WWF Artikel mit bestimmten Darstellungsformen: Manuell (Sonderformate)

 

© Vincent Kneefel – WWF

Plastik als Gefahr für die Meere

Etwa 361,2 Millionen km² der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. In jedem Quadratkilometer der Meere schwimmen heute bereits hunderttausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Mägen, Schildkröten halten Plastiksackerl für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton. Strände unbewohnter Inseln versinken geradezu im Müll. Und auch direkt vor unserer Haustür, im Mittelmeer, sind Plastikabfälle eine allgegenwärtige Gefahr für Fische, Vögel und Meeressäuger. Nicht zuletzt können kleine Plastikpartikel, sogenanntes Mikroplastik, und umweltschädliche Stoffe, die im Plastik enthalten sind  über die Fische auch in die menschliche Nahrungskette gelangen.

Wie gelangt Plastik in die Meere?

Drei Viertel des Mülls im Meer besteht heute aus Plastik. Konkret gelangen jedes Jahr 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Dieses Plastik ist ein ständig wachsendes Problem und kostet jedes Jahr zehntausenden Tieren das Leben. Mittlerweile geht man von schätzungsweise rund 150 Millionen Tonnen an Plastik aus, das in den Ozeanen schwimmt. Plastik wird hauptsächlich von Land aus über Flüsse in die Meere eingetragen. Dies passiert vor allem in den Ländern, in denen die Sammlung von Abfällen nicht richtig funktioniert. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Länder Südostasiens. Am wichtigsten ist es, Plastikverpackungen zu vermeiden und erst gar nicht in die Umwelt gelangen zu lassen. Dazu muss aber die Abfallwirtschaft in den betreffenden Ländern deutlich besser funktionieren.

Winzig kleines Mikroplastik als große Gefahr

Nicht nur das Makroplastik – welches im Meer treibt, oder am Strand angespült wird und welches man sehen kann – stellt ein Problem dar. Wenn wir heute barfuß einen Strand entlanglaufen, haben wir neben den Sandkörnern meist auch viele kleine Mikroplastikpartikel unter den Füßen. Im Meer sind gerade diese kleinen Partikel ein großes Problem, da sie von den Meerestieren mit Nahrung, zum Beispiel Plankton, verwechselt werden. Mikroplastik gelangt aus verschiedenen Quellen in die Umwelt und in Gewässer. So werden die kleinen Plastikpartikel Kosmetikprodukten beigemengt – z.B. Peelingprodukten. Mikroplastik kann aber auch durch Abrieb von Kunststoffmaterialien entstehen, wie z.B. Reifenabrieb oder beim Waschen synthetischer Textilien, wie z.B. Fleece. Auf diese Weise kann Mikroplastik über das Abwasser in Flüsse und Meere oder auch den Boden gelangen.

Zersetzung von Plastik kann tausende Jahre dauern

Aber auch der Zerfall von größeren im Meer schwimmenden Plastikteilen, dem Makroplastik, ist eine wichtige Eintragsquelle in die Meere. Früher oder später zersetzen sich all die Sackerl, Flaschen oder Kisten – durch UV-Strahlung, Bakterien, Salz, Temperaturschwankungen oder Reibung. Der Prozess mag Jahrzehnte bis Hunderte von Jahren dauern, weil sich Plastik nur langsam zersetzt. Doch was daraus frei wird, verändert gerade die gesamte Biosphäre unseres Planeten. Mikroplastikpartikel, also Plastikpartikel unter 5 Millimeter, gelangen problemlos in die Körper von Meerestieren und können durch deren Verzehr auch in den menschlichen Organismus aufgenommen werden. Welche Auswirkungen das haben kann, ist noch nicht erforscht. Doch eines ist sicher: Plastik enthält oft auch Zusatzstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die den Meeresbewohnern schaden und durch die Nahrungskette auch den Menschen erreichen können.

Tiere verhungern mit vollem Plastik-Bauch

Das Makroplastik in unseren Meeren besteht aus Plastiksackerln, PET-Flaschen, Feuerzeugen, Zigarettenkippen, Einmalrasierern, Zahnbürsten, Flip-Flops und ähnlichem mehr. Leider werden die bunten Plastikteile viel zu oft mit Nahrung verwechselt. Da Plastik mit der Zeit einen Bewuchs aufweist, der den Geruch von Nahrung ausströmt, wird es von Seevögeln als Nahrung wahrgenommen. Die Tiere fressen es, ersticken dann, oder erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern bei vollem Bauch. Der Mageninhalt von toten Eissturmvögeln ist inzwischen ein anerkannter Nachweis für die Verschmutzung unserer Meere. Denn Eissturmvögel sind Hochseevögel – was sie fressen, stammt von der hohen See. Bei einer Untersuchung fanden Wissenschaftler bei 93 % der Eissturmvögel Plastikteile im Magen. Es wird geschätzt, dass bis 2050 fast jeder Meeresvogel Plastikteile im Magen haben wird, wenn die Entwicklung so weitergeht.Doch nicht nur Seevögel sind betroffen, sondern auch Meeressäuger, Reptilien und Fische. Die Leibspeise der Lederschildkröte besteht beispielsweise aus Quallen. Quallen sehen aber Plastiksackerln zum Verwechseln ähnlich. Die vermeintliche Mahlzeit führt dann aber sehr oft zum Tod des Tieres. Häufig werden auch Wale gefunden, deren Mägen mit Plastik gefüllt sind.

Geisternetze – tödlichste Form von Plastikmüll in den Meeren

Ein weiteres Problem ist, dass sich Tiere häufig in Tauen oder Resten von Fischernetzen verfangen und auf diese Weise qualvoll verenden. Diese herrenlosen Fischernetze, sogenannte Geisternetze werden immer öfter zur tödlichen Falle für viele Meeresbewohner. Ein Drittel des Meeresmülls besteht ausschließlich aus verwaister Fischereiausrüstung, jährlich kommen eine Million Tonnen Fischereinetze als Müll hinzu. Etwa 557 Tierarten sind direkt von dieser Gefahr betroffen: Geisternetze können sozusagen unendlich weiter fischen. Sie verfangen sich auch häufig in Korallenriffen und sind dort nicht nur eine Gefahr für Fische und Meeressäuger, sondern schädigen auch das Riff selbst.

Plastikmüll und Tourismus

Neben den Auswirkungen auf die Umwelt, hat auch der Tourismus und bestimmte Branchen der Wirtschaft unter der Flut aus Plastik zu leiden. Tagtäglich müssen Strände von Müll gesäubert werden, damit Touristen das „unberührte“ Fleckchen vorfinden, das sie im Katalog gebucht haben. Allein für den asiatisch-pazifischen Raum entstehen dadurch der Tourismusbranche jährlich Verluste von 622 Millionen Dollar. Aber auch die Schifffahrt ist betroffen, wenn sich Netze in den Schrauben verfangen. Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Plastikmüll in den Meeren wird weltweit auf etwa 13 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Kosten, die aber nicht durch die Verursacher getragen werden.

Mit dem Global Plastic Navigator hat der WWF eine interaktive Karte geschaffen, die das Ausmaß der Plastikvermüllung unserer Ozeane nun auch aus der Ferne sichtbar macht.

Zahlen & Fakten

  • 75 % des Mülls im Meer besteht aus Plastik
  • 93 % der auf Hochsee fressenden Eissturmvögel haben Plastikteile im Magen
  • Mikroplastik gelangt z.B. durch Fische auch in die menschliche Nahrungskette

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