen von Barrieren und einzelnen Umsiedlungsprojekten gelingen.

Bären spielen eine wichtige Rolle in unserer Natur. So helfen Bären Kadaver aufzuräumen. Außerdem helfen sie durch ihr Fressverhalten bei der Ausbreitung von Früchten, Nüssen und Samen im Wald und beteiligen sich somit an der Verbreitung von Pflanzen.

Körperliche Merkmale

Die Fellfärbung der Braunbären ist abhängig von ihrem Lebensraum und reicht von blond über dunkelbraun und grau bis zu fuchsrot. Ihr Gewicht ist durch die Winterruhe starken Schwankungen unterworfen – am höchsten ist es im Herbst, wenn sie sich den Winterspeck angefressen haben. Die Lebenserwartung wilder Braunbären beträgt rund 25 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 40 Jahre.

Lebensweise und Fortpflanzung

Braunbären sind nacht- und dämmerungsaktiv, in Gebieten ohne menschliche Präsenz zum Teil auch tagsüber. Ihre sogenannten „Streifgebiete“ sind oft mehrere hundert Quadratkilometer groß – abhängig vom Nahrungsangebot sowie Alter und Geschlecht des Tieres. Die Streifgebiete der Männchen sind weitaus größer als die der Weibchen. Reviere sind nicht streng abgegrenzt, mitunter durchstreifen mehrere Bären, sogar gleichen Geschlechts, dasselbe Territorium.

Bären in Mitteleuropa halten Winterruhe von Ende Oktober bis April. Herzschlag, Atemfrequenz und Stoffwechsel sind dann deutlich verlangsamt, so dass weder Nahrung aufgenommen noch Urin oder Kot abgeben wird.

Mai bis Juli ist Paarungszeit, wobei sich die befruchtete Eizelle sich erst im November einnistet und damit die eigentliche Tragezeit beginnt. Nach sechs bis acht Wochen werden die Jungen, blind und mit feinem Fell, noch in der Winterruhe geboren. Ein Wurf besteht aus ein bis vier Jungtieren, die ein bis drei Jahre von der Mutter geführt werden.

Ernährung

Klassifiziert sind Bären als Raubtiere, sie sind de facto aber Allesfresser und bevorzugen pflanzliche Nahrung. Im Spätsommer und Herbst, wenn es Zeit wird, den Winterspeck anzufressen, stehen in erster Linie Beeren, Obst und Baumfrüchte auf dem Speiseplan, nach der Winterruhe fressen sie häufig Wurzeln, Gräser und Kräuter. Beutetiere sind Vögel, kleinere Säugetiere wie Mäuse, aber auch Fische und größere Huftiere wie Rehe. Auch Insekten und Aas werden gefressen. Bären können auch große Huftiere wie Elche und Karibus erlegen. In besiedelten Gebieten fressen Bären auch Feldfrüchte und Abfälle.

Lebensraum
Gebirge
Tundra
Ernährungsart
Allesfresser
Tierstimme
Tags
Arten
Artenschutz
Bär
Thematisch
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Braunbär und Mensch

Ursprünglich waren Braunbären in ganz Europa heimisch. Kultivierung der Landschaft, Bevölkerungswachstum und der damit einhergehende Lebensraumverlust, in Kombination mit intensiver Jagd, hat dazu geführt, dass die Bestände drastisch geschrumpft sind. In den Alpen wurden die Bären nahezu ausgerottet. Nach wie vor stellt Wilderei ein großes Problem für die Erholung der Bestände dar.

Versuche, den Braunbären in Österreich wieder anzusiedeln, waren bisher erfolglos – zum einen, weil der „Grundstock“ von drei Bären, die zwischen 1989 und 1993 angesiedelt wurden, zu klein für die Entstehung einer Population war. Zum anderen, weil illegale Verfolgung zum Verschwinden des Bestandes geführt haben. In Kärnten wandern einige Bären immer wieder aus Italien und Slowenien ein und verlassen Österreich dann wieder. Auch in Tirol wurden in den letzten Jahren immer wieder Bären, die aus der Trentino-Population stammen nachgewiesen.

Sind Braunbären gefährlich für den Menschen?

Wie die meisten Beutegreifer, stellen Bären für den Menschen nur in Ausnahmesituationen eine Gefahr dar: wenn sich verletzte Tiere selbst oder Muttertiere ihre Jungen bedroht sehen, aber auch wenn die Tiere durch Anfütterung an den Menschen gewöhnt werden oder sich provoziert fühlen. Im Normallfall gehen Braunbären dem Menschen aus dem Weg.

Der Bär in der Kulturgeschichte

Als die größten Landraubtiere der Erde stehen Bären seit jeher für Macht und Stärke und haben sich in vielen Kulturen einen entsprechenden Platz gesichert. Schon aus dem Jungpaläolithikum sind Höhlenmalereien erhalten, die auf deinen „Bärenkult“ schließen lassen. Auch in der Heraldik, in der Wappenkunst, sind Bären ein beliebtes Motiv. In der Nordischen Mythologie gibt es Geschichten von Männern, die sich entweder in Bären verwandeln, oder ihre Eigenschaften annehmen können – so wird der Bär zum Inbegriff des unbezwingbaren Kriegers. Dieser Ruf machte Bären in vielen Kulturen als oft grausame Unterhaltung interessant: im alten Rom wurden die Tiere in Zirkusspielen eingesetzt, bis in die Neuzeit war die Bärenhatz, als Attraktion beliebt. Bis ins 20. Jahrhundert werden dressierte Bären ebenfalls in Vorführungen eingesetzt.

Im Märchen ist „Meister Petz“ dagegen eher eine gutmütige bis tollpatschige Figur. In vielen Geschichten hat sich das Motiv bis heute gehalten – von Winnie the Pooh bis Balu der Bär sind Bären gemütlich und knuddelig. Apropos: Für den Teddybären war übrigens der Braunbär höchstpersönlich die Inspiration.

Projekte und Engagement des WWF

Unser Ziel als WWF ist es, den Braunbären in den Alpen wieder heimisch zu machen. Mit unseren Partnern arbeiten wir daran seit fast 20 Jahren: 1972 wanderte nach 150 Jahren erstmals wieder ein Braunbär nach Österreich ein, zwischen 1989 und 1993 wurden vom WWF drei weitere Bären aus Slowenien und Kroatien in Österreich freigelassen. Obwohl sich die Tiere nachweislich fortpflanzten, ist der Bestand seit 2011 erloschen. Seither wandern Bären nur vereinzelt nach Österreich: Als Grenzgänger in Kärnten und (Ost-)Tirol.

Um die Akzeptanz von Braunbären in der Bevölkerung – und damit ein friedliches Miteinander – zu gewährleisten, braucht es Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. Bisherige Maßnahmen inkludieren Informationskampagnen gehören hier genauso dazu wie der intensive Dialog mit Interessensgruppen. Der WWF wirkte auch an der Ausarbeitung des Managementplans für Braunbären in Österreich und weiteren Braunbärenprojekten beispielsweise in den Schweizer und in den italienischen Alpen. Die Zahl der Bären in den Alpen ist klein und steigt nur langsam. Damit der Bär langfristig eine Überlebenschance hat muss die Vernetzung mit den Bären in den Dinariden gelingen. Dafür müssen Barrieren beseitigt bzw. überbrückbar gemacht werden. Auch die Umsiedelung von Bären hilft die Vernetzung voranzutreiben.

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