© Philipp Kanstinger/WWF
Seegraswiesen mit Superkräften: Warum sie so wichtig sind
Auf den ersten Blick wirken sie recht unscheinbar – doch Seegraswiesen erfüllen unter Wasser zahlreiche wichtige Funktionen. Die mit Seegras bewachsenen Flächen dienen als Lebensraum für Meeresbewohner, speichern Kohlenstoff und bremsen Wellen ein.
Trotzdem geraten die Wiesen oft in Vergessenheit. Ein neuer WWF-Bericht thematisiert die wichtigen Seegraswiesen. Wir erklären, warum wir diesen verborgenen Lebensräumen dringend mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.
Was sind Seegraswiesen?
Seegraswiesen sind Unterwasserlebensräume, die aus Seegräsern bestehen. Die Gräser sind spezielle Blütenpflanzen, die im Laufe der Evolution wieder ins Wasser „gewandert“ sind und sich an das Leben unter Wasser angepasst haben. Seegräser wachsen weltweit an den Küsten aller Kontinente – mit Ausnahme der Antarktis. Sie bevorzugen lichtdurchflutete Flachwasserbereiche, da sie viel Licht für die Photosynthesen benötigen. In der Ostsee wachsen sie in 2 bis 7 Metern Tiefe, im Mittelmeer können sie durch die guten Lichtverhältnisse sogar bis in 50 Meter Tiefe vorkommen.
Weltweit gibt es viele unterschiedliche Seegrasarten. Besonders bekannt ist die nur im Mittelmeer vorkommende Art Posidonia oceanica, auch „Neptungras“ genannt. Diese Art wächst nur sehr langsam und einzelne Seegraswiesen werde auf mehrere tausend Jahre geschätzt, die älteste bisher gefundene sogar auf über 100.000 Jahre. Zwischen den Halmen leben unzählige Arten, die das Seegras sowohl als Versteck als auch als Nahrungsquelle nutzen.
Warum sind Seegraswiesen wichtig?
Seegraswiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Meere. Im Mittelmeer leben dort über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – darunter Seepferdchen, Jungfische und gefährdete Hai- und Rochenarten. Für viele Fischarten sind sie Laichgebiete und Kinderstuben. Für zahlreiche Arten stellen Seegraswiesen auch eine wichtige Nahrungsquelle dar. Darüber hinaus übernehmen sie zentrale Ökosystemleistungen. So speichern sie bis zu 15-mal mehr CO₂ pro Fläche als Regenwälder. Zudem stabilisieren Seegraswiesen Küsten, indem sie Wellen bremsen und Sedimente festigen. Auch die Wasserqualität wird durch das Filtern von Keimen durch Seegraswiesen verbessert.
Welche Bedrohungen gibt es für Seegraswiesen?
Trotz ihrer enormen Bedeutung sind Seegraswiesen leider weltweit massiv bedroht. Seit 1990 verschwinden jährlich bis zu 7% der Wiesen – das entspricht in etwa der Fläche des Bodensees. Besonders schädlich sind Anker von Booten und Yachten: Laut WWF-Bericht haben 2024 über 179.000 Schiffe auf Seegras geankert, große Schiffe sind für fast 60 % der Schäden verantwortlich. Hotspots sind Italien, Spanien, die Türkei, Griechenland und Frankreich – in manchen Gebieten wurden bis zu 50 % der Wiesen beschädigt. Allein im Jahr 2024 könnten mehr als 50.000 Hektar des Seegrases Posidonia oceanica betroffen sein. Steigende Meerestemperaturen durch die Klimakrise und Verschmutzung im Meer setzen den Pflanzen weiters zu.
Wie schützt der WWF Seegraswiesen?
Der WWF arbeitet in mehreren Mittelmeerländern, um die vielfältigen Bedrohungen für das Neptungras zu verringern – von der Verankerung bis zur illegalen Fischerei und Verschmutzung. Das Ziel lautet, bis 2027 150.000 Hektar zu regenerieren. Durch moderne Technik wie Sonar, Kameras und künstliche Intelligenz werden Wiesen kartiert, um gezielte Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen umzusetzen.
Was kann ich tun, um Seegraswiesen zu retten?
Gemeinsam können wir Seegraswiesen und ihre Bewohner schützen: Unterstützen Sie uns mit einer Meeres-Patenschaft oder einer Spende!

