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© Staffan Widstrand

20 Jahre WWF-Seeadler-Projekt

Ein Erfolg für Österreichs Natur

20. Dezember 2021

Noch im Jahr 2000 galt der Seeadler in Österreich als ausgestorben. Bereits 20 Jahre – und viele Schutzmaßnahmen – später, ist der Seeadler wieder in Österreich heimisch. Der Bestand ist stabil und wächst kontinuierlich. Im Jahr 2023 brüteten insgesamt 50 der territorialen Adlerpaare und brachten im Schnitt etwa einen Jungvogel zum Ausfliegen. Die Rückkehr der Seeadler ist somit eine absolute Erfolgsgeschichte im heimischen Naturschutz. Denn sie zeigt: Durch viel Engagement und länderübergreifende Schutzmaßnahmen können auch ehemals ausgerottete Arten wieder eine Heimat in Österreich finden. Auch ohne, dass der Mensch sie aktiv wieder ansiedelt. Der WWF hat mit seinem Forschungs- und Schutzprogramm maßgeblich zum Comeback der majestätischen Greifvögel beigetragen.

Die größten Erfolge des Seeadler-Projekts im Überblick

Im Laufe der letzten 20 Jahre konnten wir 312 Bruten und 351 Jungvögel dokumentieren. 32 Tiere wurden seit 2015 mit federleichten Telemetrie-Sendern ausgestattet, die GPS Koordinaten senden. Die Daten liefern wichtige Informationen zum Schutz der Tiere. Denn nur wenn wir wissen, wo die Seeadler umherstreifen, rasten und überwintern, können wir effektive Schutzmaßnahmen ergreifen. Die besenderten Seeadler bereisten 16 Länder. Sie flogen bis Weißrussland und Lettland im Norden, sowie bis Kroatien, Bosnien und Rumänien im Süden und Osten. Viele nordische Seeadler schlagen ihr Winterquartier wieder in Österreich auf. In den letzten Jahren überwinterten regelmäßig zwischen 150 – 180 Tiere in Österreich .

Alles begann mit dem Kampf gegen das Gift

Gezielte Verfolgung, die Zerstörung seines Lebensraums und der Einsatz des Pestizids DDT haben den Seeadler im 19. Und 20. Jahrhundert nahezu ausgerottet. Ende der 1990er Jahre vermehrten sich – besonders in den Donau-March-Thaya-Auen und dem südlichen Burgenland – die Hinweise, dass Seeadler von selbst wieder zum Brüten nach Österreich kommen. Erfolgreiche Bruten gab es leider keine, dafür aber ein großes Problem.
Seit 1988 mehrten sich Verdachtsfälle, dass Seeadler mit Carbofuran – einem Insektizid aus der Landwirtschaft – vergiftet wurden. 1997 konnte Carbofuran erstmals als Todesursache bei Seeadlern nachgewiesen werden. Eine der ersten Maßnahmen des WWF zum Schutz der Seeadler war daher die Aktion „Vorsicht Gift!“. Mit ihr sollte die breite Bevölkerung und verschiedene Interessensgruppen über das lilafarbene Gift informiert und sensibilisiert werden.

 

Das waren die wichtigsten Meilensteine des Seeadler-Projekts

WWF Info-Material

Fakten

  • 2023 gabe es in Österreich mehr als 50 Brutpaare.
  • Die wichtigsten Brutgebiete in Österreich: Waldviertel, Nationalpark Donau-Auen und Umgebung, die March-Thaya-Auen sowie das Nordburgenland.
  • Seeadler brauchen intakte und ruhige Naturlandschaften. Dort finden sie Fische und Wasservögel für den Nahrungserwerb.

 

2000

Timeline

2021

2000

2001

2003

2005

2006

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

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Start Seeadlerprojekt

Das WWF-Seeadlerprojekt in heutiger Form startete. Die WWF-Gifthotline (+43 676 444 66 12) nimmt den Betrieb auf. Hier können sich Personen hinwenden, die Vorfälle beobachtet bzw. Giftköder gefunden haben.

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Erster Seeadler-Bruterfolg WWF-Reservat Marchegg

Im WWF-Reservat Marchegg gab es erstmals einen Seeadler-Bruterfolg. Der Jungadler „Alfons“ flog aus und wurde in Wissenschaft und Presse gefeiert. Es war ein Meilenstein in der Wiederbesiedlung Österreichs.

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Seeadler-Bruterfolg Burgenland

Der Seeadler brütete erstmals erfolgreich im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel im Burgenland.

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Erfolgreiche Brut in Niederösterreich

Erstmals konnte eine erfolgreiche Brut im Nationalpark Donau-Auen in Niederösterreich festgestellt werden. Auch in der Südoststeiermark hat erstmals ein Seeadler wieder gebrütet. Es war der erste gesicherte Bruterfolg für das Bundesland überhaupt.

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Erstmals junge Seeadler im Waldviertel

Nach mindestens drei Jahren ohne Bruterfolg flogen auch im Waldviertel erstmals junge Seeadler aus.

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Etappensieg gegen illegale Greifvogelvergiftungen

Nach einem komplizierten Verfahren und einer Übergangsfrist wurde das Gift Carbofuran in der gesamten EU verboten. Leider zeigte sich in den Jahren darauf, dass die Täter noch immer beträchtliche Lagerbestände haben oder das Gift illegal importieren können. Denn Carbofuran Vergiftungen kommen leider immer noch vor.

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Erste Verzichte auf bleihaltige Munition

Erste Schutzgebiete in Österreich begannen freiwillig auf die Verwendung bleihaltiger Munition zu verzichten. Bleimunition ist gefährlich für Seeadler, da ihr Magensaft einen besonders niedrigen pH-Wert hat, also sehr sauer ist. Bleipartikel werden deshalb schnell gelöst und gelangen über das Blut in den Körper, wo das Blei unter anderem Störungen des Zentralnervensystems verursacht. Es kommt zu Krämpfen, Lähmungen, Erblindung und letztlich oft zum Tod.

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Ein weiterer großer Bruterfolg

Erstmals brüteten mehr als zehn Seeadlerpaare erfolgreich in Österreich.

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WWF-Seeadlerprojekt erhielt ein quantitatives Ziel

Auf Basis einer Analyse wurde festgelegt, dass das Seeadlerprojekt mindestens so lange durchgeführt werden soll, bis jährlich konstant mehr als 30 Seeadlerpaare in Österreich brüten. So sollte garantiert werden, dass der Bestand der Seeadler groß genug für das langfristige Überleben in Österreich ist. Bis zur Erreichung des Ziels sollte zudem die Ausrichtung der Schutzbemühungen evaluiert und angepasst werden.

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Ein weiterer Etappensieg

In Österreich trat ein Verbot bleihaltigen Schrots zur Jagd von Wasservögeln in Kraft. Das war ein wichtiger Schritt in Richtung einer generellen Untersagung von Bleimunition, welche allerdings bis heute nicht umgesetzt wurde. Im Rahmen eines Projekts unter der Führung des Nationalpark Donau-Auen wurde ein internationaler Aktionsplan zum Schutz des Seeadlers entlang der Donau publiziert.

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Drei Jungadler flogen im Waldviertel aus

An einem Horst im Waldviertel flogen erstmals drei Jungadler aus, ein bis heute in Österreich sehr seltener Fall. Insgesamt brüteten schon 14 Seeadlerpaare in Österreich. Der WWF beringte 2 Jungvögel aus den March-Thaya-Auen. Mit Hilfe der Ringe wollten wir herausfinden wo die Adler umherstreifen, wo sie überwintern und schließlich brüten. Diese Informationen sind wichtig, um gezielte Schutzmaßnahmen treffen zu können.

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Erste donauweite Seeadler-Synchronzählung

Die erste donauweite Seeadler-Synchronzählung wurde durchgeführt. Das Ergebnis: 230 Seeadler leben entlang von Donau, Drau und Mur. Erstmals brüteten mehr als 20 Seeadlerpaare erfolgreich im österreichischen Bundesgebiet. 23 Jungvögel flogen aus, 3 von ihnen wurden wieder vom WWF beringt.

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Telemetrie-Rücksäcke für zwei Jungadler

Erstmals wurden zwei Jungadler im Rahmen eines Forschungsprojektes mit federleichten Telemetrie-Rucksäcken ausgestattet. Diese sollten dieselbe Funktion wie die Ringe erfüllen – mit dem kleinen Unterschied, dass die GPS Sender in regelmäßigen Abständen Signale sendeten. Das besenderte Geschwisterpaar erhielt die Namen Rudolph und Sophie. Insgesamt brüten 2015 24 Seeadler-Paare in Österreich und zogen 24 Jungvögel groß. Bei der Winterzählung wurden 188 überwinternde Seeadler gezählt.

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24 Brutpaare in Österreich

Erneut gab es 24 Brutpaare in ganz Österreich. 31 Jungvögel flogen aus, 5 von ihnen wurden besendert.

Österreichs Wappenvogel – ein europäischer Weitwanderer

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Erstmals brüteten mehr als 30 Seeadler-Paare

Erstmals brüteten mehr als 30 Seeadler-Paare erfolgreich in Österreich. 5 Jungadler wurden besendert. Trotz der stetigen Bestandszunahme mussten weiterhin viele vergiftete Greifvögel in Österreich beklagt werden. BirdLife Österreich begann mit der Finanzierung der Ausbildung von „Kadaverhunden“, die Giftköder und tote Tiere aufspüren können. Die Helfer auf vier Pfoten wurden vom Verein Naturschutzhunde auf ihren Einsatz vorbereitet und zertifiziert, mit Ende 2020 gibt es bereits fünf ausgebildete Tiere.

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Zahl der Brutpaare stieg weiter

Die Zahl der Brutpaare stieg weiter auf etwa 33 – 35 an. In der Brutsaison 2018 konnten 30 – 40 Jungvögel ausfliegen. Die Winterzählung ergab 156 überwinternde Seeadler.

Österreichs Wappenvogel – ein europäischer Weitwanderer

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Erster Bruterfolg in Oberösterreich

Der Seeadler brütete erstmals erfolgreich im Bundesland Oberösterreich. Insgesamt wurden 35 Brutpaare gezählt. 46 Jungvögel flogen aus, 3 von ihnen wurden wieder besendert. Die Winterzählung ergab 177 überwinternde Seeadler. Leider wurden auch zwei vergiftete Seeadler, einer im Burgenland und einer in Niederösterreich gefunden.

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Zahl der Brutpaare blieb stabil

Die Zahl der Brutpaare blieb stabil bei circa 35 Paaren. 33 Jungvögel flogen aus, 8 davon erhielten wieder einen federleichten GPS-Sender.

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Ziel erreicht!

Seit 2017 brüten jedes Jahr mehr als 30 Seeadler-Paare in Österreich.

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Erfolgsgeschichte mit Bestand

Im Jahr 2023 brüteten mehr als 50 der territorialen Adlerpaare und brachten im Schnitt einen Jungvogel zum Ausfliegen. Zu ihren wichtigsten Brutgebieten zählen mittlerweile Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark. Auch Oberösterreich beheimatet wieder Brutpaare.

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Alles in Butter? So geht es weiter

Auch wenn sich der Seeadler-Bestand derzeit gut entwickelt, ist das Überleben der Seeadler in Österreich noch nicht dauerhaft gesichert. Illegale Abschüsse und Vergiftungen stellen die größte Bedrohung für den Bestand dar. Kollisionen mit Fahrzeugen, Stromleitungen und Windkraftanlagen sind ebenfalls ein Problem. „An der konsequenten Weiterführung der Schutzmaßnahmen in Österreich und unseren Nachbarstaaten führt kein Weg vorbei, wenn wir dieses Kapitel Naturschutzgeschichte langfristig erfolgreich schreiben wollen“, sagt WWF-Projektleiter Christian Pichler.

Mehr zum Seeadler und dem aktuellen Projekt.

Hier der ganze Bericht zum Download: Seeadlerbericht 2021 (PDF)

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