Das Mittelmeer
Meer der Rekorde

Das Mittelmeer ist ein Meer der Superlative: Es ist das biologisch vielfältigste Meer und der größte Tourismusmagnet. Es ist ein Hotspot der Artenvielfalt und beherbergt eine Vielzahl von Meereslebewesen, die in keinem anderen Teil der Welt zu finden sind. Doch das Mittelmeer ist leider auch akut bedroht und war bis vor kurzem der traurige „Champion“ der Überfischung.

Manche Fischbestände sind immer noch einem viel zu großen Fischereidruck ausgesetzt. Besonders Hai- und Rochenarten stehen am Rande des Aussterbens. Zudem ist das Mittelmeer das am schnellsten durch die Klimakrise erhitzte Meer – ­das führt zu dramatischen Veränderungen in seinen Ökosystemen.

Österreich als Import-Spitzenreiter

Das Mittelmeer ist eine Schwerpunktregion des WWF Österreich. Obwohl Österreich selbst keinen Zugang zum Meer hat, ist das kein Widerspruch – denn es ist klar, dass globale Herausforderungen wie der Schutz der Ozeane globale Lösungen erfordern. Österreich spielt eine wichtige Rolle, da es stark von Fisch- und Meeresfrüchte-Importen abhängig ist. Außerdem ist das Mittelmeer eine wichtige Urlaubsdestination und ist mit Österreich historisch verbunden.

Geografische Verortung

Das Mittelmeer liegt zwischen den Kontinenten Europa, Afrika und Asien. Es erstreckt sich auf einer Fläche von über zweieinhalb Millionen Quadratkilometer.

Z

Zahlen & Fakten

  • Obwohl das Mittelmeer weniger als 1% der Weltmeere ausmacht, beherbergt es 10% aller bekannten Meeresarten.
  • Dazu zählen alleine mehr als 80 Hai- und Rochenarten, die im Mittelmeer leben.
  • Kein Meer der Welt erhitzt sich so stark wie das Mittelmeer. Bereits jetzt hat sich dadurch das marine Ökosystem verändert.
  • 59% der Fischbestände im Mittelmeer sind überfischt­­­­­­.
  • Das Mittelmeer gilt als eines der Meere mit der weltweit höchsten Konzentration an Plastikmüll.

Bedrohungen

Das bedroht das Mittelmeer

Bedrohung 1: Klimakrise

Das Mittelmeer ist direkt von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Wenn sich überschüssiges CO2 in den Ozeanen löst, erhöht sich dadurch ihr Säuregrad. Dieser Prozess wird auch Ozeanversauerung genannt. Dies gefährdet besonders kalkbildende Lebewesen wie Korallen. Das Meer erhitzt sich durch die Klimakrise außerdem immer stärker. Je wärmer es wird, desto attraktiver wird es für invasive Arten wie den Kaninchenfisch, den Rotfeuerfisch und die blaue Schwimmkrabbe. Diese richten Schäden im Ökosystem, aber auch in wirtschaftlichen Bereichen wie der Muschelaquakultur in Millionen-Höhe an. Das schadet den einheimischen Arten und der regionalen Entwicklung der Küstengemeinschaften. Extremwetterereignisse, wie die starken Hitzewellen, oder die sogenannten „Medicanes“ (mediterrane „Hurricanes) vernichten zudem sensible Korallen, richten Schäden in Seegraswiesen an und schaden somit den Kinderstuben von Fischen. Sowohl Mensch als auch Natur tragen teils unmessbare Schäden davon.

Dürre

Bedrohung 2: Überfischung

Lange galt der Irrglaube, dass die Meere und ihr Fischbestand unerschöpflich sind. Doch heute wissen wir: Das Fischvorkommen ist begrenzt. Die weltweite Überfischung gilt als eine der größten Bedrohungen für die Stabilität der Meere und das Überleben seiner Bewohner. Mehr als 80% der Fischbestände im Mittelmeer waren in den letzten Jahren überfischt ­­­­­­­– durch die jahrelangen Bemühungen ist 2023 die Überfischungsrate zum ersten Mal auf unter 60% gefallen. Doch das ist immer noch viel zu hoch. Illegale Fischerei und Beifang gefährden zusätzlich das Gleichgewicht der Bestände und die Artenvielfalt. Fischerei sorgt für Ernährungssicherheit, vor allem im südlichen Mittelmeer, wo Küstengemeinschaften ökonomisch und kulturell stark von Fischerei abhängen. Das betrifft besonders traditionelle Fischerei in Booten unter 12 Metern Länge, auf denen meist nur ein oder zwei Fischer:innen arbeiten. Überfischung reduziert die Widerstandskraft der Ökosysteme gegen äußere Einflüsse wie den Klimawandel und die damit verbundene Meereserwärmung. Gleichzeit müssen Fischer:innen weiter fahren, um Fische fangen zu können, was wiederrum den CO2 Ausstoß erhöht und damit die Klimakrise antreibt.

%

Überfischungsrate

Bedrohung 3: Plastikmüll

Bis zu einer halben Million Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Mittelmeer. Dort kann das Plastik über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte verbleiben. Weniger sichtbar, aber noch heimtückischer sind die als Mikroplastik bekannten winzigen Partikel, die im Mittelmeer Rekordkonzentrationen erreichen. Dieser Plastikmüll bedroht das Leben vieler Meeresbewohner: Tiere wie Seevögel, Schildkröten und Fische verwechseln das Plastik mit Nahrung und sterben. Mikroplastikpartikel, die durch den Zerfall von Makroplastik entstehen, gelangen über das Abwasser in die Meere und können in die menschliche Nahrungskette aufgenommen werden. Geisternetze, also herrenlose Fischernetze, stellen eine besonders gefährliche Form von Plastikmüll dar. Tiere können sich darin verheddern und die Netze können Korallenriffe beschädigen.

Plastikmüll im Meer

Lösungen

So können wir das Mittelmeer retten

Lösung 1: Klimakrise bekämpfen

Es ist wichtig, dass wir uns jetzt für eine erneuerbare und faire Energiezukunft entscheiden. So können wir Probleme wie den Anstieg des Meeresspiegels, die Übersäuerung des Meeres und die Vernichtung der Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen abwenden. Damit man die Erderhitzung besser in den Griff bekommt, müssen sich Staaten, Unternehmen aber auch die lokale Bevölkerung und wir als Konsument:innen unserer Verantwortung bewusst werden. Von Seiten der Politik bedarf es langfristige Zielsetzungen und die Schaffung zuverlässiger politischer Rahmenbedingungen sowohl in der EU, als auch in den Nationalstaaten und auf Gemeindeebene. Die Wirtschaft muss ihre Verantwortung noch viel ernster nehmen: In Energieeffizienz investieren, erneuerbare Energien verstärkt verwenden und mehr Produkte und Dienstleistungen anbieten, die das Klima schützen.

Auf dem Bild ist eine Landschaft zu sehen, in der im Hintergrund einige Windräder betrieben werden. Am Horizont geht gerade die Sonne unter.

Lösung 2: Plastikmüll vermeiden

Plastik landet nicht nur durch die Schifffahrt und Fischerei im Meer, sondern wird auch durch Flüsse ins Mittelmeer geschwemmt. Dies passiert vor allem in Ländern, in denen die Sammlung von Abfällen nicht gut funktioniert. Auch wenn es gut ist, dass Fischer:innen gefundenen Plastikmüll an Land zurückbringen oder Müll am Strand eingesammelt wird – ein funktionierendes Abfallsystem muss etabliert werden. Am wichtigsten ist es, Plastikverpackungen zu vermeiden und erst gar nicht in die Umwelt gelangen zu lassen. Der WWF sorgt dafür, dass immer mehr Menschen über das Problem Bescheid wissen. Die „Blue Panda“ ist das Segelboot des WWF mit dem wir unter anderem Müll wie Geisternetze bergen und Aufklärungsarbeit leisten. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass in allen Ländern bestehende Gesetze optimiert werden.

Lösung 3: Artenschutz

Das Mittelmeer ist Heimat für eine überwältigende Vielfalt an Arten. Doch der steigende Druck auf das Meer sorgt dafür, dass immer mehr seiner Bewohner bedroht sind. Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Partnern zusammen, um die Bedrohung für die Pflanzen- und Tierwelt im Mittelmeer zu verringern. Eine besonders sinnlose Falle für Meerestiere sind Fischernetze, in denen sie als ungewollter Beifang enden. Der WWF arbeitet daran, dass der Beifang eingedämmt wird. Denn weniger Beifang bedeutet stabilere Fischbestände und damit auch gesündere Meere. So arbeiten wir beispielsweise mit der Fischereiindustrie zusammen, um selektivere Fanggeräte einzuführen, die den Fang von Arten wie Schildkröten und Haien vermeiden. Außerdem forschen wir zu Arten im Mittelmeer, um mehr über Bedrohungen und wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz zu lernen. Zudem arbeiten wir am Schutz der wichtigsten Gebiete für Meeresbewohner– dazu zählen Kinderstuben, wichtige Futtergebiete und Fortpflanzungsgebiete.

Meeresschildkröte

Projekte

So rettet der WWF das Mittelmeer – eine Auswahl an Projekten

Nachhaltige Fischerei fördern

Die Fischerei im Mittelmeer nachhaltiger zu gestalten ist eine komplexe Herausforderung. Dafür ist die Zusammenarbeit zwischen allen Ländern, die sich das Meer teilen, notwendig. Außerdem braucht es die Unterstützung von Kleinfischer:innen, deren Lebensgrundlage von der Fischerei abhängt. Der WWF zeigt deshalb im gesamten Mittelmeerraum, welche Vorteile nachhaltige Fischerei bietet. Damit die Herkunft von Fisch und Meeresfrüchten besser nachvollzogen werden kann, setzt sich der WWF zudem bei politischen Entscheidungsträger:innen für die Verschärfung und Umsetzung von Vorschriften zur Transparenz und für neue Fischereisperrzonen ein. Auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungsinstituten ist ein wichtiger Fokus des WWF, um die Vorteile der nachhaltigen Fischerei zu belegen und zu verdeutlichen.

Kampf gegen Müll im Meer

Der WWF kämpft gegen die Verschmutzung des Mittelmeeres. Die „Blue Panda“ ist das Segelboot des WWF und hat sich bereits wiederholt auf Reisen durch das Mittelmeer begeben – unter anderem, um Geisternetze zu entfernen. Das sind herrenlose Fischernetze, die im Meer treiben und eine unnötige Gefahr für die Meeresbewohner darstellen. Auf globaler Ebene setzt sich der WWF für ein robustes UN-Abkommen ein, das die Verschmutzung der Meere durch Plastik verhindern soll. Bewusstseinsbildung für das Problem ist außerdem ein wichtiger Fokus in unserer Arbeit.

Einsatz für eine „blue economy“

Wenn die Nutzung des Meeres nicht verantwortungsvoll verwaltet und reguliert wird, kann dies großen Schaden verursachen. Deshalb steht der WWF an der Spitze der Bewegung für eine „blue economy“. Das bedeutet unter anderem, dass eine maritime Raumplanung unterstützt wird, die sich am Ökosystem orientiert. Dazu gehört auch ein verantwortungsbewusstes Küstenzonenmanagement, durch das verschiedene Aktivitäten auf See und entlang der Küste von Aquakultur zu Windfarmen besser koordiniert werden können. So kann man sicherstellen, dass die Meeres- und Küstenökosysteme nicht geschädigt werden, und wichtige Gebiete, wie Artenvielfalt-Hotspots geschützt werden können. Der WWF arbeitet auch mit Banken und anderen Investor:innen zusammen, um nachhaltige Finanzierungsgrundsätze für die „blue economy“ umzusetzen.

Schützen Sie die Meere
mit einer

Meeres-Patenschaft!

Gemeinsam können wir die Meere schützen und gegen zerstörerische Fischereimethoden und Meeresverschmutzung kämpfen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!

Artikel

Wissenswertes zum Thema

Fotostrecke: Diese Haie leben im Mittelmeer
Fotostrecke: Wie der WWF das Mittelmeer schützt
Fotostrecke: Wie der WWF den Wal schützt
Weg mit dem Netz

News

Aktuelle Beiträge zum Thema