Der Luchs
Die größte Katze Europas zurück in Österreich
Früher weit verbreitet
Der Eurasische Luchs gehört neben Wolf und Bär zu den großen Beutegreifern Europas. Er war früher auf beinahe dem ganzen europäischen Festland zu finden – vom nördlichen Skandinavien über Mittel- bis Südeuropa. Von den Menschen als „Räuber“ und „Wildschädling“ gesehen, wurde er – wie auch Wolf und Bär – erbarmungslos gejagt und galt Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa als ausgerottet. In großen Teilen Nord-, Ost- und Südosteuropas konnte er hingegen überleben. In Asien ist der Eurasische Luchs nach wie vor weit verbreitet: über Sibirien und den russischen Fernen Osten bis hin zur Pazifikküste und im Süden bis zum Himalaja. In manchen Gebieten Europas ist der Eurasische Luchs heute in seinem Fortbestand stark gefährdet.
Heimgekehrt
Heute kehrt der Luchs langsam in seinen ursprünglichen Lebensraum zurück. Allerdings war eine Rückkehr in viele Länder Europas – so auch in den Alpenraum – ohne menschliche Hilfe nicht mehr möglich, weil die nächsten überlebenden Luchs-Populationen zu weit weg waren. Seit 1970 gab es deshalb verschiedene Wiederansiedelungsversuche Österreich, Tschechien, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Italien, Slowenien und Kroatien. Dadurch wurden einige regionale Erfolge erzielt, aber nicht überall haben sich größere Luchsbestände entwickelt. Nun muss man die Vernetzung der regionalen Luchspopulationen gewährleisten. Obwohl der Luchs in den Alpen heute ausgedehnte und gut geeignete Lebensräume vorfindet und durch internationale Verträge und nationale Gesetze in allen Alpenländern streng geschützt ist, gilt seine Zukunft noch lange nicht als gesichert.
Noch immer gefährdet
Die Verbreitungsgebiete des Luchses in den Alpen sind stark zerstückelt und die Vorkommen zumeist klein. Aufgrund der geographischen Lage, des hohen Waldanteils und guten Schalenwildvorkommens hat Österreich eine Schlüsselrolle für die Wiederkehr des Luchses in die Alpen. Im Norden hat Österreich Anteil an der grenzüberschreitenden Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Luchspopulation. Etwa 25 selbstständige Luchse dieser kleinen Population leben auch im Wald- und Mühlviertel sowie im Böhmerwald, wobei die meisten Luchse Grenzgänger sind. Auch in der Region um den Nationalpark Kalkalpen lebt eine kleine Luchspopulation. Diese bestand zuletzt aus 5 erwachsenen Luchsen. In Kärnten, der Steiermark und Tirol konnten in den letzten Jahren einzelne Luchse nachgewiesen werden – in Vorarlberg sogar Nachwuchs. Dieses Vorkommen in Westösterreich dürfte eine Folge der langsamen Ausbreitung des Ostschweizer Bestandes sein. Langfristig können Luchse in Mitteleuropa aber nur dann überleben, wenn es gelingt, die kleinen Populationen zu fördern und miteinander zu verknüpfen, um den genetischen Austausch sicherzustellen. Zudem muss es gelingen die illegale Verfolgung einzudämmen.
Wissenschaftlicher Name
Lynx lynx (Eurasischer Luchs)
Unterarten
- Europäischer Luchs (Lynx lynx lynx)
- Balkanluchs (L. l. balcanicus)
- Karpatenluchs (L. l. carpathicus)
- Kaukasusluchs (L. l. dinniki)
- Zentralasiatischer Luchs (L. l. isabellinus)
- Sibirischer Luchs (L. l. wrangeli)
Gefährdungsstatus
Österreich: gefährdet
Alpen IUCN (2018): gefährdet
Weltweit IUCN (2018): nicht gefährdet
Lebensraum
Bevorzugt aufgrund der langen Verfolgung große Waldgebiete mit dichtem Unterholz als Deckung
Bestandszahl
- 8.000-9.000 Individuen in Europa (EU, 2016)
- 140-170 Individuen in den Alpen (EU, 2016)
- 35-40 Luchse in Österreich (2022)
Artenlexikon
Bedrohungen
Das bedroht den Luchs
Bedrohung 1: Illegale Tötungen
In nahezu allen Regionen, in denen Luchse leben, stellt Wilderei eine massive Bedrohung dar. Je kleiner die Populationen sind, desto stärker sind die Auswirkungen. Die Gefahr, die für den Luchs durch illegale Verfolgung ausgeht, ist deshalb in Österreich besonders hoch. Schon ein einzelner Abschuss kann dazu führen, dass der Luchs in einem Gebiet wieder ausstirbt. Illegale Verfolgung verhindert auch die Vernetzung der kleinen, voneinander isolierten Luchsvorkommen und macht damit ein langfristiges Überleben des Luchses in Österreich unmöglich.
Bedrohung 2: Lebensraum-Zerschneidung
Die menschlich bedingte Fragmentierung des Lebensraums ist für den Luchs ein großes Problem. Die verschiedenen Luchslebensräume sind oft durch ein breites Band von schwer überwindbaren Strukturen wie Straßen, Siedlungsräumen, verbauten Flussufern und intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen getrennt. Obwohl einzelne Luchse sehr wohl die Fähigkeit haben, diese Barrieren zu überwinden, erschwert oder verhindert die Fragmentierung den Kontakt von Männchen und Weibchen während der Paarungszeit. Dadurch wird die die Ausbreitung der Population als Ganzes eingeschränkt.
SO GROSS IST DAS REVIER EINES MÄNNLICHEN LUCHSES
Bedrohung 3: Genetische Inzucht
Wiederansiedlungsmaßnahmen haben den Luchs in viele Gebiete Mitteleuropas zurückgebracht. Manche dieser Populationen haben sich aus nur wenigen Gründerindividuen, die ausgesiedelt wurden, entwickelt. Da die unterschiedlichen Luchspopulationen durch die Fragmentierung voneinander getrennt sind, haben die Luchse meist nur Zugang zu Partnern ihrer unmittelbaren Nähe. Damit steigt die Gefahr von Inzucht, also der Paarung miteinander verwandter Luchse. Es kommt zu genetischer Verarmung und die Anfälligkeiten für Krankheiten steigt. Die kleinen Populationen drohen deshalb zusammenzubrechen.
Lösungen
So können wir den Luchs schützen
Lösung 1: Gezielteres Vorgehen gegen illegale Verfolgung
Obwohl der Luchs in allen Alpenländern unter strengem Schutz steht, kommt es nach wie vor immer wieder zu Fällen illegaler Verfolgung. Wilderei darf nicht länger als Kavaliersdelikt gelten. Der WWF arbeitet gemeinsam mit Partnern daran, dass die illegale Verfolgung von streng geschützten Arten als gravierendes Problem erkannt und entsprechend bekämpft wird. Dafür braucht es die Aufklärung der Bevölkerung, die Fachkenntnis bei den Behörden, mehr Kontrollen und eine konsequente Strafverfolgung. Damit das passiert müssen vor allem die ermittelnden Behörden mehr Ressourcen bekommen. Der WWF setzt auch Anreize, damit Umweltdelikte gemeldet werden. Außerdem arbeiten wir daran, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verurteilung von Straftätern ausgeschöpft werden. Aus Sicht des WWF ist es zudem wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Exekutive, Justiz und Wissenschaft bzw. Experten und Expertinnen auszubauen.
Lösung 2: Aussiedlung von Luchsen
Durch die Umsiedelung von Luchsen aus anderen Gegenden Europas nach oder nahe Österreich können die Luchsvorkommen in Österreich, die teilweise nur aus wenigen Individuen bestehen und voneinander isoliert sind, gestärkt werden. Einerseits sollen Luchse in die bestehenden Populationen eingebracht werden, um damit das Populationswachstum zu erhöhen. Zusätzlich sollten zwischen den weit voneinander entfernten Vorkommen neue Vorkommen geschaffen werden. Damit erleichtert man die Vernetzung der Bestände. Außerdem helfen Aussiedlungen die genetische Vielfalt unter den Luchsen zu erhöhen.
Lösung 3: Rechtskonformes Management
Das Management muss den EU-rechtlich verankerten Schutz des Luchses gewährleisten sowie ein möglichst konfliktfreies Miteinander unterstützen. Der WWF setzt sich deshalb für die Verbesserung des Luchsmanagements in Österreich ein. Dazu zählen die Intensivierung der Datenerhebung, die wissenschaftliche Dokumentation der Luchsvorkommen, die Bekämpfung von Verlustursachen, die Förderung des Dialogs zwischen den Interessensgruppen sowie die Ausarbeitung eines österreichweiten Schutzkonzepts für den Luchs.
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ALLER LUCHSE IM ALPENRAUM LEBEN IN ÖSTERREICH
Die Luchsvorkommen in Österreich sind sehr klein und zerstückelt. Für den dauerhaften Erhalt der Katzen müssen die Wilderei eingedämmt und neue Luchse umgesiedelt werden.
Projekte
So schützt der WWF den Luchs – eine Auswahl an Projekten
Aktionsplan Luchs in Österreich 2022-2024
Als heimische Katzenart gehört der Eurasische Luchs neben Wolf und Bär zu den großen Beutegreifern Europas. Insgesamt ist der kleine Luchsbestand in Österreich immer noch stark zerstückelt und bedroht. Langfristig können Luchse in Mitteleuropa aber nur dann überleben, wenn es gelingt, die kleinen Populationen zu fördern und miteinander zu verknüpfen, um den genetischen Austausch sicherzustellen. Zudem muss es gelingen die illegale Verfolgung einzudämmen. Das Projektkonsortium, bestehend aus WWF, Stadt Wien, Österreichischen Bundesforste und Naturschutzbund, hat daher das Bestreben, gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern das Überleben des Luchses in Österreich langfristig zu sichern. Im Zeitraum 2022-2024 werden im LE-Projekt „Aktionsplan Luchs in Österreich“ Vorarbeiten für ein breit getragenes umfangreiches Artenschutzprojekt für den Luchs (Lynx lynx) geleistet, um somit eine langfristig sich selbst erhaltende Population der Art in Österreich zu ermöglichen. Basierend auf erfolgreichen Konzepten und Erfahrungen aus bereits gelungenen Luchsprojekten in unseren Nachbarländern, werden ausgewählte Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, Akzeptanzsteigerung und zur Erstellung fachlicher Grundlagen umgesetzt.
Das Projekt „Aktionsplan Luchs in Österreich“ wird mit Unterstützung von Bund und Europäischer Union in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie umgesetzt.
LIFE EuroLargeCarnivores
Ziel des LIFE-Projektes EuroLargeCarnivores ist es das Zusammenleben mit großen Beutegreifern in Europa zu verbessern. Dafür haben sich 16 WWF-Organisationen in Europa sowie vier Partnerorganisationen zusammengeschlossen. Zusammen arbeiten wir daran eine europäische Plattform zu schaffen, auf der sich Praktiker und Experten aus unterschiedlichen Branchen über Grenzen hinweg austauschen können. Das Projekt fördert den Dialog zu Praxisbeispielen und möglichen Lösungsansätzen für die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die Luchs, Bär, Wolf und Vielfraß mit sich bringen. Dabei stehen die Vermeidung und der Umgang mit Konflikten zwischen Menschen und den Wildtieren im Mittelpunkt. Ein Schwerpunkt liegt auch der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen durch Erfahrungsaustausch.
Einsatz gegen Wildtierkriminalität
Der WWF arbeitet daran, dass das Problem von Wildtierkriminalität sichtbar gemacht und gemeinsam mit strategischen Partnern bekämpft wird. So haben wir in den letzten Jahren versucht mit der Auslobung von Prämien die Aufklärungsarbeit der Polizei zu unterstützen. Denn Erfahrungswerte zeigen, dass dieser Anreiz zusätzliche Hinweise und neue Ermittlungsstränge für die Polizei liefern kann. Im Jahr 2015 etwa führte die ausgesetzte Prämie nach einem Luchs-Fund zur Ergreifung eines Ehepaars. Beide wurden zu einer Geldstrafe und Schadensersatzzahlung verurteilt, der Jagdschein wurde ihnen für mehrere Jahre entzogen. Durch die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Ermittlungsbehörden und der Justiz soll es gelingen die Voraussetzung für Verurteilungen in Zukunft zusätzlich zu erhöhen. Auch die Jägerschaft spielt beim Thema Wildtierkriminalität eine wichtige Rolle. Durch die Zusammenarbeit im Rahmen des Arbeitskreises LUKA in Oberösterreich ist es gelungen, einen männlichen und einen weiblichen Luchs als Ersatz für zwei nachweislich illegal getötete Pinselohren auszusiedeln.
Umsiedlungen & Freilassungen
Wir setzen uns für ein seriöses Luchsmanagement in und nahe Österreich ein. Wir zeigen Wege auf, wie das Ziel der Integration einer überlebensfähigen Luchspopulation in Österreich erreicht werden kann und sorgen dafür, dass nötige Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles umgesetzt werden. So führt der WWF Österreich nicht nur Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung durch, sondern initiiert und finanziert auch Umsiedelungsmaßnahmen. So wurden etwa im Rahmen des Arbeitskreises LUKA in Oberösterreich Aktivitäten, die zur Freilassung von insgesamt fünf Luchsen geführt haben unterstützt. Auch bei der Freilassung von zwei Luchsen im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien war der WWF maßgeblich beteiligt. Derzeit kofinanzieren wir ein Umsiedlungsprojekt in Slowenien, nahe der Grenze zu Österreich. Wir sorgen außerdem dafür, dass Artenschutzbemühungen um den Luchs nicht durch rechtswidriges Management konterkariert werden. Deswegen zeigt der WWF Mängel beim Management auf und beschreitet, wenn nötig, auch den Rechtsweg, um ein rechtskonformes Management in Österreich umzusetzen.
Schützen Sie den scheuen
Luchs mit einer
Patenschaft!
Gemeinsam können wir uns dafür einsetzen Ängste abzubauen und für mehr Akzeptanz für die Rückkehr des Luchses zu sorgen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!
Häufig gestellte Fragen zum Luchs
Wo gibt es Luchse in Österreich?
Luchs-Populationen, also dauerhafte Vorkommen mit Nachwuchs, gibt es in Österreich derzeit in der Region um den Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich, in Vorarlberg dessen Vorkommen eine langsame Ausbreitung des Ostschweizer Bestandes sein dürfte und vom Böhmerwald im oberösterreichischen Mühlviertel bis ins Waldviertel in Niederösterreich. Hinweise auf meist umherziehende Einzeltiere werden ab und zu auch aus der Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol gemeldet.
Wie viele Luchse gibt es in Österreich?
Was frisst der Luchs?
Erbeutet der Luchs hauptsächlich schwache und kranke Tiere?
Der Luchs schlägt Rehe und Gämsen aller Altersklassen und beider Geschlechter gleichermaßen. Geschwächte oder unerfahrene Tiere haben natürlich weniger Chancen, einem Luchs zu entkommen. Er leistet somit auch einen gewissen Beitrag zur Gesunderhaltung der Population. Es ist aber nicht so, dass diese Tiere gezielt genommen werden.
Aktuelles zu bedrohten Arten
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
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Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Weltnaturkonferenz: WWF ortet großen Nachholbedarf bei österreichischer Biodiversitätsstrategie
Start der COP16 in Kolumbien – Österreich läuft Gefahr, Ziele des Weltnaturabkommens zu verfehlen – WWF fordert nationalen Aktionsplan zum Schutz der biologischen Vielfalt
WWF Living Planet Report zeigt dramatischen Rückgang von Wildtierbeständen weltweit
Wildtierbestände seit 1970 um fast drei Viertel geschrumpft – Naturzerstörung als Ursache – WWF fordert globale Naturschutz-Offensive
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Großes Abenteuer für Luchsin Luna: Sie wurde im Rahmen des „ULyCA“-Projektes in den Wäldern bei Tarvis nahe der österreichischen Grenze freigelassen. Besonders einer wartet schon sehnsüchtig auf sie: Luchsmännchen Flori.
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