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Mutter Erde Studie: Drei Wege zur Klimaneutralität in Österreich

Wie strukturelle Veränderungen Umweltschutz fördern und die Wirtschaft stärken

Die Studie des Wegener Center / UNI Graz und dem Institute for Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt, wie umfassende und konsequente Klimaschutz-Maßnahmen im Rahmen des Ziels der Klimaneutralität bis 2040 zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, steigenden Löhnen, mehr Beschäftigung sowie einer höheren Lebensqualität führen können.

Emissions-Reduktion um mehr als 90 % sind bis 2040 erforderlich

Um Österreich 2040 klimaneutral zu machen, muss es gelingen, alle ausgestoßenen Treibhausgas-Emissionen im Land dauerhaft in Form von Wäldern, Böden oder langlebigen Holzprodukte zu binden. Da diese CO2- Speicher nur in begrenzten Mengen und in manchen Jahren gar nicht zur Verfügung stehen, müssen die Emissionen in den nächsten 16 Jahren deutlich über 90 % reduziert werden.

Unterschiedliche Pfade am Weg zur Klimaneutralität sind möglich

Damit die Emissionen im benötigten Ausmaß reduziert werden können, braucht es weitreichende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ein tiefgreifender Umbau des heimischen Energie- und Mobilitätssystems ist nötig. Die vorliegende Studie hat dafür wirtschaftliche Risiken und Chancen von 3 unterschiedlichen Szenarien die alle Klimaneutralität erreichen untersucht:

  • Das ZeroBasis-Szenario: Dieser Weg fokussiert auf technologische Lösungen, verzichtet aber auf eine ambitionierte Reduktion des Gesamtenergiebedarfs. Er bringt einen höheren Energieverbrauch, einen höheren Natur- und Bodenverbrauch und somit auch die Abhängigkeit von internationalen Energiemärkten bzw. hohe Kosten für Energieimporte mit sich.
  • Das ZeroTransition-Szenario: Das zweite untersuchte Szenario entspricht dem Transition-Szenario des Umweltbundesamtes und umfasst damit weitreichende Klimaschutzmaßnahmen. Dieser Weg zielt auf strukturelle Änderungen der Produktion, des Konsumverhaltens und letztlich auf umfassende Reduktion des Energiebedarfs ab. Vor allem die Bereiche Energieverbrauchsreduktion und Kreislaufwirtschaft stehen hier im Fokus.
  • Das JustTransition-Szenario: Der dritte Weg ist eine Erweiterung des Szenarios ZeroTransition und bildet zusätzliche Aspekte einer sozial gerechten, nachhaltigen Transformation ab. Er beinhaltet zusätzliche Maßnahmen wie eine CO₂-Steuer auf Luxusgüter oder eine leichte Reduktion der durchschnittlichen Arbeitszeit. Auch hier bleiben Restemissionen, die aber deutlich niedriger sind und mit natürlichen und technischen Senken ausgeglichen werden.

Das ZeroTransition-Szenario stärkt unsere Umwelt und die österreichische Wirtschaft

Durch seinen umfassenden Ansatz mit begleitenden, strukturellen Veränderungen kommt allen vorallem das ZeroTransition-Szenario bei vielen wirtschaftlichen Parametern zu besonders positiven Ergebnissen:

  • Versorgungssicherheit:
    Ein geringerer Energieverbrauch verbessert die Versorgungssicherheit und reduziert den Abfluss von Milliarden Euro für fossile Energieimporte.
  • Wohlstandszuwachs:
    Durch verstärkte Maßnahmen in der Kreislaufwirtschaft entstehen hochwertigere Produkte, was zu einem höheren Wohlstand und mehr Lebensqualität führt.
  • Beschäftigung:
    Die Arbeitslosenquote sinkt auf 1,69 %, was praktisch Vollbeschäftigung bedeutet. Die gestiegene Arbeitsnachfrage führt zu höheren Löhnen, besonders für einkommensschwächere Gruppen.
  • Umweltschutz:
    Der verringerte Energie- und Materialverbrauch entlastet Natur und Umwelt, unterstützt die Biodiversität und stärkt Umweltbemühungen, wie die Reduktion des Bodenverbrauchs

Technologische Lösungen reichen nicht aus. Nur durch eine gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung werden Energieverschwendung und Naturzerstörung gestoppt und soziale Ungleichheiten ausgeglichen. Effektive Maßnahmen fördern auch eine langfristig, erfolgreiche Wirtschaft.

Karl Schellmann

Klimaexperte, WWF Österreich

Das JustTransition-Szenario bringt zusätzlich mehr Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit

Das ebenfalls untersuchte JustTransition-Szenario geht noch einen Schritt weiter. Zusätzliche Maßnahmen wie differenzierte CO₂-Steuern entlasten – beispielsweise einkommensschwächere Schichten. Dadurch ist dieses Szenario sozial gerechter. Im Gegenzug würden rein technologiezentrierte Pfade soziale und ökologische Dimensionen komplett vernachlässigen und dadurch Vorteile ungenutzt lassen. Ein gerechter, naturverträglicher und gesamtgesellschaftlicher Wandel ist mit deutlich mehr Veränderungen, politischen Entscheidungen und Anpassungsmaßnahmen verbunden. Dieser Weg wirkt unbequemer, aber letztlich erfolgreicher.

Politik und Wirtschaft können positive gesamtgesellschaftliche Effekte nutzen

Insgesamt zeigt die Studie sehr deutlich: Eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft geht bei einer klug geplanten und konsequenten Ausgestaltung mit Wohlfahrtsgewinnen sowie positiven sozialen und ökologischen Effekten einher. Eine positive wirtschaftliche Entwicklung inklusive.

Die Erreichung der Klimaneutralität 2040 über einen sozial-ökologischen Transformationspfad würde also einige positive gesamtgesellschaftliche Effekte mit sich bringen.

Würde Österreich den Energieverbrauch senken und sich vom ZeroBasis-Weg verabschieden, wäre beispielsweise auch eine starke Reduktion des hohen Bodenverbrauchs möglich. In Summe wäre ein Weg beschritten der sowohl der Wirtschaft als auch dem Menschen und der Natur einen Mehrwert mit zukunftsfähigen Lösungen bietet.

Rückfragen

Karl Schellmann
Klimasprecher, WWF Österreich

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