Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und Verbauung freier Gletscherflächen gefährden überlebenswichtige Ökosysteme – WWF fordert Stopp des Kaunertalprojekts und Unterschutzstellung der Gletscherflächen
Monsterkraftwerk Kaunertal: WWF warnt vor Milliardengrab
Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal durch die TIWAG droht zu einem finanziellen Fiasko in Milliardenhöhe zu werden: So wurden die Baukosten des Monsterprojekts im Jahr 2012 mit 1,3 Milliarden Euro angegeben und seither nicht mehr der Inflation angepasst. Gerade im Bausektor war die Teuerung aber auch vor den jüngsten Preisschüben erheblich, wie Berechnungen zeigen. “Während der Ausbau von Photovoltaik und das Energiespar-Potenzial jahrelang vernachlässigt wurde, geht die TIWAG mit überdimensionierten Projekten wie dem Kaunertal-Ausbau auf Basis veralteter Zahlen fragwürdige finanzielle Risiken ein. Auf der Strecke bleibt die Natur Tirols”, kritisiert Bettina Urbanek vom WWF Österreich.
Selbst mit Kosten von 1,3 Milliarden Euro bescheinigte der Weltverband der Wasserkraftwerks-Unternehmen IHA bei seiner Beurteilung dem Kaunertal-Ausbau mangelnde Wirtschaftlichkeit. Mittlerweile muss man jedoch von über zwei Milliarden Euro an Kosten ausgehen – Geld, das für dringende Investitionen in den naturverträglichen Ausbau von Sonnen- und Windkraft fehlt. “Zusätzlichen Strom liefert das Milliarden-Kraftwerk aber erst frühestens ab Mitte der 2030er-Jahre – und das auf Kosten klimaschädlicher Naturzerstörung. Ein starker Fokus auf Sonnenstrom und Energiesparen würde die Energiewende wesentlich schneller und besser voranbringen”, sagt Bettina Urbanek. Massive Kostensteigerungen gab es auch bereits bei anderen TIWAG-Kraftwerken, wie dem Gemeinschaftskraftwerk Inn, das innerhalb weniger Jahre um über 30 Prozent teurer wurde. Anstelle geplanter Kosten von 461 Millionen waren es am Ende über 600 Millionen Euro.
“Tatort-Kaunertal” zeigt problematische Aufsichtsrats-Besetzung
Die Recherche zu den Baukosten des Kaunertal-Ausbaus ist Ausgangspunkt für Teil zwei der Serie “Tatort Kaunertal” des WWF. Der zweite Text der siebenteiligen Serie beschäftigt sich mit der Frage, wie in der TIWAG Entscheidungen gefällt werden – und wer diese eigentlich kontrolliert. “Ein Blick in den Aufsichtsrat zeigt: Dieses wichtige Gremium wird von Wirtschaftsbund-Funktionären dominiert, deren Kompetenz eher im Bereich des politischen Netzwerks zu liegen scheint, als in der Energiewirtschaft. Eine Neuaufstellung mit unabhängigen Fachleuten für Energie und Umwelt wäre dringend nötig”, fordert Bettina Urbanek vom WWF.
Weblink: www.wwf.at/tatort-kaunertal
News
Aktuelle Beiträge
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert “fahrlässige Blockade” der Bundesländer
Weichenstellung für ganz Europa aus populistischen und längst ausgeräumten Gründen blockiert – Bundesländer sind größte Gefahr für Ernährungssicherheit in Österreich
WWF warnt am Welt-Thunfisch-Tag vor Ökosystem-Kollaps durch Überfischung
Thunfische spielen Schlüsselrolle in Meeres-Ökosystemen – Umweltschutzorganisation WWF fordert verstärkte Kontrollen gegen illegale Fischerei
EU-Renaturierungsgesetz: 170 Wissenschaftler:innen fordern Ja der Bundesländer
WWF initiiert Appell der Wissenschaft an die Landeshauptleute: Renaturierungsgesetz wäre einmalige Chance für Natur, Klimaschutz und Ernährung – Warnung vor Scheitern
WWF fordert Absage der Kraftwerksprojekte an der Isel
Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten