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© Goran Šafarek

lifelineMDD: Die schönsten Erfolge
aus dem Projekt rund um Mur, Drau und Donau

30. März 2023

Jeder kennt den Amazonas in Südamerika – aber auch in Österreich gibt es eine faszinierende Flusslandschaft, die als „Amazonas Europas“ bezeichnet wird. Das Gebiet umfasst die drei Flüsse Mur, Drau und Donau und ihre Auen. Durch sie sind insgesamt 5 Länder miteinander verbunden: Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien. In dieser Flusslandschaft herrscht eine so große Artenvielfalt wie sonst nirgendwo in Europa.

Der WWF Österreich arbeitet seit den 1990er Jahren daran, den „Amazonas Europas“ zu schützen und zu erhalten. Nach jahrelanger Arbeit wurde der 5-Länder-Biosphärenpark „Mur-Drau-Donau“ 2021 von der UNESCO anerkannt: eine insgesamt rund eine Million Hektar große Zone, die die Schutzgebiete aller 5 Länder miteinander verbindet. Die Arbeit im Gebiet war damit aber längt nicht vorbei: Nun ging es darum, die Flüsse wieder so natürlich wie möglich zu machen. Dabei war lifelineMDD ein besonders wichtiges Projekt, das nun 2022 beendet werden konnte. Wir blicken auf die schönsten Erfolge aus dem Projekt zurück.

Hintergrund: Das Projekt lifelineMDD

74 Projektmitarbeiter*innen, jede Menge Einsätze vor Ort und Hunderte von Stunden in Online-Sitzungen: Über zwei Jahre lang lief das Interreg Projekt lifelineMDD (MDD steht für Mur, Drau und Donau). Das große Ziel: in grenzübergreifender Zusammenarbeit Mur, Drau und Donau ökologisch zu verbessern. Basis dafür bildete das Projektteam, das aus unterschiedlichen Organisationen, Behörden und Gemeinden aus allen 5 Ländern bestand. Kerstin Böck vom WWF Österreich leitete das Projekt. Es wurde im Rahmen des Danube Transnational Programms der Europäischen Union mit einem Gesamtbudget von über 2,9 Millionen Euro umgesetzt.

1. Revitalisierungen: Vögel kehren zurück

Ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit war die Durchführung von Revitalisierungsmaßnahmen. Darunter verstehen wir, dass die ursprüngliche Lebendigkeit des Flusses und damit sein Ökosystem wiederhergestellt wird. Welchen Unterschied Revitalisierungsprojekte machen zeigt sich etwa dann, wenn man nistende Vögel beobachtet.

Während des Projektes wurden die stark regulierten Oberläufe der Mur in einer Vogelstudie untersucht. Das Ergebnis: Nur dort, wo Revitalisierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, konnten auch die untersuchten Vogelarten gefunden werden. Das betrifft das slowenische Hrastje-Mota, aber auch den Flussabschnitt im österreichischen Gosdorf. 93 Uferschwalben und sogar ein seltener Eisvogel nisteten 2022 auf dem neu geschaffenen Steilufer in Hrastje Mota.

Insgesamt wurden während des Projektes 3 Revitalisierungsmaßnahmen durchgeführt: An der Donau in Serbien und sowohl am österreichischen als auch am slowenischen Ufer der Mur. Bei den Arbeiten in Österreich wurde das Flussufer der Mur umstrukturiert. Es wurde ein neuer Seitenarm geschaffen und die Uferbereiche wurden wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Denn die Mur wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begradigt – damals ein übliches Vorgehen. Durch die Revitalisierungsmaßnahmen konnte das Ökosystem nun wieder bestmöglich hergestellt werden. Außerdem hilft die Revitalisierung dabei, künftige Hochwasserereignisse abzuschwächen.

Am slowenischen Ufer der Mur wurde das Flussbett verbreitert. Außerdem wurden Verbauungen am Ufer entfernt – leider hat man in den letzten Jahrzehnten viel zu viele Flüsse achtlos verbaut. Bei der Donau in Serbien stand die Verbesserung des Hochwasserschutzes im Fokus. Im Lovrenac-Kanal, einem Donau-Altarm, wurden Schlamm und Pflanzen entfernt, so dass bei großflächigen Hochwasserereignissen dem Wasser keine Hindernisse mehr im Wege stehen, die eine Überflutung der Aue verhindern.

2. Wissenschaftliche Basis wurde geschaffen

Für ein langfristiges Monitoring und eine Verbesserung der Lebensräume im Mur-Drau-Donau Biosphärenpark war vor allem auch eines wichtig: Die Schaffung einer Wissensbasis und relevanter wissenschaftlicher Instrumente. Deshalb waren Wissenschaftler*innen im Einsatz und haben 7 Studien verfasst, die auch als Basis für eine Revitalisierungsstrategie für Fließgewässer dienen.

So wurde zum ersten Mal eine Studie zu Fischpopulationen auf der Ebene des Mur-Drau-Donau Biosphärenparks durchgeführt. Dafür wurden unter anderem Datenbanken durchforstet und die Fischbestände untersucht. Mehr als 60 Fischarten wurden gefunden, von denen viele gesunde, sich selbst reproduzierende Populationen bilden. Die Ergebnisse machten erneut deutlich, wie bedeutend der Mur-Drau-Donau Biosphärenpark als Hotspot der Artenvielfalt ist.

Auch eine Studie zu den Flussvögeln wurde durchgeführt. Sie bestand aus zwei Vogelzählungen, die 2021 bzw. 2022 durchgeführt wurden und die gesamte Flussstrecke des Biosphärenparks abdeckten. Der Schwerpunkt lag auf einer Reihe von „Indikatorarten“ – also Vögel, die in intakten Flussökosystemen vorkommen. Dabei wurden einige Bedrohungen festgestellt: Veränderungen durch den Klimawandel, künstlich gesicherte Ufer, aber auch Erholungssuchende, die die Vögel in der sensiblen Brutphase stören.

Darüber hinaus wurde eine gemeinsame Metadatenbank entwickelt, damit der Datenaustausch über die Ländergrenzen hinweg einfacher wird. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass die Artenvielfalt und die Konnektivität der Ökosysteme gesichert werden kann.

3. Bewusstseinsschaffung: Zahlreiche Menschen erreicht

Es ist wichtig, ein Netzwerk an Flussschützer*innen aufzubauen und das Bewusstsein für das Thema zu stärken. Dazu braucht es zum Beispiel die Umsetzung innovativer pädagogischer Ansätze und den Aufbau von Wissen über Ökologie und welchen großen Nutzen Revitalisierungen haben. Beim Projekt lifelineMDD wurden für einen langfristigen Wissensaustausch Multiplikator*innen, Lehrer*innen und Naturpädagog*innen miteinbezogen. Insgesamt wurden drei internationale Seminare sowie Schulungen in allen 5 Ländern durchgeführt. Es konnten dadurch 132 Lehrer*innen und Multiplikator*innen erreicht werden.

Außerdem wurde die erste 5-Länder-Biosphärenpark „Nature Academy“ veranstaltet: Im slowenischen Velika Polana konnte die lokale Bevölkerung mehr über die Natur lernen, während sie selbst Zeit in der Natur verbrachte. So konnten Interessierte erfahren, wieso die Artenvielfalt im Biosphärenpark so hoch ist und weshalb der Erhalt der Naturlandschaft auch für den Menschen nützlich ist. Denn bei der Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen ist lokale Unterstützung sehr wichtig.

Während Freiwilligeneinsätzen konnte die lokale Bevölkerung zum Beispiel Nistplätze für Uferschwalben vorbereiten und so eine tiefere Verbindung zu „ihren“ Flüssen aufbauen.

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