Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/05/44final_wwf-at_Dorsch_Schwimmend_cWildWondersOfEurope_MagnusLundgren.jpg)
Artenlexikon:
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/05/wwf_at_icon_inh_wissenschaftlicher_name.png)
![Icon Unterarten](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/05/wwf_at_icon_inh_unterart-1.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/05/wwf_at_icon_inh_polulation-1.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/05/wwf_at_icon_inh_gefaehrdungsstatus.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/05/wwf_at_icon_inh_verortung2.png)
Verbreitung
Dorsch/ Kabeljau
Als einer der beliebtesten Speisefische ist der Dorsch – auch Kabeljau – nicht nur für das Ökosystem Meer bedeutsam, er ist Lebensgrundlage für tausende Fischereibetriebe. Jahrzehntelange Überfischung hat Bestände bedenklich einbrechen lassen – und macht nachhaltige Fischerei wichtiger denn je.
Körperliche Merkmale
Spricht man von Dorsch oder Kabeljau, so ist von ein und derselben Art die Rede. Dieser ist der größte Vertreter in der Familie der Dorsche. Exemplare von über 150 Zentimeter Länge und 40 Kilogramm Gewicht sind heute zwar selten, kommen aber noch besonders im hohen Norden des Atlantiks vor, in den Gewässern vor Island und bei den Lofoten. Der Körper der Knochenfische ist spindelförmig und mit drei Rücken- und zwei Afterflossen besetzt. In seinem Maul sitzen zahlreiche jedoch relativ kleine Zähne, der Oberkiefer steht deutlich vor. Am Kinn befindet sich ein kräftiger Bartfaden, der dicht mit Tastzellen besetzt ist und bei der Futtersuche am Meeresgrund eingesetzt wird. Der Kabeljau kann seine Farbe an die Umgebung anpassen, je nach Erscheinungsbild erhält er unterschiedliche Namen: von braunrot in der Algenzone („Rotdorsch“), über grünlich im Seegras („Grasdorsch“) bis hin zu hellgrau auf Sand oder in tieferem Wasser („Sanddorsch“). Die Dorsche werden bis zu 25 Jahre alt.
Lebensweise und Fortpflanzung
Der Kabeljau hält sich bevorzugt in Bodennähe auf, schwimmt mitunter aber auch auf das offene Meer hinaus. Er wandert zwischen Laich-, Fress- und Überwinterungsgründen – je nach Aufenthaltsort können diese Wanderungen bis zu 1000 Kilometer weit sein. Geschlechtsreif werden die Fische mit fünf bis sieben Jahren. Ab dann wandern sie immer im Frühjahr zu den küstennahen Laichgebieten, die in etwa 100 Metern Tiefe liegen. Männchen und Weibchen schmiegen sich eng aneinander, um die Eier zu befruchten – beim Ablaichen kann ein erwachsenes Weibchen bis zu neun Millionen Eier ins Wasser entlassen. Die glasklaren Eier mit etwa 1,5 Millimeter Größe steigen zur Wasseroberfläche auf. Nach zwei bis vier Wochen schlüpfen etwa fünf Millimeter große Larven, die ebenso wie die Eier noch von der Strömung mitgetragen werden. Nach drei bis fünf Monaten beginnen die Jungfische am Meeresboden zu leben. Seit den Achtziger Jahren wird beobachtet, dass sich der Lebenszyklus der Fische verändert – sie werden früher geschlechtsreif und pflanzen sich weniger fort, es gibt weniger laichfähige Fische. Im Vergleich: Früher war der nordostarktische Kabeljau bei seiner Geschlechtsreife zwischen fünf und sechs Jahre alt und 95 bis 100 Zentimeter lang. Heute beginnt er bereits im Alter von noch nicht einmal zweieinhalb Jahren und einer Länge von 60 Zentimetern mit dem Laichen. Forscher nehmen an, dass einerseits die intensive Fischerei die Fische zur Anpassung drängt, andererseits könnte auch der Klimawandel ein Faktor sein. Kabeljaue brauchen niedrige Wassertemperaturen für ihre Entwicklung, die Meere werden aber wärmer.
Ernährung
Der Kabeljau ernährt sich von Krebsen, Würmern und Weichtieren. Auch Muscheln und Tintenfische stehen auf dem Speiseplan. Ältere und größere Exemplare ziehen mitunter weit in die offene See hinaus, um dort nach Heringen und anderen Schwarmfischen zu jagen.
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at_icon-inh-groesse.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at_icon-inh_pflanzenwelt_03.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at-inh_facts_nahrung.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at_icon-medium_sound.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at_icon-inh_facts_besonderheiten.png)
![](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/wwf_at_icon-medium_video_film.png)
Dorsch und Mensch
Der Dorsch ist einer der beliebtesten Speisefische der Welt und bildet die Lebensgrundlage für zahlreiche Fischereibetriebe. Auch deshalb ist es essentiell, durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände das Überleben der Fischart langfristig zu sichern. Und das ist keineswegs der Fall, im Gegenteil: In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren erlebte der Kabeljau einen der dramatischsten Einbrüche, die je in der Geschichte der Fischerei beobachtet wurden. Seine Bestandsgröße ist in den vergangenen 40 Jahren um 90 Prozent zurückgegangen. Die kanadische Regierung musste den Kabeljaufang im Juli 1992 ganz untersagen, weil die Bestände bis zu Beginn der 1990er Jahre um 99 Prozent zurückgegangen waren. Trotz dieses noch immer gültigen Fang-Moratoriums hat sich der Kabeljaubestand vor Kanada bis heute nicht wieder erholt. Nicht nur die Zahl der Fische, auch ihre „Biomasse“, also das Gesamtgewicht der Bestände sinkt – weil die Fische gefangen werden, bevor sie ausgewachsen sind. Das führt zu weniger fortpflanzungsfähigen Fischen, wodurch Bestände noch schneller schrumpfen. Eine weitere Bedrohung: Neben der „offiziellen“ Überfischung dezimiert die „IUU-Fischerei“ – illegal, unreguliert und undokumentiert – die Fischbestände weltweit. Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung gehen davon aus, dass seit 2002 allein in den nordostarktischen Gewässern 90.000 bis 115.000 Tonnen Kabeljau pro Jahr unregistriert entnommen wurden. Die so verzerrte Datenlage erschwert natürlich wissenschaftliche Bestands-Schätzungen.
Der Dorsch in der Kulturgeschichte
Die Liebe des Menschen zum Dorsch geht ganz eindeutig durch den Magen. In zahlreichen Ländern steht er seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan – die Zubereitung ist dabei abhängig von Kultur und Klima. Schon die Wikinger nutzten konservierten Kabeljau als Nahrungsreserve auf ihren Schiffen – heute ist getrockneter Dorsch, je nach Zubereitungsart auf Deutsch als Stock- oder Klippfisch bekannt, doch zahlreiche Kulturen kennen den getrockneten Dorsch. Kabeljau wird häufig für die britischen Fish and Chips verwendet, auch in Fischstäbchen findet man ihn hierzulande. In Spanien ist in Sonnenblumenöl frittierte Kabeljauhaut ein beliebter Snack, auch für Eintöpfe und Suppen wird er gerne verwendet.
Projekte und Engagement des WWF
Wir als WWF setzen uns für ein nachhaltiges Fischerei-Management ein. Einfach gesagt: es darf nicht mehr Fisch gefangen werden, als nachwachsen kann. Nur so ist nicht nur das Überleben der Fischarten gewährleistet – sondern auch das Einkommen der Fischer. Denn das Meer als Ökosystem bildet die Lebensgrundlage für Milliarden Menschen. Deshalb müssen Fangquoten und Fangmethoden so angepasst werden, dass die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere nicht eingeschränkt wird. Gleichzeitig zielt nachhaltige Fischerei darauf ab, die Auswirkungen auf die Meeresumwelt sowie ungewünschte Beifänge auf ein Minimum zu reduzieren.
Verbraucher haben bei der Förderung der Nachhaltigen Fischerei einen wichtigen Hebel in der Hand: Denn wenn nicht-nachhaltiger Fisch im Regal liegen bleibt, werden Fangmethoden über kurz oder lang angepasst werden. Der WWF stellt verantwortungsvollen Konsumenten Entscheidungshilfen zur Verfügung: mit seinem Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte (https://fischratgeber.wwf.at/). Darin bewerten wir rund 70 gängige Fischarten nach ökologischen Kriterien wie Bestandsentwicklung und Fangmethoden. „Gute Wahl“ bedeutet: Diesen Fisch können Sie guten Gewissens genießen. Der Handel kann mit einem nachhaltigen Sortiment dazu beitragen, dass Fisch nicht von der Speisekarte verschwindet, sondern auch in vielen Jahren noch verkauft werden kann. Daher arbeitet der WWF direkt mit Fischereien und Unternehmen zusammen. Unternehmen des österreichischen Handels beraten wir, wie sie ihr Sortiment auf umweltverträglichere Wildfisch- und Aquakulturprodukte umstellen können.
Retten Sie bedrohte Tierarten mit einer
Wildlife-Patenschaft!
Gemeinsam können wir Wilderei, Artenhandel und Lebensraumverlust bekämpfen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!
News
Aktuelle Beiträge zum Thema
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...
Good News: Luchsin Talìa hat Nachwuchs bekommen
Im Mai 2023 wurde Luchsdame Talìa freigelassen. Knapp ein Jahr später hat sie nun Nachwuchs bekommen – vermutlich nach einem Rendezvous mit Männchen Miha. Eine tolle Bestätigung für das Projekt „ULyCA2“.