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WWF alarmiert: Neuer Report zeigt dramatischen Rückgang wandernder Tierarten

Zugvögel, Meeressäuger und Antilopen – sie alle legen weite Strecken zurück, um zu fressen oder sich fortzupflanzen. Dabei stoßen sie immer häufiger auf menschengemachte Grenzen. Zum Auftakt der heute gestarteten UN-Konferenz zum Schutz wandernder Arten (Convention on migratory species of wild animals, kurz CMS COP14) in Samarkand, Uzbekistan beschreibt ein umfassender Bericht erstmals den dramatischen Zustand von wandernden Tierarten weltweit: “Fast die Hälfte der gelisteten Populationen wandernder Arten sind weltweit rückläufig. Jede fünfte Art ist sogar akut in ihrem Bestand bedroht – bei den wandernden Fischarten sind das ganze 97 Prozent”, sagt Meeres-Expertin Simone Niedermüller, die für den WWF Österreich bei der UN-Konferenz in Samarkand vor Ort ist. Als Gründe für den Rückgang werden im Bericht vor allem unterschiedliche menschliche Aktivitäten genannt, wie die Ausbeutung durch Jagd und Fischerei, die Zerstörung, Zerschneidung und Verschmutzung von Lebensräumen, aber auch die Auswirkungen der Klimakrise: “Straßen, Bauwerke oder der Schiffsverkehr versperren den Tieren zunehmend ihre lebensnotwendige Wander-Routen – sie kommen also nicht mehr an ihre Fortpflanzungs- und Futterplätze. Hinzu kommen Belastungen durch die Klimakrise wie etwa Dürreperioden”, warnt Niedermüller.
Von der Zusammenkunft der 133 verhandelnden Staaten erhofft sich der WWF die Ausweitung und Verbindung von wichtigen Schutzgebieten, um sichere Korridore für die Wanderungen der Tiere zu gewährleisten – insbesondere für stark bedrohte Fische, wie Störe, Aale und Haie, aber auch für viele Vogelarten oder Säugetiere, wie die Saiga Antilopen und Jaguare. “Tiere kennen weder Ländergrenzen noch Schiffsrouten – sie wandern instinktiv seit Jahrhunderten und erfüllen überaus wichtige, grenzüberschreitende Funktionen in globalen Ökosystemen. Ihr Schutz kann nur durch internationale Zusammenarbeit gelingen”, sagt Niedermüller.
Insbesondere für die Wanderung von Meereslebewesen braucht es dringend bessere Schutzmaßnahmen. Denn die Populationen vieler Meerestierarten befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit Menschengedenken. Zusätzlich belasten die Klimakrise und die Plastikverschmutzung marine Ökosysteme massiv. “Die Ozeane gleichen einem tödlichen Labyrinth aus Schiffen, Fangnetzen und Plastikmüll. Um einen Kollaps der Meerökosysteme zu verhindern, müssen wir sicherstellen, dass es Korridore gibt, durch die Tiere frei und ungestört wandern können”, fordert Simone Niedermüller vom WWF Österreich. Besonderes Augenmerk muss dabei auf den Schutz von wichtigen Futter- und Fortpflanzung-Gebieten für Haie und Rochen gelegt werden – beispielsweise im durch Menschen sehr stark genutzten Mittelmeer: “Mehr als die Hälfte der Haie- und Rochenarten im Mittelmeer sind bedroht. Die Schutzmaßnahmen der unterschiedlichen Mittelmeerländer gleichen aber einem Flickenteppich – das muss sich dringend ändern”, so Niedermüller. Der WWF setzt sich bei der UN-Konferenz deshalb dafür ein, diese Gebiete als Schutzgebiete auszuweisen, sowie weitere Hai-und Rochenarten, in die Liste der wandernden und vom Aussterben bedrohten Arten aufzunehmen und einen neuen Aktionsplan für Engelshaie im Mittelmeer zu beschließen.
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