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© Christoph Praxmarer

Unternehmerische Transitionspläne

Unternehmerische Transitionspläne als zentrales Steuerungselement für Klima und Biodiversität

Transitionsplan – was steckt hinter dem Buzz Word?

Ein Transitionsplan ist ein Instrument für Unternehmen, um ihren Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft zu steuern. Er unterscheidet sich von anderen Strategien darin, dass er auf einen konkreten Zielzustand – wie zum Beispiel Net Zero im Klimabereich – ausgerichtet ist.

5 Bestandteile eines glaubwürdigen Transitionsplans

Um Transparenz zu schaffen und die Ambition eines Unternehmens zu beurteilen, ist es entscheidend, welche Informationen ein Transitionsplan enthält. Folgende fünf Bestandteile haben sich als anerkannte Inhalte glaubwürdiger Transitionspläne etabliert:

1. Grundlagen

Ein Transitionsplan klärt zu Beginn grundlegende Fragen: Wo genau soll die Transition hingehen? Was ist der strategische Ansatz, die Vision und Prioritäten des Unternehmens? Welche Annahmen liegen der Transitionsplanung zugrunde?

2. Umsetzungs-Strategie

In der Umsetzungs-Strategie werden konkrete Maßnahmen und Meilensteine beschrieben, die dazu beitragen, die längerfristige Transition und kurzfristigere Ziele zu erreichen. Auch sollte hier angegeben werden, welche Finanzmittel für die Umsetzung benötigt und bereitgestellt werden.

3. Engagement-Strategie

Die Transition kann nicht allein gelingen, sondern Unternehmen sind auch stets davon abhängig, wie sich andere Akteure verhalten. Die Engagement-Strategie legt folglich dar, wie mit Stakeholdern wie Kund:innen, Branchenverbänden oder der Politik umgegangen wird, um gemeinsam auf die Transition hinzuwirken.

4. Ziele und Metriken

Dieser Bestandteil bezieht sich auf die Darstellung kurzfristiger Ziele eines Unternehmens sowie die Metriken zur Fortschrittsmessung und Zielerreichung.

5. Governance

Die Governance regelt die Überprüfungs-, Anreiz- und Unterstützungs-Strukturen zur Implementierung des Transitionsplans. Hier wird abschließend beschrieben, welche Rollen und Verantwortlichkeiten es für die Umsetzung gibt, inwiefern Führungskräfte an der Erreichung von Transitionszielen gemessen werden und wie das notwendige Wissen und die Beteiligung von Mitarbeitenden aufgebaut wird.

Integrierte Planung liefert Vorteile

Häufig werden Klima und Biodiversität von Unternehmen noch getrennt gedacht – dabei hängen die Klimakrise und der Verlust der Biodiversität stark zusammen. Auch Ziele und Maßnahmen von Unternehmen zu einem der beiden Themengebiete können das jeweils andere beeinflussen. Deshalb ist es sinnvoll, Klima und Biodiversität gemeinsam statt einzeln zu behandeln. Vor allem wenn es um die strategische Ausrichtung im Rahmen der Transitionsplanung geht, empfiehlt sich eine integrierte Betrachtung.

Konkret geht es darum zu verstehen, wie die Ziele und Maßnahmen zu Klima und Biodiversität interagieren. Es können sowohl Synergien als auch Zielkonflikte auftreten. So hat beispielsweise die freiwillige Klimafinanzierung von Aufforstungsprojekten meist auch positive Effekte auf die biologische Vielfalt vor Ort. Gleichzeitig können die Ausbaupläne eines Energieerzeugers für Wasserkraft die Biodiversität an Füssen beeinträchtigen. Im Rahmen eines integrierten Transitionsplans sollen diese Zusammenhänge transparent aufgezeigt und Maßnahmen ergriffen werden, um Synergien zu steigern und Trade-offs zu vermeiden bzw. zu verringern.

Transitionsplan

Mit einem Transitionsplan legen Unternehmen alle relevanten Informationen dar, wie sie ihren fairen Beitrag zum Erreichen eines gesellschaftlichen oder politischen Ziels leisten wollen. Auch in der EU-Regulatorik wie beispielsweise der CSRD und CSDDD finden Transitionspläne Erwähnung.

Klima und Biodiversität sollten in der Transitionsplanung gemeinsam gedacht werden. Nur so können Unternehmen Synergien und Zielkonflikte verlässlich erkennen und adressieren.

Lara Breitmoser

Programm-Managerin Nature & Business, WWF Österreich

Details für eine erfolgreiche Umsetzung beachten

Neben den fünf allgemeinen Bestandteilen von Transitionsplänen, gilt es sowohl beim Klima als auch bei Biodiversität auf Besonderheiten zu achten:

1. Umsetzung eines Klima-Transitionsplans

Klimatransitionspläne sind inzwischen weit in der Wirtschaft verbreitet. Sie legen dar, wie Unternehmen beabsichtigen, Net Zero zu erreichen und so zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze laut Pariser Klimaabkommen beizutragen. Im Mittelpunkt steht dabei die gezielte Emissionsreduktion eines Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette über alle drei Scopes hinweg.

Folgende weitere Punkte sollten dabei zusätzlich im Transitionsplan enthalten sein:

Wissenschaftsbasiert & SBTi

Eine Erklärung, inwiefern die Reduktionsziele wissenschaftsbasiert sind. Die Validierung der der Ziele durch die SBTi stellt deren Ambitionsniveau sicher.

Neutralisierung von nicht-vermeidbaren Restemissionen

Ein Plan zur Neutralisierung von nicht-vermeidbaren Restemissionen ab dem Net Zero-Jahr, denn die Methoden zur permanenten CO2-Entnahme sind bisher noch wenig ausgereift.

Beyond Value Chain Mitigation

Eine zusätzliche Beschreibung, inwiefern ein Unternehmen Verantwortung für seine weiterhin anfallenden Emissionen auf dem Weg hin zu Net Zero übernimmt. Der WWF sowie SBTi empfehlen dafür eine freiwillige Klimafinanzierung im Rahmen eines Betragsmodells zum Klimaschutz außerhalb der Wertschöpfungskette, auch bekannt als Beyond Value Chain Mitigation (BVCM).

2. Umsetzung eines Biodiversitäts-Transitionsplans

Biodiversitätstransitionspläne gibt es in der Praxis bisher noch wenig. Jedoch existieren bereits Leitfäden für Unternehmen, was bei der Entwicklung und Inhalten zu beachten ist, z.B. vom WWF oder der Taskforce on Nature Related Financial Disclosures (TNFD).

Folgende weitere Punkte sollten dabei zusätzlich im Transitionsplan enthalten sein:

DIRO-Analyse

Biodiversität ist ein komplexes Themengebiet mit mehreren Facetten. Bevor Unternehmen Ziele und Maßnahmen setzen können, müssen sie verstehen, wie sich ihr Geschäftsmodell auf die Natur auswirkt und von ihr abhängt. Dazu werden Abhängigkeiten, Auswirkungen, Risiken und Chancen (engl. Dependencies, impacts, risks and opportunities, kurz: DIRO) analysiert und Handlungsfelder priorisiert, die anschließend im Rahmen des Transitionsplan angegangen werden.

Monitoring, Reporting und Überprüfung (MRV)

MRV ist besonders relevant in Bezug auf Biodiversität, da die unternehmerische Beschäftigung damit komplex und noch wenig ausgereift ist. Vor allem bei der Datenerfassung werden aktuell eine Vielzahl an Kennzahlen vorgeschlagen und es bedarf einer Erprobung und Standardisierung in der Praxis. Getätigte Annahmen, Messungen, Ergebnisse etc. sollten regelmäßig überprüft und die verwendete Datenbasis verbessert werden, so dass die Ziele des Transitionsplans verfolgt und deren Erreichung nachverfolgt werden kann.

Maßnahmen in angrenzenden Gebieten

Auswirkungen von Unternehmen auf die Biodiversität sind lokal, beschränken sich aber nicht rein auf den Unternehmensstandort. So beeinträchtigen beispielsweise eine hohe Wasserentnahme, emittierte Schadstoff oder Lärm das Ökosystem und die Arten in der Nähe einer Produktionsstätte. Gleichzeitig ist die positive Wirkung von Handlungen innerhalb der Standortgrenzen begrenzt. Dementsprechend sollten sich vor allem Maßnahmen aber ggf. auch Ziele nicht nur auf wirtschaftliche Flächen im eigenen Betrieb und der Wertschöpfungskette beschränken, sondern auch angrenzende Naturräume wie (Meeres-)Landschaften und Fußbecken adressieren. Um hier Resultate zu erzielen, bieten sich Collective Action-Ansätze gemeinsam mit anderen lokalen Akteuren an.

Grafik zum Aufbau eines Nature-Transition-Plans: Oben stehen die Grundlagen wie DIRO-Analyse, strategische Vision und Annahmen. Darunter folgt der Governance-Bereich mit Steuerung auf Vorstandsebene. Drei farbige Säulen zeigen die zentralen Elemente: ‚Metriken & Ziele‘ mit naturbezogenen und prozessbezogenen Kennzahlen, ‚Umsetzungs-Strategie‘ mit Maßnahmenplanung und Finanzplanung sowie ‚Engagement-Strategie‘ mit relevanten Stakeholdern und politischem Engagement. Links steht der begleitende Prozess aus Monitoring, Reporting und Überprüfung.

Rückfragen

Lara Breitmoser M.A.
Programm-Managerin Nature & Business, WWF Österreich

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