Geheimtipp: Schau in die Au!

Dschungel vor den Toren Wiens: Das WWF-Auenreservat Marchegg

Der Storch und viele andere gefährdete Arten brauchen große, ursprüngliche Augebiete. Solche Landschaften sind durch Flussverbauungen und die moderne Landwirtschaft extrem selten geworden. Die meisten Feuchtgebiete sind mittlerweile zerstört und in Äcker und Siedlungen umgewandelt.

Ein seltenes Naturjuwel

Inmitten der March-Thaya-Auen liegt das 11 km2 große WWF-Reservat Marchauen. Dort wird möglichst wenig in die Natur eingegriffen. Rund 500 gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind im Naturschutzgebiet zu Hause! Über die Geschichte des WWF Gebietes. Vor über 50 Jahren wurde es eröffnet:

Der WWF betreibt hier eine ökologisch verträgliche Land- und Forstwirtschaft und führt verschiedene Artenschutzprojekte wie die Pferdeweide durch. In den letzten Jahren wurde außerdem die March an mehreren Stellen „repariert“  und die Flussregulierung entfernt. Nun gelangt wieder mehr Wasser in die Au! Regelmäßig überschwemmte Wiesen machen das Gebiet zu einem Paradies für Vögel, Biber, Frösche & Co – und zu einem echten Geheimtipp für Forscher*innen auf zwei Beinen!

 

Habt ihr Lust auf einen Abstecher in den „Dschungel“? Das geht, auch ohne ein Flugzeug zu besteigen! Was ihr in den March-Auen entdecken könnt – alle Rundwanderwege und Beobachtungsplätze:

 

Drei unterschiedlich lange Rundwanderwege – von 2 bis 7 km Länge – führen durch das Naturreservat. Ausgangspunkt ist jeweils das Storchenhaus im Schloss Marchegg. Das Besucherzentrum ist von Montag bis Sonntag von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet und bietet auch Führungen an. Parken kann man am besten am Hauptplatz gegenüber. Öffentlich erreicht ihr die Bahnstation Marchegg vom Wiener Hauptbahnhof aus in 44 Minuten. Von dort fährt (unregelmäßig) ein Bus ins Ortszentrum.

Holt euch im Storchenhaus viele Infos über die Tiere der Au und eine gratis Gebietskarte! Dort bekommt ihr auch die Unterlagen für unsere spannende Auen-Rätselrallye! Rechts am Schloss vorbei auf den Damm hinauf, und danach links entlang der Mauer, gelangt ihr zur Holzbrücke über einen kleinen Nebenfluss der March.

Direkt nach der Brücke steht dieser Wegweiser:

Storchenweg (2 km) , Unkenweg (4 km) , Biberweg (7 km), © by WWF/Mohl


Rechts gehts zur Weißstorchkolonie, und geradeaus durch das Gatter direkt in die Au. Ab jetzt bitte Hunde an die Leine, auf den Wegen bleiben und: Augen und Ohren auf! Einige Stellen sind mit QR-Codes versehen. 

Welche Tiere ihr sehen könnt

 

Weißstörche – besucht die Familie Adebar! Der Aussichtsturm links hinter dem Schloss ist perfekt, um Störche beim Brüten zu beobachten. Ein Elternteil sitzt bei den Küken im Nest, während der andere mit Futter angeflogen kommt. Zur Begrüßung wird der Kopf nach hinten geworfen und laut mit dem Schnabel geklappert! Die Störche könnt ihr zwischen März und August sehen. In unserem Wissensblatt erfährst du mehr!

Sehr elegant: der Graureiher

In den hohen Pappeln rechts hinter dem Schloss (am Damm nach rechts gehen) wohnen die Graureiher. Auch Milane, Kormoran und der scheue Schwarzstorch, lassen sich blicken. Mit etwas Glück entdeckst du dort oder anderswo im Reservat einen riesigen Greifvogel mit brettartigen Flügeln – ein Seeadler!

Sanfte „Rasenmäher“: unsere Koniks

Koniks stammen vom Wildpferd ab, sind klein wie Ponys und leben ganzjährig draußen. Unsere Herde hält die Wiesen kurz und macht so Schwarz- und Weißstorch die Jagd auf Beute leicht. Falls ihr Koniks, die sich überall innerhalb des Weidezauns aufhalten, trefft: bitte Abstand halten, nicht streicheln und nicht füttern – danke! Die Konikpferde leben das ganze Jahr über im Freien. Lies dir mal unser Konik-Wissensblatt durch!

Urzeitkrebse: die Dinos der Au

Die Urzeitkrebs-Art Triops gilt als die älteste noch lebende Tierart der Welt! Das Krebschen lebt in seichten Wiesentümpeln, die nach Überschwemmungen entstehen. ZB. gleich links und rechts am Beginn des „Storchenweges“. Im Storchenhaus gibt es ein Modell zum Anschauen!

Unkenrufe und Froschkonzerte

Frösche, Kröten und Unkenarten sind überall stark gefährdet. Hier gibt es diese Amphibien noch zahlreich! Geht den „Unkenweg“ etwa 1 Std. entlang bis zur großen Beobachtungsplattform. Hört ihr ein dumpfes, glockenartiges Rufen? Vermutlich Rotbauchunken! Wasserfrösche quacken heller und kürzer. Hier erfährst du mehr über Amphibien

Europäische Sumpfschildkröte

Am selben Auweiher wie die Amphibien, lebt auch diese seltene Schildkröte. Sie nimmt gerne ein Sonnenbad auf Totholz, das im Wasser treibt. Sie kann super tauchen und schwimmen. Mit etwas Geduld gelingt es dir vielleicht, sie mit dem Fernglas zu entdecken.

Enten erforschen

An einem Altarm am langen Biberweg (dzt. wegen Sanierung der Brücken tw. gesperrt) gibt es einen Beobachtungsstand. Hier habt ihr einen schönen Ausblick auf Stock-, Knäk-, Reiher-, und Löffelenten. Letztere siehst du am Foto oben: was für ein Schnabel! Die Wasserlinsen, die wie ein grüner Teppich auf den Gewässern liegen, schmecken ihren Küken hervorragend!

Der Biber: er hilft anderen Tieren!

Biber selbst bekommst du kaum zu sehen. Aber ihre Spuren wie abgenagte Äste und gefällte Bäume findest du am „Biberweg“ an vielen Stellen! Fische nutzen sie als Unterstand, Frösche, Libellen und Schildkröten als Sonnenterrasse und Käfer zum Brüten. Burgen legt der Biber an der March nicht an: hier ist das Wasser tief genug.

Fledermäuse: Jäger der Nacht

Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können! Etwa 20 Arten leben im WWF-Reservat – von der winzigen Mückenfledermaus bis zum großen Abendsegler. Im Foto siehst du das Große Mausohr, unsere größte heimische Fledermaus. Fragt im Storchenhaus nach der nächtlichen Spezialexkursion, um euch mit einem Fledermausdetektor auf ihre Spuren zu begeben!

Ein Käfer mit Hörnern wie ein Stier

Illyrischer Stierkopf-Dungkäfer , © by Siga/wikimedia commons


Käfer sind erstaunliche Insekten! Hirschkäfer und Großer Eichenbock zB. sorgen dafür, dass es im „Totholz“ vor Leben nur so wuselt. Andere brauchen eine ganz spezielle Umgebung, nämlich Dung. Sicher hast du die vielen Pferde“äpfel“ überall am Boden bemerkt. 30 Dungkäfer-Arten leben in und vom Kot der Koniks! Ihre Larven sind ein Leckerbissen für Störche. Foto: Illyrischer Stierkopf-Dungkäfer © Siga/wikimedia commons

Heuschrecken und Gottesanbeterin

Heuschrecken (c) Thomas Zuna-Kratky

Im WWF-Reservat kommen 40 Heuschreckenarten vor – weit mehr als in vergleichbaren Gebieten Niederösterreichs! Die Großinsekten sind eine wichtige Nahrung für den Storch und andere Vogelarten. Der Reichtum an Insekten ist den Konikpferden zu verdanken. Sie sorgen durch ihr Treten, Wälzen, Scharren und das unterschiedliche Abfressen der Pflanzen für wertvolle Mikro-Habitate: Mal gibt es kniehohe Kräuter, mal kurzen Rasen, mal schattenspendende Stauden.

Gelsen: Ja- du hast richtig gelesen!

Auch wenn die kleinen Quälgeister lästig sein können, sind sie sehr wichtig für die Au. Die Gelsenlarven filtern das Wasser sauber und dienen Fledermäusen, Fischen und Schwalben als Futter. Von den ca. 35 Gelsenarten der Marchauen stechen nur wenige, und von diesen nur die Weibchen. Der Rest ernährt sich von Nektar!

Zu den meisten der hier vorgestellten Tiere findest du auf unserer Webseite spannende Infos für Kinder. Gib am besten den Tiernamen ins Suchfeld ein! Wenn du den Artikel nicht findest oder eine Frage hast, schreib uns gerne an teampanda@wwf.at

 

Viel Spaß bei deiner Entdeckungsreise durch den Auendschungel!

 

Hinweis: Dieser Inhalt wurde zuletzt vor mehr als einem Jahr aktualisiert. Zahlen und Fakten könnten daher nicht mehr aktuell sein. Bitte benutzen Sie die Globale Suche um aktuellere Inhalte zum Thema auf wwf.at zu finden.

Mehr entdecken?

Hol dir den TEAM PANDA Newsletter! Du erfährst die spannendsten Neuigkeiten über Tiere und die Natur. Außerdem gibts regelmäßig Basteltipps, Referate, Videos und Gewinnspiele.

Rückfragen

Lies hier mehr

Alles über Flüsse - lasst ihnen ihre Freiheit!
Komm mit auf eine spannende Entdeckungsreise.
Instagram und Whatsapp im Wald
Was die Bäume sagen
Geheimtipp: Schau in die Au!
Dschungel vor den Toren Wiens: Das WWF-Auenreservat Marchegg
Geheimagent Luchs
und die großen Tiere des Waldes