© Greiner & Lutteri WWF

Pitztal – Ötztal: Gletscherzusammenschluss durch die Hintertür?

Die Skigebiete Pitztaler & Ötztaler Gletscher sollten zum größten Gletscherskigebiet der Welt zusammengeschlossen werden. Dafür hätte die unberührte Naturlandschaft um den Linken Fernerkogel massiv verbaut werden sollen. Nachdem eine Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal im Juli 2022 mit 50,36% gegen das Mega-Projekt ausgefallen ist, hat die Pitztaler Gletscherbahn erklärt das Projekt nicht mehr weiter verfolgen zu wollen. Das Genehmigungsverfahren wurde bereits im Jänner 2020 kurz vor Verhandlung ruhend gestellt, im November 2022 kam dann die endgültige Absage per Bescheid von der Tiroler Landesregierung.

Dauerbaustelle droht

Im Februar 2023 wurden neue Pläne der Pitztaler Gletscherbahnen Gmbh bekannt. Weite Teile der Gletscher um den Linken Fernerkogel im Pitztal sollen als Erweiterung des Skigebiets „Pitztaler Gletscher“ erschlossen werden. Zudem enden die neuen Projektpläne nur etwa 100 Meter vor dem Überschlag zum Gletscherskigebiet im Ötztal.

Ein Zusammenschluss der Gletscherskigebiete durch die Hintertür? Der WWF befürchtet jedenfalls die Zerstörung wertvoller Naturräume. Wir stellen uns klar gegen diese zerstörerischen und kurzsichtigen Großprojekte, denn wir brauchen die Natur als starke Partnerin im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise.

Alpine Freiräume bieten wichtige Rückzugsgebiete für Flora und Fauna, fungieren als CO2-Senken und liefern zum Beispiel auch sauberes Wasser. In den Alpen beobachten wir einen Temperaturanstieg um knapp 2 Grad Celsius in den vergangenen 120 Jahren. Das ist beinahe doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Als Folge davon sind die Gletscher der Ostalpen in den letzten 150 Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Die Gletscherzungen ziehen sich im Schnitt jedes Jahr um 20 bis 30 Meter zurück und werden außerdem schmaler.

Das bedeutet, dass es im Gebiet ständige Landschaftsveränderungen gibt. Um einen Skibetrieb und eine Pistenpräparierung im Winter überhaupt zu ermöglichen, wären jedes Jahr unter anderem Planierungsarbeiten im Gletschervorfeld notwendig. Die Gletscherflächen um den Linken Fernerkogel würden so zu einer Dauerbaustelle werden.

Tiere und Pflanzen in Gefahr

Auch für die Tier- und Pflanzenwelt bedeutet ein Projekt wie die Erschließung der Gletscher im Pitztal zusätzlichen Druck. Die steigenden Temperaturen zwingen viele Tiere und Pflanzen in immer höhere Lagen auszuweichen. Das heißt, die Lebensräume dieser Arten werden immer kleiner. Gerade in den Alpen sind viele Arten auf ausgedehnte Freiräume und unverbaute Wanderungskorridore angewiesen.

Die Stabilität der Ökosysteme hängt von der biologischen Vielfalt ab. Mit jedem verbauten Quadratmeter verlieren wir ein Stück dieser Vielfalt und damit auch ein Stück unserer eigenen Lebensgrundlagen. Denn ohne intakte Naturräume gibt es keine saubere Luft und keine Nahrungsmittel. Und gerade für unsere Wasserversorgung sind die Gletschergebiete enorm wichtig. Besonders im Sommer, wenn es trocken und heiß ist, sind die Gletscher durch die Schmelze essentielle Trinkwasserlieferanten.

Schutz für den Linken Fernerkogel

Aufgrund der erneuten Bedrohung fordert der WWF gemeinsam mit dem Österreichischen Alpenverein, dem Deutschen Alpenverein und den Naturfreunden Österreich die Eingliederung der gesamten Geländekammer rund um den Linken Fernerkogel in das Ruhegebiet „Ötztaler Alpen“. Erstellt wurde ein ausführlicher Schutzgebietsantrag sowie ein Schreiben an den zuständigen Tiroler Landesrat.

Das war ursprünglich geplant:

Der Skigebietszusammenschluss Pitztal-Ötztal war ein Paradebeispiel für ein naturschädliches und kurzsichtiges Großprojekt. Im Projektgebiet lagen drei noch unberührte Gletscher: Karlesferner, Hangender Ferner und Mittelbergferner. Doch die Gletscher ziehen sich aufgrund der Klimakrise rasant zurück und die Landschaft wird sich in den nächsten 30 Jahren stark verändern. Das bestätigte auch eine Analyse der Universität Innsbruck. Das bedeutet: Wäre das Projekt Skigebietszusammenschluss Pitztal-Ötztal realisiert worden, hätte das Gelände für einen Skibetrieb mit immer neuen baulichen Eingriffen und zusätzlicher Infrastruktur umgebaut werden müssen, weil sich die Gletscher immer weiter zurückziehen. Der sensible und wertvolle Naturraum wäre immer intensiver umgebaut worden und zur teuren Dauerbaustelle verkommen.

Auf der unten stehenden Visualisierung sieht man, dass der Mittelbergferner sich in nur fünf Jahren (2015-2020) so weit zurückgezogen hat, dass die geplante Seilbahnstation (rot) schon heute nicht mehr am Gletscher liegt.

Für die Skiverbindung hätten insgesamt unglaubliche 750.000 m³ Gestein, Erde & Eis abgetragen bzw. aufgeschüttet werden müssen. Als begleitende Infrastruktur für die neuen Pisten wären drei neue Seilbahnen, ein Tunnel und ein neuer, asphaltierter Speicherteich mit einem Fassungsvermögen von 104.000 m³ errichtet worden.

Zahlen & Fakten

  • Im Juli 2022 fiel eine Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal mit 50,36% gegen das Mega-Projekt aus.
  • Vier Monate später kam dann die endgültige Absage per Bescheid von der Landesregierung in Tirol.
  • Doch im Februar 2023 wurden dann neue Pläne der Pitztaler Gletscherbahnen Gmbh bekannt.
  • Weite Teile der Gletscher um den Linken Fernerkogel sollen als Erweiterung des Skigebiets „Pitztaler Gletscher“ erschlossen werden.
  • Die neuen Projektpläne enden nur etwa 100 Meter vor dem Überschlag zum Gletscherskigebiet im Ötztal.

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