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So steht es um die Biodiversität in Österreich
Eine Welt ohne Schmetterlinge auf den Wiesen, ohne Vogelgesang im Frühling und ohne sauberes Trinkwasser aus den Bergen – unvorstellbar? Doch genau das droht, wenn wir unsere heimische Biodiversität verlieren. Und aktuell wird die Schatzkammer an Arten und Ökosystemen in Österreich immer leerer.
Wieso ist Biodiversität wichtig?
Biodiversität ist die „Vielfalt des Lebens“: Sie umfasst nicht nur die Vielfalt der Lebensräume und Arten, sondern auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Sie ist Grundlage für sauberes Wasser, Nahrung und stabile Ökosysteme, auf die wir Menschen angewiesen sind. Doch Daten zeigen: Auch in Österreich schreitet der Verlust an Biodiversität dramatisch voran.
Mit dem „Statusbericht Biodiversität“ stellt der WWF erstmals die bestverfügbaren Daten zu Biodiversität in Österreich aus verschiedensten öffentlich zugänglichen und regelmäßig aktualisierten Quellen kompakt zusammen. Alle Ergebnisse aus diesen Daten zeigen unmissverständlich, dass die globale Biodiversitätskrise auch unser Land betrifft.
Tiere im Rückzug
Die Tier- und Pflanzenwelt in Österreich ist besonders vielfältig – im mitteleuropäischen Vergleich gilt es sogar als eines der artenreichsten Länder. Die Artenvielfalt ist ein wichtiger Schatz, den es unbedingt zu bewahren gilt. Doch leider ist diese Vielfalt akut bedroht: Viele Arten werden hierzulande vertrieben, verdrängt und sogar verfolgt. Das führt dazu, dass sich der sogenannte Erhaltungszustand der Arten verschlechtert. Am schlechtesten bewertet sind derzeit Reptilien, Fische und Amphibien.
Besonders alarmierend ist auch der Zustand der Brutvögel. Jede vierte EU-geschützte Brutvogelart in Österreich zeigt einen negativen Bestandstrend. Besonders in der Kulturlandschaft (also jenen Gebieten, die maßgeblich von der Nutzung des Menschen geprägt sind) sind die Verluste gravierend: Der Farmland Bird Index zeigt einen Rückgang der Bestände um rund 40% in den vergangenen 25 Jahren.
Lebensräume unter Druck
Der WWF-Bericht weist darauf hin, dass sich über 80% der EU-geschützten Arten und Lebensraumtypen in keinem günstigen Erhaltungszustand befinden. Artenschutz und der Erhalt von Lebensräumen sind eng verknüpft: So sind etwa Feucht-Lebensräume wie Flüsse und Moore sehr stark von der Biodiversitätskrise betroffen. Dadurch leiden auch die damit verbundenen Artengruppen – zum Beispiel Fische, Amphibien und Reptilien.
Intakte Flüsse, Auen und Feuchtgebiete beherbergen auf engstem Raum eine unglaubliche Fülle an Arten und sind essenziell für eine gesunde Umwelt. Doch ein Blick auf den ökologischen Zustand der österreichischen Gewässer zeigt, dass insbesondere Fließgewässer unter dem erheblichen menschlichen Einfluss leiden. Über die Hälfte der bewerteten Gewässerabschnitte erreichen keinen guten ökologischen Zustand.
Auch Wälder wurden in dem Bericht unter die Lupe genommen. Die Analyse zeigt Licht und Schatten: Positiv ist die stetige Zunahme an Totholz seit den 1990er-Jahren – ein wichtiger Indikator für Artenvielfalt. Denn die liegen gebliebenen, abgestorbenen Bäume sind ein Lebensraum für viele Arten. Einer der bestehenden Belastungsfaktoren für die Wälder ist die Art, wie der Mensch den Wald für intensive Forstwirtschaft nutzt: Derzeit sind mehr als ein Viertel der Holznutzungen Kahlschläge, bei denen alle Bäume einer Waldfläche auf einmal gefällt werden. Und auch Monokulturen sind ein Problem.
Ursachen für die Biodiversitätskrise
Der Bericht zur Biodiversität macht deutlich: Der Druck auf Arten und Lebensräume resultiert aus nahezu allen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Hauptursachen sind Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft sowie der Ausbau von Infrastruktur und Verkehr. Hinzu kommt auch die Verbreitung von nicht heimischen und invasiven Arten – also sich stark ausbreitenden Arten, die heimische Arten und Lebensraumtypen beeinträchtigen und verdrängen.
Der Blick auf die Daten im Bericht veranschaulicht, dass die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, um die Ziele der EU-Vorgaben zu erreichen. Dabei ist Biodiversität nicht nur eine Frage des Naturschutzes – sie ist unsere Lebensgrundlage. Intakte Ökosysteme sichern sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Nahrung und verbessern die Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen. Sie können zum Beispiel Hitzestress mindern, Krankheitsüberträger regulieren und die Luftqualität verbessern. Intakte Flussauen können große Wassermengen aufnehmen und damit etwa bei Starkregenereignissen zum Schutz vor Überflutungen beitragen. Dies nennt man Ökosystemleistungen.
Der WWF-Statusbericht zeigt jedoch klar: Österreich muss den Schutz und die Renaturierung von Naturflächen massiv verstärken, wenn der Verlust der Vielfalt aufgehalten werden soll.
Helfen Sie uns die Biodiversität zu retten!
Gemeinsam können wir Großes bewegen: Unterschreiben Sie jetzt unsere Petition für mehr Natur in Österreich! So können wir dafür sorgen, dass der heimische Schatz an Arten und Lebensräumen bewahrt wird. Zudem können Sie uns mit einer Patenschaft oder Spende bei unserer Arbeit für den Erhalt der Biodiversität in Österreich unterstützen.
Der WWF fördert Biodiversität nicht nur in Naturschutz- und Renaturierungsprojekten, sondern trägt auch mit politischer Arbeit, Engagement in Gremien, Bewusstseinsbildung oder Studien und Monitoring zum Biodiversitätsschutz bei – sowohl global als auch in Österreich.
Was ist Biodiversität?
Biologische Vielfalt ist viel mehr als die bloße Vielfalt von Tierarten. Sie ist die Grundlage unseres Lebens! Biodiversität ist die Summe aus 1.) der genetischen Vielfalt innerhalb einer Art (also jedes einzelnen Individuums), 2.) der Vielfalt aller Tier- und Pflanzenarten und 3.) der Vielfalt von Lebensräumen.
Zahlen & Fakten
- In Österreich gibt es 71 verschiedene Lebensraumtypen
- Nur 18 % der 71 Lebensraumtypen sind in einem günstigen Erhaltungszustand
- Etwa 345 endemische Insektenarten gibt es in Österreich – das heißt, sie kommen nur hier vor
- Das Netzwerk Natura 2000 umfasst in Österreich 350 Schutzgebiete
- Fast die Hälfte Österreichs, ungefähr 4 Millionen Hektar, ist von Wald bedeckt
- Nur noch 14 % aller Fließgewässer in Österreich sind ökologisch intakt

