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© WWF Martina Lippuner

Naturschutz rettet Leben

So reduzieren Maßnahmen zum Schutz der Natur klimabedingte Katastrophen

2. Juni 2022

Verheerende Waldbrände in Australien, Kalifornien und sogar in Österreich, Dürren, Zyklone und Überschwemmungen wie jene 2021 in Deutschland zeigen: Die Klimakrise fordert Menschenleben. Denn der menschengemachte Klimawandel begünstigt die genannten Naturkatastrophen, bei denen jedes Jahr Schäden in enormer Höhe entstehen. Besonders betroffen sind Menschen in Entwicklungsländern. Denn dort ereigneten sich in den letzten Jahrzehnten 91 % der Todesfälle durch Extremwetterereignisse.

Naturschutz schwächt Naturkatastrophen ab

Die Klimakrise hat einen wesentlichen Einfluss auf humanitäre Krisen rund um den Globus. Doch es gibt eine wirkungsvolle Maßnahme, um die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen einzudämmen: Naturschutz. Die Natur ist unsere größte Verbündete gegen die Klimakrise. Indem wir sie wiederherstellen und schützen, können wir unsere Widerstandskraft gegen vielfältige Krisen stärken und dadurch Menschenleben retten. Diese sogenannten „naturbasierten Lösungen“ können laut einer neuen Studie des roten Kreuzes und des WWF die Intensität des Klimawandels und wetterbedingter Gefahren um mindestens 26 % verringern.

„Gezielte Maßnahmen zum Schutz der Natur können klimabedingte Katastrophen um über ein Viertel verringern. Das würde nicht nur unzählige Menschenleben retten, sondern gerade in den ärmsten Regionen der Welt Schäden in Milliardenhöhe verhindern.“ WWF-Programmleiterin Hanna Simons

Naturbasierte Lösungen sind Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme. Wie sie konkret aussehen können, zeigen folgende Beispiele.

Fakten

  • Stand 2022 leben über 3,3 Milliarden Menschen weltweit leben an Orten, die durch die Klimakrise stark bedroht sind.
  • Allein im vergangenen Jahrzehnt starben mehr als 410.000 Menschen durch plötzlich auftretende klimatische Veränderungen und wetterbedingte Katastrophen.
  • Die Klimakrise hat einen wesentlichen Einfluss auf humanitäre Krisen. Es braucht jetzt Investitionen in Naturschutz (naturbasierte Lösungen), um die Auswirkungen einzudämmen.
  • Naturbasierte Lösungen haben das Potenzial, die Intensität des Klimawandels und Extremwetterereignisse um mindestens 26 % zu verringern.
  • Effektiver Naturschutz kann bereits im Jahr 2030 Schäden im Wert von 104 Milliarden Dollar vermeiden.
  • Sie können etwa 20-30 % der Lösungen liefern, die erforderlich sind, um die Emissionsziele im Rahmen des Pariser Klimaabkommens kosteneffizient zu erreichen.

Bericht

Der Bericht ist der Startschuss für eine weltweite Partnerschaft zwischen dem WWF und dem Roten Kreuz. Ziel ist es, das Bewusstsein für Naturschutz zu schärfen und die Politik und die Wirtschaft aufzufordern, die Natur in ihre Planungen zur Klimaanpassung und Katastrophenvorsorge einzubeziehen.

Korallenriff auf den Malediven

Wenn ein Korallenriff gesund ist, ist es voller Leben und zieht die gesamte Nahrungskette an.

Luftaufnahme von Cacau Pirêra

Ein Dorf am rechten Ufer des Flusses Negro vor der Stadt Manaus, das stark unter den Auswirkungen von Hochwasser leidet.

Luftaufnahme der einlaufenden Flut im Dorf Raviravi

Bei Ebbe und Flut (der höchsten Flut des Monats bei Vollmond) überschwemmt das Meerwasser regelmäßig die Häuser in Küstennähe. Die Gemeinde ist sehr besorgt über ihre Zukunft. Eine der Maßnahmen, die sie zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels ergriffen haben, ist die Anpflanzung von Mangroven in der Hoffnung, das Fortschreiten des Meeres zu verlangsamen.

Anpflanzung von Mangrovenbäumen

eine Gruppe Jugendlicher aus Kampung Taritipan im Bezirk Kota Marudu, Sabah, ergreift die Initiative zum Schutz der Mangrovenwälder um ihr Dorf. Ihr Bewusstsein und ihre harte Arbeit sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Gemeinschaft dazu beitragen kann, die natürliche Umwelt zu erhalten und zu schützen.

Der Theewaterskloof-Damm in Kapstadt, Südafrika

Dieser Damm versorgt die Stadt mit dem größten Teil ihres Wassers. Das Westkap leidet unter einer der schlimmsten Dürreperioden der Geschichte, die das Gebiet stark in Mitleidenschaft gezogen hat.

Ein gesundes Korallenriff schützt vor Überflutungen

Aufgrund des steigenden Meeresspiegels verlieren immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlage. Gesunde Küsten und intakte Korallenriffe sorgen dafür, dass das Risiko für Überschwemmungen, Stürme und Sturmfluten verringert wird. Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Mangroven, Sümpfen und Riffen kann man diesen Naturkatastrophen entgegenwirken.

Grünflächen kühlen Städte

Auch in den Städten werden die Auswirkungen des Klimawandels immer spürbarer. Starke Regenfälle führen zu Überschwemmungen und in den heißen Monaten werden Großstädte zu wahren Hitzeinseln. Die naturbasierte Lösung? Grünflächen ausweiten. Diese sorgen für einen natürlichen Wasserabfluss und ein kühleres Stadtklima.

Natürliche Wälder – geringeres Brandrisiko

Intensive Waldbrände stellen nicht nur eine große Gefahr für die Artenvielfalt, sondern auch für den Menschen dar. Um das Waldbrandrisiko zu senken, bedarf es einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Gesunde und intakte Wälder mit natürlichen Böden sorgen nicht nur für einen guten Wasserabfluss, sondern verhindern auch Erdrutsche und vermindern die Ausbreitung von Waldbränden.

Erfolg: Naturbasierte Lösungen im Mekong-Delta

Der WWF arbeitet an verschiedenen Projekten daran naturbasierte Lösungen umzusetzen, zum Beispiel im asiatischen Mekong-Delta. Hier sind wetterbedingte Katastrophen des Klimawandels besonders stark zu spüren. Tropische Wirbelstürme, Überschwemmungen und Erdrutsche haben unzählige Menschenleben gefordert, Millionen Menschen vertrieben und die Landwirtschaft schwer geschädigt. Diese Katastrophen lassen sich auf schlecht geplante Staudämme, unkoordinierte Küstenentwicklung, intensive Landwirtschaft und die übermäßige Grundwasserentnahme zurückführen.

Als Reaktion darauf hat der WWF es sich zum Ziel gesetzt, die Natürlichkeit der Lebensräume wiederherzustellen. Das Projekt zeigt bereits ersten Erfolge. Gemeinsam mit Partnern wird an dem Schutz der Küsten gearbeitet, und die Deltas aufgefüllt, um sie über dem steigenden Meeresspiegel zu halten. Zusätzlich wurde gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung das „Mekong-Delta-Projekt für integrierte Reis- und Aquakultur“ umgesetzt. Dadurch ist es möglich, die Mekong-Region umweltschonender zu bewirtschaften. Im Rahmen des Projekts werden zunächst 110 Hektar gemischter Reis- und Garnelenzucht auf den naturbasierten-Ansatz umgestellt. Bis zum Jahr 2028 soll diese Lösung jedoch auf 30.000 Hektar ausgeweitet werden.

Naturbasierte Lösungen – ein Win-Win-Win

Klimabedingte Naturkatastrophen haben nicht nur schwerwiegende Folgen für Mensch und Natur, sondern auch für die Wirtschaft. Durch die Umsetzung von naturbasierten Lösungen gewinnt man in allen diesen Aspekten. Menschen werden vor Extremwetterereignissen geschützt, natürliche Lebensräume erhalten und die Wirtschaft entlastet. Denn der Wiederaufbau nach Katastrophen verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Ein weiterer Vorteil: Naturbasierten Lösungen tragen auch zur Erreichung der Pariser Klimaziele bei.

Der WWF und das Rote Kreuz fordern einen weltweiten Naturschutz-Pakt, um mit gezielten Lösungsansätzen zum Erhalt natürlicher Ökosysteme beizutragen und so die schwerwiegenden Folgen der Klimakrise abzuschwächen. Die Zeit zu handeln ist jetzt, denn steigt die Erderwärmung über 1,5°, verlieren auch naturbasierte Lösungen an Wirksamkeit, denn die Natur wäre nicht mehr in der Lage, sich selbst zu erholen.

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