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Beispiele für die letzten naturbelassenen Landschaftsräume

Wunderschön und gefährdet: Karwendel, Ötztaler Alpen und mehr

Naturbelassene Landschaftsräume sind in Österreich rar geworden. Auf nur sieben Bundesländer teilen sich die alpinen Freiräume auf. Im Folgenden soll eine Auswahl an diesen Gebieten präsentiert werden.

Grafik Beispiele für Alpine Freiräume - Gebirgsgruppen, © by WWF
Grafik Beispiele für Alpine Freiräume – Gebirgsgruppen, © by WWF

Rätikon (Vorarlberg)

Schesaplana (2.965m) im Rätikon, © by Anton Vorauer / WWF
Schesaplana (2.965m) im Rätikon, © by Anton Vorauer / WWF

Der Rätikon im Südwesten Vorarlbergs zeichnet sich durch eine besonders große geologische Vielfältigkeit aus. Insgesamt sind im Rätikon noch rund 120 km² weitgehend naturbelassene Freiräume zu finden.

Insbesondere entlang des südlichen Grenzkamms zur Schweiz, vom Naafkopf (2.571m) im Westen über die Schesaplana (2.965m) und den Brandner Ferner, den höchsten Gipfel und den einzigen Gletscher der Gebirgskette, findet man bedeutende Anteile unerschlossener alpiner Freiräume, die sich bis über die Zimbagruppe mit der Zimba (2.643m) und dem Eisernen Törle im Nordosten erstrecken.

In diesem alpinen Naturparadies führt eine Etappe des grenzüberschreitenden Weiterwanderwegs „Via Alpina“ von der Pfälzerhütte (2.098m) über die Gross Furgga (2.354 m) zur Schesaplanahütte (1.893 m).

Das Gebiet um den Schleienkopf (2.159m) an der Grenze zu Liechtenstein, um den Fundelkopf (2.401m) sowie das dazwischen liegende Gamperdonatal zählen ebenfalls zu den noch wenig erschlossenen und ursprünglichen Landschaftsräumen des Rätikon. Hier entspringt auch die insgesamt 18 Kilometer lange Meng, die von der Alm „Nenzinger Himmel“ durch das Gamperdonatal nach Norden fließt und in der Gemeinde Nenzing in die Ill mündet.

Das Gebiet beherbergt die Vorarlberger Hauptbestände des Alpenmannstreu (Eryngium alpinum), eine seltene und außergwöhnlich schöne Distelart alpiner Hochstaudenfluren, für deren Erhalt hier Natura 2000-Gebiete ausgewiesen wurden.

Lechquellengebirge (Vorarlberg)

Lechquellengebirge, © by Anton Vorauer/ WWF
Lechquellengebirge, © by Anton Vorauer/ WWF

Das Lechquellengebirge zwischen Rätikon im Westen und Lechtaler Alpen im Osten ist zwar eine relativ kleine Gebirgsgruppe, dafür ein besonders eindrucksvolles und vielfältiges Gebirge der nördlichen Kalkalpen. Es umfasst sowohl das eher sanfte obere Lechtal als auch das steile obere Große Walsertal. Besonderheiten wie die Rote Wand oder extreme Karsterscheinungen wie das steinerne Meer zeugen von seiner geologischen Vielfalt.

Das Lechquellengebirge ist reich an ausgedehnten Latschenfeldern, Zwergstrauchheiden und Alpgebieten mit artenreichen Weiden. Bergwälder nehmen eher geringe Anteile ein, dafür findet man seltene Waldlebensräume wie Spirkenwälder etwa im Gadental, einem von zwei Naturschutzgebieten in der Gebirgsgruppe.

Bis auf große Skigebiete rund um Lech und Zürs ist das Lechquellengebirge gering erschlossen, insgesamt können noch rund 130 km² als alpine Freiräume bezeichnet werden. Diese unverfälschte Bergnatur bietet nicht nur heimischen Wildtieren wie Gämsen, Rotwild und Rauhfußhühnern störungsarme Lebensräume. Durch zahlreiche Höhen- und Weitwanderwege können Wanderer und Naturliebhaber die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft des Lechquellengebirges genießen.

Verwall-Gruppe (Vorarlberg und Tirol)

Hoher Riffler (3.168m) in der Verwallgruppe, © by Anton Vorauer / WWF
Hoher Riffler (3.168m) in der Verwallgruppe, © by Anton Vorauer / WWF

Das Verwall zwischen Klostertal und Montafon zählt aufgrund seines geringen Erschließungsgrads zu den besonders ursprünglichen Gebirgen Vorarlbergs. In Tirol und Vorarlberg zusammen finden sich in der Verwallgruppe noch knapp 300 km² weitgehend naturbelassene Freiflächen. Die intakte Hochgebirgslandschaft mit mehreren Gipfeln über 3.000 Metern ist nur von wenigen Gletschern, dafür von umso mehr ausgedehnten alpinen Gebüschgesellschaften, Zwergstrauchheiden und alpinen Matten geprägt. Inmitten des Verwalls findet man auch noch tatsächlich einsame und fast unberührte Hochgebirgstäler wie das Gaflunatal auf Vorarlberger oder das Malfontal auf Tiroler Seite.

Vom Steinadler über das Alpenschneehuhn bis zum Dreizehenspecht ist das Verwall Heimat einer einzigartigen Vielfalt an Vogelarten der Gebirgswälder und des Hochgebirges, für deren Erhalt auch ein Natura 2000-Gebiet eingerichtet wurde. Die wunderschöne Bergwelt ist im Sommer aufgrund zahlreicher Berghütten und Höhenwanderwege auch ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger.

Gleichzeitig ist die Verwallgruppe in Vorarlberg und in Tirol auch vom Wintertourismus und zahlreichen Großskigebieten wie Schruns-Tschagguns, St. Anton am Arlberg und Ischgl geprägt. Besonders auf Tiroler Seite werden im Verwall immer neue Erschließungsvorhaben vorangetrieben.

Ötztaler Alpen (Tirol)

Similaun (3.599m), © by Karin Enzenhofer / WWF
Similaun (3.599m), © by Karin Enzenhofer / WWF

Zwischen Ötztal und Oberinntal erstreckt sich eine der größten und ursprünglichsten Gebirgsgruppen der gesamten Ostalpen. Die Ötztaler Alpen liegen zu großen Teilen auf Seehöhen über 3.000 Meter und beherbergen 20% der österreichischen Gletscher. Zahlreiche idyllische Hochtäler und unberührte Gebirgsbäche machen die Ötztaler Alpen zu einem der kostbarsten Naturgebiete Österreichs. Gleichzeitig sind die Ötztaler Alpen mit Großschigebieten im Ötztal und Oberinntal, mit Gletscherschigebiet sowie großen Wasserkraftwerken wie dem Gepatschstausee im Kaunertal bereits intensiv erschlossen und genutzt.

Insgesamt können noch rund 770 km² in den Ötztaler Alpen als unberührte Hochgebirgsnatur bezeichnet werden. Während rund die Hälfte dieser alpinen Freiräume seit 1987 den Schutz eines Ruhegebiets genießt, sind große naturbelassene Gebirgsbereiche im Norden und Westen ohne Schutz vor großtechnischer Erschließung. Und die alpinen Freiräume der Ötztaler Alpen sind aktuell von drei Großprojekten akut bedroht.

Karwendel (Tirol)

Vomperloch, © by Anton Vorauer / WWF
Vomperloch, © by Anton Vorauer / WWF

Die landschaftliche Schönheit des Karwendel ist weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannt. Das Karwendelgebirge ist aufgrund seiner großen Höhenunterschiede auf kleinem Raum und der vielen geschlossenen Landschaftskammern einzigartig. Die naturräumliche Vielfalt ist auch der Grund, weshalb im Karwendel besonders viele und unterschiedliche Lebensräume und Arten auf relativ kleiner Fläche vorkommen. Neben Felslebensräumen, Hochwäldern und Krummholz ist das Karwendel außerdem reich an Quellen mit bester Wasserqualität.

Rund 100 km² des Karwendelgebirges sind vor allem aufgrund der Abgeschiedenheit und erschwerten Zugänglichkeit heute noch besonders ursprünglich und dem naturnahen Alpintourismus sowie der Alm- und Forstwirtschaft vorbehalten. Wegen seiner Einzigartigkeit ist das Karwendel seit 1928 als Naturschutzgebiet geschützt und wurde 2009 zum Naturpark erklärt. Dieser umfasst neben mehreren Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten auch zwei Ruhegebiete.

Hohe Tauern (Tirol, Salzburg, Kärnten)

Glocknergruppe, © by Matthias Schickhofer
Glocknergruppe, © by Matthias Schickhofer

Die Hohen Tauern beherbergen eine der letzten großflächigen Naturlandschaften Österreichs, in denen viele typische Alpenbewohner wie Steinadler, Murmeltier, Alpen-Gämse, Steinbock oder Schneehase noch intakten und ungestörten Lebensraum vorfinden. Rund 1.300 km² alpine Freiräume erstrecken sich vor allem entlang des Hauptkamms bzw. den Bundesländergrenzen zwischen Tirol, Salzburg und Kärnten. Diese umfassen große Fels- und Gletscherbereiche und berühmte Gipfel wie Grossvenediger, Grossglockner und Hochalmspitze. Aber auch naturnahe Bereiche der uralten Kulturlandschaft mit zahlreichen Almen zählen dazu. Durch die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft besitzen die Hohen Tauern die besten Voraussetzungen für naturnahen Tourismus.

1971 wurde daher die Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern in den Bundesländern Kärnten, Tirol und Salzburg beschlossen. Mit rund 1.860 km² ist er der größte Nationalpark Österreichs und eines der größten Schutzgebiete im gesamten Alpenraum. In Tirol umfasst der Nationalpark rund 610 km², wovon etwa 350 km² als Kernzone vor großtechnischer Erschließung geschützt sind.

In Kärnten umfasst der Nationalpark rund 440 km², rund 330 km² sind als Kernzone geschützt. Mit Großglockner-Pasterze und Gamsgrube bestehen außerdem zwei Sonderschutzgebiete.

In Salzburg umfasst der Nationalpark rund 800 km², wovon rund 540 km² als Kernzone vor zusätzlicher Erschließung geschützt sind. Mit Innerem Untersulzbachtal, Piffkar und Wandl bestehen außerdem drei Sonderschutzgebiete.

Niedere Tauern (Salzburg, Steiermark)

Niedere Tauern, © by Matthias Schickhofer
Niedere Tauern, © by Matthias Schickhofer

Die Niederen Tauern sind geprägt von tief eingeschnittenen Tälern mit breiten Talsohlen und zahlreichen größeren und kleinen Gebirgsseen, die ihren Ursprung in der einstigen Vergletscherung haben. In Salzburg und der Steiermark zusammen beherbergen die Niederen Tauern noch rund 460 km² alpine Freiräume. Die naturbelassenen Landschaftsräume konzentrieren sich auf die höchsten Gebirgsbereiche, in etwas tieferen Lagen sind Freiflächen zersplittert und von stärker erschlossenen Naturräumen umgeben.

Der Tourismus ist sowohl im Winter als auch im Sommer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Große Teile im Nordwesten der Radstädter Tauern oder um Schladming sind durch Skigebiete für den Wintertourismus bereits intensiv erschlossen. Neben zahlreichen Kleinwasserkraftwerken kommen in den Niederen Tauern auch Windkraftanlagen wie der Tauernwindpark in der Steiermark hinzu. Die naturbelassenen Berggebiete haben mit zahlreichen Weitwanderwegen und Berghütten dagegen als beliebtes Ausflugs- und Wanderziel für den Sommertourismus große Bedeutung.

In den steirischen Schladminger Tauern sind Teile der ursprünglichen Naturlandschaft durch mehrere Naturschutzgebiete vor landschaftsverändernder Erschließung geschützt. Die übrigen alpinen Freiräume der Niederen Tauern genießen sowohl in Salzburg als auch in der Steiermark keinen derartigen Schutz.

Gailtaler Alpen und Karnischer Hauptkamm (Tirol, Kärnten)

Lienzer Dolomiten, © by Anton Vorauer / WWF
Lienzer Dolomiten, © by Anton Vorauer / WWF

In den westlichen Gailtaler Alpen, den Lienzer Dolomiten und dem westlichen Karnischen Hauptkamm sind in Kärnten und Osttirol zusammen noch rund 160 km² naturbelassene Landschaftsräume zu finden. Die schroffen und teils bizarren Gipfel und Grate machen die Lienzer Dolomiten einzigartig. Alpine Freiräume erstrecken sich hier vor allem über die höchsten Lagen, zum Beispiel um Große Sandspitze (2.770m), Eggenkofel (2.591m) und Spitzkofel (2.717m).

Auch am Karnischen Hauptkamm findet man noch zahlreiche naturbelassene Freiräume. Diese erstrecken sich beginnend vom Helm (2.433m) im Westen entlang der höchsten Regionen nach Osten, mit großflächigeren Freiräumen zum Beispiel um Große Kinigat (2.689m), Bärenbadegg (2.431m), Steinkarspitz (2.5.24m) und Hohe Warte (2.780m). Auch das abgeschiedene Hochplateau um den Wolayersee gehören Großteils dazu. Der Bergsee und die vielfältige alpine Vegetation seiner Umgebung wurden 1959 zum gleichnamigen Naturschutzgebiet erklärt.

Die beiden Gebirgsketten zählen zu den letzten Lebensräumen in Österreich, in denen auch noch Bären anzutreffen sind. Dabei handelt es sich in der Regel um abwandernde Tiere aus Slowenien und Italien. Lienzer Dolomiten und Karnische Alpen sind zudem äußerst beliebte Wandergebiete. Über die gesamte Länge der Gailtaler Alpenkette führt der Gailtaler Höhenweg. Der sehr bekannte Karnische Höhenweg führt meist auf der Höhe des Hauptkamms und entlang der Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich und ist auch Teil der Via Alpina.

Hochschwab-Gruppe und Ybbstaler Alpen (Steiermark, Niederösterreich)

Kräuterin, Hochschwabgruppe , © by Matthias Schickhofer
Kräuterin, Hochschwabgruppe , © by Matthias Schickhofer

Das Hochschwabgebiet im Norden zählt zu den größten ursprünglichen Landschaftsräumen der Steiermark. Als Teil der Nördlichen Kalkalpen wird das Hochschwabplateau durch Karstformen geprägt, auf den Hochflächen sind ausgedehnte Latschenfelder und Fichtenwälder typisch.

Insgesamt bestehen hier rund 170 km² alpine Freiräume, die um den Hochschwab, den mit 2.277 m höchsten Berg des Massivs, noch große zusammenhängende Freiflächen bilden. Hier finden Alpen-Gämsen, aber auch Steinböcke, Murmeltiere und Auerhähne noch intakte und störungsarme Lebensräume vor. Auch für Wien sind diese naturbelassenen Gebiete von großer Bedeutung, denn der große Wasserreichtum des nördlichen Hochschwabgebiets versorgt einen Großteil der Bundeshauptstadt mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser.

Das nördliche Hochschwabgebiet wurde bereits 1958 als Naturschutzgebiet „Wildalpener Salzatal“ ausgewiesen. Zumindest im nördlichen Hochschwabgebiet ist eine Errichtung von Bauwerken, Drahtleitungen sowie Bodenveränderungen bereits ausgeschlossen, da dieser schon 1958 als Naturschutzgebiet „Wildalpener Salzatal“ ausgewiesen wurde. In den nördlich angrenzenden Ybbstaler Alpen sind in der Steiermark und Niederösterreich zusammen noch rund 70 km² weitgehend naturbelassen und unerschlossen.

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