WWF: market-Erhebung zeigt überparteiliche Mehrheit für Gesetz – Zwei Drittel der Bevölkerung halten die Blockadehaltung einiger Landeshauptleute für falsch
WWF Österreich kündigt EU-Beschwerde gegen Wasserkraft-Ausbau im Isel-Gebiet an
Kraftwerk Schwarzach in Osttirol wird Fall für die EU Kommission – Einhaltung internationaler Naturschutzziele durch das Land Tirol auf dem Prüfstand – WWF fordert Gesamtstrategie für die Isel angesichts drohender Kraftwerkswelle
![Kraftwerk Schwarzach](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/5f1942e89473f.jpg)
Innsbruck, am 23. Juli 2020. Angesichts des nicht-abgestimmten Baus mehrerer Wasserkraftwerke im Einzugsgebiet der geschützten Isel sieht der WWF Österreich die wertvolle Wildflusslandschaft akut gefährdet. Gleich sechs Kraftwerksprojekte werden an den Isel-Zubringern forciert, eines sogar direkt am Hauptfluss. Aufgrund der kurzsichtigen Verfahrens- und Prüfungspraxis in Tirol, sieht sich der WWF dazu gezwungen, eine Beschwerde an die EU-Kommission zu richten – konkret wegender unzureichenden Umsetzung der Naturschutzziele der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. „Der Wildwuchs an Kraftwerksvorhaben in Osttirol bedroht eines der letzten großen Gletscherflusssysteme der Alpen. Die Tiroler Landesregierung muss daher seine internationalen Schutzverpflichtungen endlich ernst nehmen und den Wasserkraftausbau im Isel-Gebiet einschränken. Lebensräume von EU-rechtlich streng geschützten Arten dürfen nicht weiter für den schnellen Profit zerstört werden“, sagt WWF-Gewässerschutzexperte Gerhard Egger. „Wir erwarten uns, dass die Europäische Kommission für eine gewissenhafte Umsetzung der EU Richtlinien eintritt. Es ist absurd, dass strenge Naturschutzvorgaben immer wieder von neuen Wasserkraftprojekten torpediert werden. Das Land Tirol muss hier unbedingt die Summenwirkung der vielen Kraftwerksprojekte auf das Isel-Schutzgebiet überprüfen.“
Der WWF Österreich beobachtet seit Jahren eine höchst problematische Vorgangsweise bei der Bewilligung von Kraftwerksprojekten im Einzugsgebiet der Isel. Im Verfahren zum Kraftwerk Schwarzach wurden etwa mehrere schutzwürdige Arten (Vögel, Fische, Amphibien) sowie Lebensräume nicht in die Prüfung mitaufgenommen, obwohl dies EU-rechtlich vorgeschrieben wäre. Zugleich wird die vom Aussterben bedrohte Ufertamariske nur innerhalb des Natura 2000-Gebiets geschützt. Sobald die Pflanze auch nur einen Meter außerhalb wächst, kann sie der Verbauung zum Opfer fallen. „Die Art und Weise wie der Schutz der Isel in der Praxis gelebt wird ist ein Negativbeispiel für den gesamten Naturschutz. Trotz Ausweisung als Natura-2000-Gebiet droht dem Fluss die schrittweise Amputation durch eine Kraftwerkswelle an seinen Zubringern. Es braucht daher dringend eine Gesamtstrategie für eine möglichst naturverträgliche Nutzung der Wasserkraft sowie ein konkretes Erhaltungskonzept für das Schutzgebiet“, so WWF-Experte Gerhard Egger.
Genau das ist auch eine Schlussfolgerung aus einem aktuellen Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofs (VwGH). Denn im Falle der umstrittenen Bewilligung des Kraftwerks Schwarzach nahe der Isel-Mündung hat der VwGh die angestrebte außerordentliche Revision des Landesgerichtsurteils abgewiesen. Demnach hätte der WWF selbst nachweisen müssen, dass durch die Summe der vielen Kraftwerksprojekte ein Schaden für geschützte Arten in der Region entsteht, obwohl dies aus Naturschutz-Sicht definitiv die Aufgabe der Landesregierung wäre. Der WWF respektiert die VwGh-Entscheidung, sieht darin aber auch eine Bestätigung dafür, dass die Bewilligungspraxis in Tirol eine ernsthafte Gefahr für hochsensible und geschützte Naturräume darstellt.
Übersicht: Schrittweise Zerstörung eines Naturjuwels
Aufgrund ihrer ökologischen Besonderheit ist die Isel seit 2015 als Natura-2000 Gebiet geschützt. Dennoch wird ihr Einzugsgebiet immer mehr verbaut. An der Schwarzach bei sind zwei Wasserkraftprojekte in Planung sowie an Tauernbach, Kalserbach und Stalleralmbach jeweils eines. Die Pläne zum hochumstrittenen Kraftwerk Obere Isel direkt im Schutzgebiet wurden Anfang des Jahres zwar abgewiesen, die Betreiber halten aber weiterhin am Vorhaben fest. Das Kraftwerk Lesachbach ist nach einer politischen Intervention sogar schon im Bau. Um dieses nicht genehmigungsfähige Kraftwerk an einer intakten Flussstrecke zu ermöglichen, griff LH-Stv. Josef Geisler sogar mit einer Weisung direkt in das Verfahren ein, wie durch eine Anfragebeantwortung an den Landtag belegt ist.
![Grafik: Lücken im Iselschutz, © by WWF Grafik: Lücken im Iselschutz, © by WWF](/wp-content/uploads/2021/07/5f194310479ed_o.jpg)
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Pressesprecher WWF Österreich
Tel. 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer WWF-Grillfleisch-Check: Kaum klimaschonende Alternativen im Angebot
WWF untersucht Grillfleisch in Supermärkten: 90 Prozent tierische Produkte in Flugblättern beworben, davon nur fünf Prozent in Bioqualität und kaum pflanzliche Alternativen
Unwetter: WWF fordert mehr Bodenschutz und Renaturierung
Starke Bodenversiegelung verschlimmert Hochwasserfolgen – Katastrophenvorsorge durch Renaturierung, Entsiegelung und Klimaschutz – WWF fordert Schulterschluss für EU-Gesetz
Protestaktion am Kaunertal-Staudamm: WWF und GLOBAL 2000 warnen vor sinnloser Naturzerstörung im Platzertal
Große Beamer-Protestaktion zum 100. Tiwag-Geburtstag am Gepatsch-Staudamm – Umweltschutzorganisationen fordern Stopp des gesamten Kaunertal-Ausbauprojekts
Tag des Luchses: WWF besorgt um das Überleben der Luchse in Österreich
Nur noch 35 Individuen in ganz Österreich – Lebensraumzerschneidung isoliert Bestände – WWF fordert bessere Raumplanung und Bekämpfung der Wildtierkriminalität
WWF schlägt am Tag der Meere Alarm: “So viel Plastik kann kein Ozean schlucken”
Überfischung, Klimakrise und Plastikverschmutzung bedrohen Weltmeere massiv – WWF fordert besseren Schutz und ein starkes, internationales Abkommen gegen Plastik im Meer
Nach Tiwag-Schwenk: WWF fordert endgültige Kaunertal-Absage
Naturschutzorganisation begrüßt Aus für Wasserableitungen aus Ötztal: Kaunertal-Ausbau jetzt endgültig sinnlos, stattdessen müssen Landeshauptmann und Tiwag naturverträgliche Alternativen prüfen – Platzertal in Gefahr, Tiwag-Täuschungsmanöver verhindern
Klimastreik: WWF fordert Zustimmung Österreichs zum EU-Renaturierungsgesetz
Umweltschutzorganisation für politischen Schulterschluss aller konstruktiven Kräfte – Scheitern wäre verheerend für Österreich und Europa
WWF-Erfolg: Störche in neue Nisthilfen eingezogen
Im Frühjahr wurden im WWF-Auenreservat in Marchegg 5 Nisthilfen errichtet. Nun sind bereits in 3 der „Kunsthorste“ Storchenpaare eingezogen.