WWF Artikel mit bestimmten Darstellungsformen: Manuell (Sonderformate)

Fotostrecke: 10 bedrohte Tierarten in Österreich

Wir befinden uns mitten im größten Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier. Verantwortlich dafür ist der Mensch. Im Rekordtempo verbauen, verschmutzen und übernutzen wir unsere Natur. Wir sind sogar Europameister im Bodenverbrauch. Das hat dramatische Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt und nicht zuletzt für uns selbst.

Wir zerstören unsere eigene Lebensgrundlage

Um leichter zu verstehen, warum gesunde Ökosysteme für uns alle überlebenswichtig sind, stellen Sie sich folgendes vor: Ökosysteme funktionieren wie eine lebenswichtige Fabrik, die saubere Luft, sauberes Wasser und gesunde Lebensmittel für den Menschen produziert. Aber in den letzten 50 Jahren sind die weltweiten Populationen von Wirbeltieren um durchschnittlich 60 % geschrumpft. Das tierische Massensterben entzieht uns letztlich die eigene Lebensgrundlage. Denn welche Fabrik könnte weiter produzieren, wenn sie 60 von 100 Mitarbeiter*innen verliert?

Dieses Massensterben betrifft in Österreich derart viele Tiere, dass man mit einer Auflistung ganze Bücher füllen könnte. Stellvertretend für die unzähligen bedrohten Arten, haben wir zehn heimische Tierarten ausgewählt, die zeigen, auf welche Weise wir sie vertreiben, verdrängen und sogar verfolgen. Wenn Sie den WWF Österreich dabei unterstützen wollen, gefährdete Tierarten zu schützen und unsere letzten Naturjuwele zu retten, können Sie das auf verschiedene Arten tun. Schließen Sie eine WWF-Patenschaft ab oder werden Sie bei uns aktiv.

1. Wildbienen

An die 700 Wildbienenarten gibt es in Österreich. Mehr als die Hälfte davon ist bedroht. Bienen übernehmen einen Großteil der Bestäubungsleistung unserer Kultur- und Wildpflanzen. Doch Pestizid-Einsatz, Überdüngung und Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft zerstören ihre Nahrungsquellen und Nistplätze. Verschwinden die Wildbienen, verschwinden mit ihnen viele Pflanzenarten. Der ökologische und wirtschaftliche Schaden wäre enorm.

2. Der Luchs

Der Luchs, Europas einziger katzenartiger Beutegreifer, galt in Österreich als ausgerottet. Erst durch Wiederansiedlungsprojekte wurde er langsam wieder in unsere Breiten heimisch. Nur maximal 15 bis 20 Luchse gibt es hierzulande. Der kleinen Population machen vor allem zwei Probleme zu schaffen. Luchse benötigen riesige Waldgebiete, um überleben zu können. Doch Österreichs Straßennetz – das größte Europas – zerschneidet wertvollen Lebensraum. Außerdem wird er illegal verfolgt. Gleich mehrere getötete Luchse wurden in den letzten Jahren aufgefunden. Die Täter konnten nur selten ausgeforscht und bestraft werden.

3. Der Europäische Feldhamster

Die zunehmende Verbauung und Zerschneidung natürlicher Lebensräume sowie immer intensivere Landwirtschaft machen dem Feldhamster das Überleben schwer. War er Mitte des letzten Jahrhunderts noch so häufig, dass man ihn für sein Fell jagte, ist er heute in weiten Teilen Europas wie auch in Österreich vom Aussterben bedroht. Kann ein Hamster nicht mehr fliehen, stellt er sich zur Verteidigung auf die Hinterbeine. Planierwalzen und Bagger lassen sich davon leider nicht abschrecken.

4. Der Seeadler

Nachdem der Seeadler hierzulande bis vor 20 Jahren als ausgestorben galt, zeigen jahrelange und grenzübergreifende Schutzmaßnahmen endlich Wirkung. Zwar hat Österreichs Wappentier die erfolgreichste Brutsaison seit dessen Rückkehr hinter sich. 35 bis 40 Brutpaare sind mittlerweile wieder in Österreich heimisch. Doch illegale Verfolgung ist eine der größten Bedrohungen für die kleine Population. Immer wieder werden Seeadler verbotenerweise abgeschossen oder verenden qualvoll an vergifteten Ködern, die auch für andere Wild- und Haustiere eine tödliche Gefahr darstellen.

5. Die Bachforelle

Der idyllische Anblick von Österreichs Flüssen und Seen täuscht. Um die Tierwelt unter der Wasseroberfläche ist es schlecht bestellt. Das betrifft auch den Fisch des Jahres, die gefährdete Bachforelle. 60 % der heimischen Fließgewässer befinden sich nur in mäßigem bis schlechtem ökologischen Zustand. Flüsse sind zu stark verbaut, von über 5.000 Kraftwerken zerschnitten und mit Schadstoffen durch intensive Landwirtschaft belastet. Fische reagieren sensibel auf die steigenden Wassertemperaturen durch den Klimawandel. Auch die Ausbreitung von Krankheiten wird dadurch begünstigt.

6. Der Schwarzspecht

Rekordverdächtige 20 Schnabelschläge pro Sekunde schafft ein Specht. Doch das vertraute Klopfen aus den Baumkronen wird in Österreich immer seltener. Denn was für viele tierische Waldbewohner gilt, ist auch für den Schwarzspecht – den mit Abstand größten europäischen Specht – ein echtes Problem: monotone Forste mit zu wenig Alt- und Totholz. Im Gegensatz zu anderen Arten leidet er zwar weniger unter dem Wandel von naturnahen Wäldern in von Fichten dominierte Wirtschaftsforste. Doch modernde Baumstumpen und liegendes Totholz sind das ideale Biotop, wovon es immer weniger gibt.

7. Der Wolf

Vor 100 Jahren wurden Wölfe in Österreich ausgerottet. Heute sind sie europaweit streng geschützt und kehren auf natürliche Weise langsam wieder in den Alpenraum zurück. Maximal 30 bis 35 Individuen gibt es aktuell in Österreich. Doch obwohl von der Art keine Gefahr für den Menschen ausgeht und Nutztiere durch Zäune oder Hunde geschützt werden können, wollen ihr manche erneut an den Kragen. Im letzten Jahr wurde ein Wolf in Tirol illegal geschossen und sogar enthauptet aufgefunden. In Niederösterreich ist ein ganzes Rudel verschwunden.

8. Der große Eichenbock

Wald ist nicht gleich Wald. Naturnahe Wälder sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt. In Österreich sind jedoch großteils nur mehr naturferne, eintönige und intensiv bewirtschaftete Forste zu finden. Sie sind zu „aufgeräumt“, es fehlt ihnen an Alt- und Totholz, das wertvollen Lebensraum für Tiere bietet. So auch für den Großen Eichenbock, der mit bis zu fünf Zentimetern Länge einer der größten Käfer Europas ist. Aber auch einer der seltensten.

9. Das große Mausohr

28 Fledermausarten sind in Österreich heimisch. Ausnahmslos alle stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten – wie zum Beispiel das Große Mausohr. Besonders zu schaffen machen ihnen die Vergiftung der Umwelt und immer eintönigere Lebensräume. Der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden in der industriellen Landwirtschaft wie auch Monokulturen vernichten Insekten und damit die Nahrungsquelle der Fledermäuse. Geht es den Insekten schlecht, gibt es auch keine Zukunft für die Fledermäuse.

10. Die Feldlerche

Weiträumige, offene Flächen mit niedriger Vegetation sind der bevorzugte Lebensraum der Feldlerche. Österreichs Kulturlandschaft sollte ihr also eine schöne Heimat bieten, denn auf landwirtschaftlich genutzten Flächen fühlt sie sich wohl. Wären da nicht die zunehmende Versiegelung der Landschaft und der starke Einsatz von Insektenschutzmitteln. Betonflächen sind kein geeigneter Lebensraum und Insektizide tragen maßgeblich zum großen Insektensterben bei. Damit verschwindet die Hauptnahrungsquelle der Feldlerche, was sie zu einer gefährdeten Art macht.