Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
Neuer Bericht: Massive Aufwertung der Unteren Marchauen durch abgeschlossenes LIFE-Projekt
Verdreifachung der Fischzahlen, Vergrößerung der Auwiesen und mehr Lebensraum für seltene Arten dank Renaturierung der Marchauen – Niederösterreichisches Langzeitprojekt ist Vorbild für gelebten Naturschutz
Marchegg / Wien, am 26. Juni 2020. Das Land Niederösterreich, viadonau, der WWF Österreich und der NÖ Landesfischereiverband zeigen sich erfreut über die Ergebnisse einer neuen Untersuchung über die Auswirkungen des Renaturierungsprojekts „Untere Marchauen“. Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf: „Lange abwesende Tier- und Pflanzenarten kehren wieder in die Auen zurück und seltene Muscheln, Fische und Amphibien können sich in der March und ihren Nebengewässern wieder vermehren.“ Von Oktober 2011 bis Oktober 2019 wurden ambitionierte Renaturierungsmaßnahmen und Artenschutzprojekte rund um Österreichs östlichen Grenzfluss umgesetzt. Altarme wurden wieder an die March angeschlossen, die Auwiesenfläche um fast 20 Hektar vergrößert und durch die Beweidung mit Konikpferden werden fast 80 Hektar der Landschaft so natürlich wie möglich gepflegt. Der neue Bericht ist der erste von mehreren im Rahmen eines 10-Jahres-Monitorings und belegt äußerst positive Auswirkungen in erstaunlich kurzer Zeit nach Projektende.
„Durch die wasserbaulichen Maßnahmen an der March war es möglich, sieben neue Nebengewässer mit Inseln, Sandbänken und unbefestigten Ufern zu schaffen. Vor allem die Fischfauna hat sich dadurch stark verbessert. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich die Individuenzahl in diesen Abschnitten fast verdreifacht“, zeigt sich Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer von viadonau erfreut. Durch die unverbauten Ufer entstehen wieder natürliche Flachufer, an denen Fische laichen können, Wurzelstöcke oder Äste im Wasser bieten Versteckmöglichkeiten für Jungfische. Darüber hinaus hat sich die March zu einem Hotspot für Großmuscheln in Österreich entwickelt. Alle heimischen Muschelarten, bis auf die Flussperlmuschel, kommen im östlichen Grenzfluss vor. „Es ist höchst erfreulich, dass die March nun wieder selbst natürliche Gewässerstrukturen schaffen kann, die für die Fische so wichtig sind, um sich natürlich vermehren zu können. Das wäre auch in vielen anderen Flüssen wichtig“, betont Karl Gravogl, Landesfischermeister des NÖ Landesfischereiverbandes.
„Die Artenvielfalt an der March wurde durch das achtjährige Renaturierungsprojekt massiv aufgewertet. Unter anderem sind nach fast 15 Jahren Abwesenheit zwei vom Aussterben bedrohte Klee-Arten ebenso wieder im Gebiet anzutreffen, wie seltene Vögel wie der Wiedehopf, Flussuferläufer oder Flussregenpfeifer“, sagt Michael Stelzhammer, Projektleiter vom WWF Österreich. Auch für den Insektenschutz vermeldet der WWF-Ökologe gute Nachrichten: „Die naturnahe Beweidung der Landschaft mit Konik-Pferden brachte eine kleine Sensation beim so wichtigen aber unterschätzten Dungkäfervorkommen. Auf der Weide wurden 31 verschiedene Dungkäferarten gezählt, ein Drittel davon steht auf der Roten Liste, wie etwa der Nickende Pilldendreher oder der Illyrische Stierkopfdungkäfer. Auch bei Heu- und Fangschrecken gab es einen deutlichen Artenanstieg von 27 auf 41 Arten.“

Vom erfolgreichen Naturschutzprojekt profitiert auch die Region. Denn je länger das Wasser in der Landschaft bleibt, desto besser kann es ins Grundwasser sickern, was angesichts der verstärkten Trockenheit immer wichtiger wird. Pernkopf lobt das gelungene Engagement: „Das gemeinsame LIFE-Projekt hat eindrücklich bewiesen, dass Renaturierungen funktionieren und schon in relativ kurzer Zeit positive Effekte für Natur und Mensch bringen. Nicht zuletzt sind naturnahe Flüsse und gesunde Auen wertvolle Rückzugsräume – auch für menschliche Besucherinnen und Besucher. Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen wir im Klima- und Naturschutz stehen, müssen wir weiterhin mit effektiver Naturschutzarbeit vorangehen. Das Erfolgsprojekt in den Marchauen zeigt vor, wie es gehen kann. Die gewonnenen Erfahrungen müssen uns als Vorbild dienen, auch andere Naturräume wieder aufzuwerten.“

Mehr Platz für die March, mehr Wasser für die Auen
Der östliche Grenzfluss Österreichs wurde im 20. Jahrhundert stark reguliert, begradigt und um 14 Kilometer verkürzt. Die Ufer der March wurden mit Steinen und Betonplatten verbaut, Nebenarme und Mäander abgeschnitten und die Verbindung zwischen Fluss und Au gekappt. Zusätzlich befeuert von der Klimakrise kam es in Folge zu einer weitreichenden Austrocknung der angrenzenden Landschaft mit fatalen Folgen für die einst reiche Artenvielfalt. Daher setzte sich das im Oktober 2019 abgeschlossene achtjährige LIFE+ Projekt „Renaturierung Untere March-Auen“ von viadonau, WWF Österreich und dem NÖ Landesfischereiverband zum Ziel, das Wasser der March wieder schneller in die angrenzenden Auen fließen zu lassen, um dort einen größeren Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Das Projekt umfasste auch gezielte Maßnahmen für einzelne Arten. So wurden Brutflöße für Flussseeschwalben, Horste für Schwarzstorch, Seeadler oder Milane gebaut und invasiv wachsende Pflanzen entfernt, damit standorttypische Aubäume und -pflanzen wieder Platz haben. Das Renaturierungsprojekt wurde zu 50 Prozent mit EU-Mitteln finanziert. Weitere Finanzierungspartner sind das Land Niederösterreich und das Umweltministerium.
Weiterführende Informationen über das Projekt, Bildmaterial und Downloads der Berichte unter: www.life-march.at

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Pressesprecher WWF Österreich
Tel.: 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
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