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© Anton Vorauer

Dam Removal: Wie Damm-Entfernungen Flüsse natürlicher machen

Wer in Österreich den Wasserhahn aufdreht, bekommt eine der weltweit besten Trinkwasser-Qualitäten. Deshalb hat man wohl auch romantische Bilder vor Augen, wenn man an heimische Flüsse denkt: Reißende Gewässer, die uns mit sauberem Wasser versorgen und in denen unzählige Arten leben. Leider wurden aber viel zu viele Flüsse achtlos verbaut. Es gibt in Österreich 27.000 bestehende Barrieren, sogenannte Querbauwerke, die unsere Gewässer verstopfen. Und nur mehr 14 Prozent der österreichischen Flüsse sind ökologisch intakt.

In Österreich kann jeder Fluss oder Bach im Durchschnitt nur 900 Meter frei fließen – dann wird er von einer Barriere zerschnitten. Das kann eine Wehr, ein Kraftwerk oder eine Schwelle sein. Das sorgt dafür, dass es viel weniger Fische in unseren Flüssen gibt. 60 Prozent der heimischen Fischarten werden sogar als gefährdet eingestuft. Dabei erfüllen ein Fünftel dieser künstlichen Barrieren gar keinen Zweck mehr, gleichzeitig richten sie aber großen Schaden an.

Damm-Entfernungen können Fische retten

Zum Glück gibt es für dieses Problem eine Lösung: Dam Removal. Wenn man künstliche Barrieren aus Flüssen entfernt, wirkt sich das sehr positiv auf die Ökologie von Flüssen aus. Und die Fische in den Gewässern können sich wieder vermehren, wodurch sich die Population enorm schnell erholen kann. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie, die 2022 im Auftrag des WWF vom Ingenieursbüro blattfisch durchgeführt wurde. Der WWF setzt sich außerdem mit dem Projekt „Alles im Fluss“ für Dam Removal ein.

Dam Removal in Österreich: erste Erfolge

Die Studie von blattfisch befasst sich mit der Umsetzung von Dam Removal, also Rückbauprojekten. Forscher*innen sammelten dafür Informationen über 320 Projekte in Österreich. Und sie zeigten, dass sich die Qualität des Wassers schnell wieder verbesserte, wenn Barrieren entfernt wurden. Das konnte man zum Beispiel an der Großen Tulln, an der Pielach und am Inn gut beobachten.

An der Großen Tulln wurde eine Wehranlage entfernt. Dadurch können nun mittel- und langstreckenwandernde Donaufische wieder durchschwimmen. Vor allem für Fischarten wie die Nase, die wegen der Wehranlage nicht mehr ihre natürlichen Laichhabitate erreichen konnten, wertet das den Lebensraum enorm auf. An der Pielach wurde eine Sohlrampe, also eine künstliche und steil abfallende Stufe, entfernt. Jetzt ist die Pielach wieder uneingeschränkt an die Donau angebunden und kann von mittelstreckenwandernden Fischen als Laichhabitat genutzt werden. Am Tiroler Inn wurden ausgewählte Seitenbäche angebunden, wodurch mehr Arten wieder einen Lebensraum finden konnten.

Es gibt also Erfolge – in Österreich ist Dam Removal aber noch ausbaufähig. Die Projekte beschränken sich vor allem auf Barrieren von ein bis zwei Metern Höhe. In anderen Ländern Europas werden bereits riesige Staudämme rückgebaut. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass weiterhin ein enorm hoher Handlungsbedarf besteht und die Barrieren reduziert werden müssen. So können die Gewässer wieder zum Lebensraum für eine unglaubliche Artenfülle werden und unser Klima regulieren.

3 Empfehlungen, damit Flüsse wieder frei fließen können:

  • Für die konsequente Entfernung der nicht mehr benötigten Querbauwerke braucht es eine systematische Erhebung nicht mehr benötigter Querbauwerke, sowie entsprechende Leitfäden und Richtlinien. Ziel ist es, den reichen Erfahrungsschatz von Modellprojekten in der Praxis besser verfügbar zu machen.
  • Um besonders problematische Barrieren zu entfernen, braucht es bessere finanzielle Unterstützungsinstrumente. Das könnten zum Beispiel Förderungen sein.
  • Bisher werden oft teure und weniger wirksame technische Hilfsmittel zur Sanierung von Barrieren angewendet, wie etwa Fischaufsteigshilfen. Auch wenn eine vollständige Entfernung nicht immer möglich ist, als Variante sollte Dam Removal immer in Betracht gezogen werden.

Hintergrund: Warum werden Flüsse überhaupt aufgestaut?

Die Gründe, warum Barrieren in Flüsse gebaut werden, sind vor allem die Energiegewinnung und die Wasserversorgung. Mittlerweile hat aber ein Fünftel dieser Bauwerke keinerlei Funktion mehr. In den USA und Europa (abgesehen vom Balkan) werden deshalb immer mehr Staudämme abgerissen und kaum noch Barrieren gebaut.

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Die gesamte Studie:

Titelblatt Moorstudie

Zahlen & Fakten

  • In Österreich gibt es 27.000 Querbauwerke in Gewässern.
  • Ein Fünftel dieser Barrieren erfüllt gar keinen Zweck mehr.
  • Nur 900 Meter frei fließen können heimische Flüsse und Bäche im Durchschnitt.
  • Von den österreichischen Flüssen sind nur 14 Prozent ökologisch intakt.
  • 60 Prozent der Fischarten werden hierzulande als gefährdet eingestuft.

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