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© Christoph Wisser

Bodenverbrauch in Österreich: Der WWF-Bodenreport

​Österreich geht extrem verschwenderisch mit wertvollen Böden um. Besonders in den letzten 20 Jahren schossen neue Einkaufszentren, Ortsumfahrungen und Kreisverkehre aus dem Boden. Seit dem Jahr 2000 ist der Bodenverbrauch drei Mal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung.

Dabei sollte Österreich als kleines, bergiges Land in den Alpen besonders sorgfältig mit seinen Böden umgehen. Denn neben Gebäuden, Straßen, und Freizeitanlagen brauchen wir auch Flächen für die Landwirtschaft und möglichst viel Natur. Denn intakte Natur bietet Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und ist unsere beste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise und deren Auswirkungen. Wie Bodenschutz gelingen kann, zeigt der neue WWF-Bodenreport. Er liefert 18 Lösungsvorschläge, die im Zuge eines “Bodenschutz-Vertrages” von Bund, Ländern und Gemeinden umgesetzt werden sollen.

Der Bodenverbrauch in den Bundesländern unterscheidet sich stark. Als Großstadt hat Wien den geringsten Bodenverbrauch der Bundesländer, aber dafür einen besonders hohen Versiegelungsgrad.

Wie viel wird in Österreich verbaut?

2022 lag der Bodenbrauch bei 12 Hektar pro Tag. Das ist fast 5 Mal so hoch wie das sogenannte „Nachhaltigkeitsziel“ von 2,5 Hektar pro Tag, das sich die Bundesregierung 2002 gesetzt hat. Doch wie kommt es dazu? Der Hauptgrund ist, dass es nach wie vor keine österreichweit verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch gibt, an die sich dann auch wirklich alle Länder und Gemeinden halten müssen. Zum anderen sind die Zuständigkeiten für die Raumplanung zwischen Gemeinden, Ländern und Bund zersplittert. Nicht zuletzt tragen auch falsche finanzielle Anreize und umweltschädliche Subventionen wesentlich dazu bei, dass wertvolle Flächen unnütz verschwendet werden.

Sonnentau

Warum ist das Zubetonieren ein Problem?

Die Folgen des Flächenfraßes sind fatal und wir alle können sie heute schon spüren:

  • Wir verlieren die Artenvielfalt. Immer mehr menschliche Infrastruktur bedeutet weniger Natur und weniger Lebensraum für (bedrohte) Arten. Besonders drastisch ist die Situation in und an den Flüssen. Viele Arten in Österreich sind in einem schlechten Erhaltungszustand.
  • Wir befeuern die Klimakrise und ihre Auswirkungen. Nur intakter Boden kann CO2 aus der Atmosphäre langfristig speichern. Je weniger intakter Boden vorhanden ist, umso stärker werden wir auch die Folgen der Klimakrise wie Hitzewellen, Trockenperioden oder Starkregen spüren.
  • Wir gefährden unsere Gesundheit. Versiegelter Boden kann nicht mehr zur Abkühlung beitragen. Gerade in Städten entstehen Hitzeinseln, die sogar tödliche Folgen haben können.
  • Wir graben uns das Wasser ab. Auf zubetonierten Flächen rinnt das Wasser ab und kann nicht im Boden versickern. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt.

Was können wir gegen den Bodenverbrauch tun?

Die kurze Antwort ist: Wir brauchen einen Bodenschutzvertrag mit verbindlichen Reduktionszielen. Das Ziel, den Bodenverbrauch einzudämmen, gibt es schon seit über 20 Jahren. Doch bis heute hat es die österreichische Politik nicht geschafft, verbindliche Reduktionsziele zu verabschieden. Der Beschluss einer österreichweiten Bodenstrategie durch die Österreichische Raumordnungskonferenz ist im Juni 2023 vorerst gescheitert.

Ein ambitionierter Bodenschutzvertrag muss strengere und vor allem verbindliche Regeln in der Raumordnung auf Bundes- und Landesebene enthalten. Denn solange Gemeinden allein über Flächenwidmungspläne entscheiden, aber dabei primär Steuereinnahmen durch eine Ausdehnung der Siedlungs- und Gewerbegebiete anstreben, wird sich das Problem nicht lösen. Ebenso braucht es eine Naturschutz-Offensive und grundlegende Reformen in der Raumordnung und im Steuersystem.

Hintergrund: Was ist Bodenverbrauch? Was ist Bodenversiegelung?

Das österreichische Umweltbundesamt definiert Bodenverbrauch (Flächeninanspruchnahme) als den „Verlust biologisch produktiven Bodens durch Verbauung und Versiegelung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch durch Veränderung für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Betriebsanlagen und ähnliche Intensivnutzungen“.

Von Bodenversiegelung sprechen wir, wenn Flächen mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Asphalt und Beton überzogen werden.

Sie wollen sich auch für ein strenges Bodenschutzgesetz engagieren?

Dann unterschreiben Sie unsere Petition „Natur statt Beton„.

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Die gesamte Studie:

Titelblatt Moorstudie

Zahlen zum Bodenverbrauch

  • 12 Hektar an Grünraum, Wiesen und Wäldern fallen dem Flächenfraß durchschnittlich täglich zum Opfer.
  • Seit 2002 gibt es ein offizielles Ziel der Bundesregierung den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar/ Tag zu begrenzen. Entsprechende Maßnahmen um dieses Ziel zu erreichen gibt es auch 20 Jahre später nicht.
  • 41% der verbrauchten Bodens ist auch versiegelt, sprich mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen.
  • Der Flächenfraß ist in den letzten 20 Jahren fast 3x so schnell gewachsen wie die Bevölkerung
  • Nur mehr 7% Österreichs sind weitgehend naturbelassen
  • Flächenfraß macht auch vor bedeutenden Naturräumen nicht halt. Besorgniserregend viel Flächen in wertvollen Gebieten werden als Bauland gewidmet.
  • Nur intakter Boden kann CO2 speichern. Versiegelter Boden hingegen nichts.
  • Die Anzahl der Fachmarktzentren hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Derzeit gibt es rund 280 Fachmarktzentren – meistens an Ortsrändern.
  • Mit 128.000 Straßenkilometern hat Österreich im internationalen Vergleich ein extrem dichtes Straßennetz. Das entspricht 14,3 Straßenkilometern pro Einwohner:in. Zum Vergleich: Deutschland und die Schweiz haben ein Straßennetz von knapp 10 km pro Kopf
  • In Österreich stehen pro Kopf 1,5 Quadratmeter Einkaufsfläche zur Verfügung. Ein Spitzenwert, Österreich liegt damit europaweit auf Platz 3 hinter Belgien und den Niederlanden.
  • 82% der Österreicher:innen meinen die Politik unternimmt nicht genug gegen den Bodenverbrauch

 

 

 

 

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