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WWF-Studie: Materiality matters bei der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Einblicke in die erste ESRS-Berichtsaison

Das erste Jahr der Berichtspflicht laut Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) neigt sich dem Ende zu.

Mit der Implementierung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bei großen, europäischen Unternehmen erhalten Nachhaltigkeitsinformationen ab sofort einen vergleichbaren Stellenwert wie Finanz-Angaben. Die Umsetzung ist im vollen Gange.

Wie verlief die ESRS-Berichtsaison für österreichische und deutsche  Unternehmen?

Eine neue WWF-Studie in Zusammenarbeit mit der TU Wien und dem WWF Deutschland hat einen Überblick verschafft und liefert ein eindeutiges Bild: Während sich Klima- und Biodiversitätskrise, geopolitische Unsicherheiten und der regulatorische Zick-Zack-Kurs weiter zuspitzen, richtet ein wachsender Teil der Wirtschaft den Blick auf das Wesentliche und geht das Thema Nachhaltigkeit strategisch an. Im Rahmen der Studie wurden die Nachhaltigkeitsberichte der ATX Prime und DAX40 Unternehmen auf generelle Merkmale und Details in der Umsetzung ihrer Wesentlichkeitsanalyse analysiert.

Unternehmen stellen die Machbarkeit der aktuellen Nachhaltigkeitsgesetzgebung unter Beweis.

Obwohl die CSRD in Deutschland und Österreich bisher nicht ins nationale Recht integriert wurde, haben fast alle untersuchten Unternehmen die ESRS angewendet und lassen ihre Berichte auch zusätzlich prüfen. Das zeigt, dass die Vorgaben im unternehmerischen Alltag anwendbar sind.

CSRD schnell erklärt

​Die CSRD verpflichtet Unternehmen in der EU zur Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsperfomance, um die europäische Wirtschaft für die Zukunft zu wappnen und die Klima- und Biodiversitätskrise zu bekämpfen.

Mit der CSRD werden außerdem spezifische Standards – die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) – eingeführt, welche die Berichtsvorgaben zu Nachhaltigkeit weiter spezifizieren und EU-weit vereinheitlichen.

Unternehmen brauchen jetzt Rechtssicherheit und Klarheit, um in die Zukunft zu investieren.

Politische Unsicherheiten müssen unverzüglich aus dem Weg geräumt werden, um den unternehmerischen Klima- und Naturschutz zu festigen und breit über alle Sektoren und Unternehmensgrößen auszurollen.

Es gilt den direkten Nutzen aus den Bemühungen für Natur, Klima und Menschen in den Mittelpunkt der Entscheidungen zu rücken. So werden entscheidende Nachhaltigkeitsinformationen Teil der unternehmerischen Steuerungslogik und die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft innerhalb Europas gefestigt.

Cover WWF Studie Materiality Matters ESRS_Analyse 2025

Studie 2025:

Materiality matters bei der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Cover: WWF und TU Wien Studie: Vorbereitet auf die CSRD?

Studie 2024:

Vorbereitet auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Die Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise und vieler weiterer Problemfelder unserer Gegenwart verändern das Umfeld, in dem Unternehmen tätig sind. Um diese Krisen eindämmen zu können, müssen auch Unternehmen in die Pflicht genommen werden.

Lara Breitmoser

Programmmanagerin Klima und Biodiversität, Umwelt & Wirtschaft, WWF Österreich

Eine durchdachte Integration von Sichtweisen zentraler Interessengruppen, datengestützte Zugänge und Investition in entsprechende Ressourcen sind für eine wirksame ESRS-Berichterstattung notwendig. Folgende weitere Maßnahmen wurden identifiziert:

1. Umfassende Wesentlichkeitsanalyse

Die ESRS enthalten teils umfangreiche Vorgaben, die über die Berichterstattung hinausgehen und Methoden betreffen. Besonders trifft dies für die Darstellungen zum Prozess der Wesentlichkeitsanalyse zu. Die intensive Befassung hiermit und die exakte Umsetzung dieser Vorgaben sollte damit am Anfang einer jeden ESRS-Implementierung stehen.

2. Ausreichend Investitionen in Ressourcen und Prozesse

Der Aufwand, der hiermit verbunden ist, wird oftmals groß sein – vor allem in den ersten Jahren der Implementierung. Dies macht Investitionen in Ressourcen und Prozesse unumgänglich.

3. Transparente Offenlegung der Ermessungsspielräume

Die zahlreichen Ermessensspielräume, welche die ESRS eröffnen, (z.B. Skalen und Schwellenwerte) und die diesbezüglich getroffenen Entscheidungen sind transparent offenzulegen.

4. Klarer Fokus auf Stakeholder:innen

Zentrale Interessengruppen stehen im Fokus des Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse. Dies gilt nicht nur für Arbeitskräfte oder andere menschliche Gruppen, sondern auch die „stille Stakeholderin“ Natur ist hier zu berücksichtigen. Die Erkenntnisse aus dem Stakeholder:innen-Dialog sollten über den bloßen Rahmen der Berichterstattung hinaus auch in die strategische Arbeit eingehen.

5. Datengetriebene Methoden bevorzugen

Die Wesentlichkeitsanalysen sollten zunehmend datengetrieben sein. Dies ist einerseits eine Forderung aus den Darstellungen zur „stillen Stakeholderin“ Natur, andererseits im Allgemeinen ein zentraler Treiber dafür, die Wesentlichkeitsanalyse objektiver zu gestalten.

6. Standards und Rahmenwerke beachten

Eine aussagekräftige und auch vergleichbare Wesentlichkeitsanalyse erfordert ein Mindestmaß an Standardisierung über Unternehmen hinweg. Hier sind teils neue Methoden zu entwickeln, die Anwender:innen der neuen Vorgaben unterstützen. Allerdings sind Unternehmen auch aufgefordert, sich intensiv mit bereits existierenden Methoden anerkannter Standards bzw. Rahmenwerke zu befassen und diese auf Eignung für die eigenen Analysen hin zu überprüfen.

Fast alle ATX-Unternehmen haben die ESRS umgesetzt. Wer jetzt zurückrudert, schafft nur Unsicherheit.

Jakob Mayr

Programmmanager Nature & Business, WWF Österreich

Unternehmerische Vorteile nachhaltiger Veränderung nutzen

Noch 2024 zeigte eine WWF-Studie großen Aufholbedarf bei ATX-Prime-Unternehmen, wenn es darum ging ihre Wesentlichkeitsanalyse im damaligen Berichtsjahr mit den Anforderungen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) abzudecken. Gezielte Anstrengungen waren notwendig, um die Anforderungen von CSRD und ESRS gut umzusetzen und von ihnen zu profitieren.

Doch auch wenn die Berichtspflichten Transparenz verlangen und in den Unternehmen Aufwände verursachen, sichern sie gleichzeitig die Resilienz von Strategie und Geschäftsmodellen. Darüber hinaus sind auch Chancen damit verbunden, wenn es gelingt, daraus Mehrwerte für die Stakeholder:innen zu schaffen. So überwiegt der unternehmerische Vorteil.

Die Vorgaben zur neuen europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattung bieten ihren Anwender:innen einen strukturierten Rahmen, um sich mit all diesen Aspekten zu befassen. Dies trägt das Potential in sich, die Art und Weise, wie Unternehmen geführt werden, im wortwörtlichen Sinne nachhaltig zu verändern.

Rückfragen

Lara Breitmoser M.A.
Programmmanagerin Klima und Biodiversität, Umwelt & Wirtschaft
Mobil: +43 676 83488 251
E-Mail: lara.breitmoser@wwf.at

Jakob Mayr M.Sc.
Programmmanager Sustainable Finance
Mobil: +43 676 83 488 217
E-Mail: jakob.mayr@wwf.at

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