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Fotostrecke: Die Problemfelder der Verbauung Österreichs

Das kleine, bergige Österreich geht viel zu verschwenderisch mit seinen Böden um: 11 Hektar Boden wurden im Schnitt der vergangenen 10 Jahre jeden Tag verbraucht. Der Flächenfraß ist seit Jahrzehnten um ein Vielfaches höher als die von der Politik festgelegten 2,5 Hektar pro Tag. Vier große Problemfelder der Verbauung nehmen wir in unserer Fotostrecke in den Fokus: Zersiedelung, Straßenbau, Großinfrastrukturprojekte in den letzten Naturräumen und Gewerbeparks.

Problem 1: Zersiedelung

Von Zersiedelung hat man vielleicht noch nicht gehört – erlebt hat man sie in Österreich aber mit Sicherheit. Zersiedelung ist der Begriff für den Trend, dass sich Siedlungen, Gewerbeparks, Logistikzentren und Industriegebiete immer weiter in die Grünräume ausdehnen. Zurück bleiben verwaiste Ortskerne mit leerstehenden Gebäuden. Das Problem an der Zersiedelung: Die Wege zwischen Wohnhaus, Arbeitsstätten, Nahversorgung und Freizeitgestaltung werden immer weiter. Zersiedelung und Straßenbau verstärken sich gegenseitig und sind die größten Treiber für den Bodenverbrauch in Österreich.

Beispiel für Zersiedelung: Gewerbepark Mittelburgenland

Straßen schaffen die Grundlage für neue Gebäude und Parkplätze auf der „grünen Wiese“, zugleich brauchen diese mehr Straßeninfrastruktur – so auch bei diesem rund 12 Hektar großen Gewerbepark bei Oberpullendorf, der neben einer Schnellstraße fernab von Ortskernen errichtet wird.

Problem 2: Straßenbau

Es ist ein Teufelskreis: Die Zersiedelung führt zu längeren Wegen, die zurückgelegt werden müssen und damit zu einer höheren Verkehrsbelastung. Denn sie verstärkt die Abhängigkeit vom Auto. In Österreich versucht man das Problem seit Jahrzehnten mit neuen Straßen, Ortsumfahrungen und Autobahnen zu lösen. So entstand eines der dichtesten Straßennetze Europas. Das Netz aus Autobahnen, Schnellstraßen, Bundesstraßen, Landes- und Gemeindestraßen umfasst eine Gesamtstrecke von insgesamt 128.267 Kilometern. Das entspricht in etwa 14 Straßenmetern pro Kopf.

Beispiel für Straßenbau: Ortsumfahrung Wiener Neustadt

Für den Bau der rund 5 Kilometer langen Umfahrungsstraße werden fruchtbare Ackerflächen zerstört und ein Natura-2000-Gebiet zerschnitten. Mit der neuen Straße droht außerdem eine weitere Zunahme der Gewerbegebiete am Stadtrand und eine Zunahme des Kfz-Verkehrs in Wiener Neustadt, wie auch eine Studie des Landes Niederösterreich zeigt.

Problem 3: Großinfrastruktur in Naturräumen

Auch die wertvollen Naturlandschaften der Alpen, die sogenannten „alpinen Freiräume“, geraten immer weiter unter Druck. Diese letzten 7 % Österreichs sind noch frei von großtechnischer Infrastruktur. Doch die Verbauung dringt selbst in diese letzten Bastionen der Natur vor. Expandierende Skigebiete und neue Wasserkraftprojekte sind die größten Bedrohungen. Auch obwohl die Verbauung von Österreichs Flüssen bereits extrem hoch ist, sind zahlreiche neue Projekte geplant. Für die Produktion von Strom werden weitere künstliche und teils riesige Speicherseen in den Alpen errichtet. Sie zerstören ganze alpine Hochtäler, entziehen den Flüssen der Umgebung Wasser und bewirken eine starke Belastung der Flüsse weiter unten im Tal.

Beispiel Großinfrastruktur in Naturräumen: Ausbau Kraftwerk Kaunertal

Ein besonders dramatisches Beispiel ist der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Dafür würde das Platzertal, ein nahezu unberührtes Hochtal mit über 6 Hektar an wertvollen Moorflächen, hinter einem 120 Meter hohen Staudamm geflutet werden. Das Wasser soll aus den Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache kommen. Dafür müsste es in Tunneln durch mehrere Berge geleitet werden. Die Folge: Dem Ötztal, schon jetzt eines der trockensten Täler Tirols, soll bis zu 80% des Wassers entzogen werden. Das wunderschöne Platzertal würde – so wie das Längental – komplett zerstört. Der Ausbau des Kraftwerk Kaunertal wäre eine ökologische Katastrophe. Helfen Sie mit, die letzten intakten Naturschätze der Ötztaler Alpen zu bewahren und unterschreiben Sie unsere Petition Stopp Ausbau Kraftwerk Kaunertal!

Problem 4: Gewerbeparks

Wo an den Ortsrändern früher Wiesen- und Ackerlandschaften begonnen haben, stehen heute vielerorts große Gewerbehallen mit ausgedehnten Lager- und Parkplätzen. Betriebsgebiete wie Industrieanlagen, Logistikzentren und Einkaufsparks sind ein wesentlicher Treiber des Bodenverbrauchs in Österreich. In den vergangenen zehn Jahren sind sie insgesamt um mehr als 100 Quadratkilometer gewachsen – das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von mehr als 3 Hektar pro Tag. Damit wurde das österreichische “Nachhaltigkeitsziel” von 2,5 Hektar pro Tag allein durch das Wachstum der Betriebsgebiete überschritten.

Beispiel für Gewerbeparks: Gewerbepark Fürstenfeld

Fast 2 Kilometer Länge misst der Gewerbepark, der sich über Jahrzehnte entlang der Umfahrungsstraße von Fürstenfeld ausgedehnt hat. Obwohl mehrere Geschäftslokale leerstehen, wachsen die Gewerbeflächen der Gemeinde noch weiter.

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Der Flächenfraß zerstört unsere Heimat.
Tiere und Pflanzen verlieren ihren Lebensraum,
wir Menschen unsere Lebensgrundlage.

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