Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Antrag gestellt: Bedrohtes Platzertal soll Naturschutzgebiet werden
![Platzertal (c) Sebastian Frölich](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2022/11/Platzertal-c-Sebastian_Froelich139.jpg)
Die Naturschutzorganisation WWF Österreich hat gemeinsam mit renommierten Vertretern der Wissenschaft und unterstützt von der “IG Moorschutz” die Ausweisung der Moorlandschaft im Tiroler Platzertal als Naturschutzgebiet beim zuständigen Landesrat René Zumtobel beantragt. “Das Platzertal beherbergt die bedeutendste hochalpine Moor-Landschaft Österreichs mit über 20 Hektar Gesamtfläche”, erklärt WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek unter Berufung auf jüngste Forschungsergebnisse. “Im Zuge des geplanten Ausbaus des Kraftwerks Kaunertal will die TIWAG ausgerechnet in diesem einzigartigen Hochtal einen 120 Meter hohen Staudamm errichten und über sechs Hektar wertvoller Moorflächen fluten – das wäre die wohl größte Moorzerstörung Mitteleuropas.” Da Moore zu den wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise zählen, fordern die Antragsteller die Tiroler Landesregierung dazu auf, diese bedeutende Moorlandschaft umgehend zu schützen.
Gerade in Tirol werden die im Naturschutzgesetz und der Alpenkonvention enthaltenen Regelungen zum Schutz der Moore häufig zugunsten von Tourismus und Wasserkraftwerken ausgehebelt. Ein direkt verordnetes Naturschutzgebiet könnte das einzigartige Platzertal hingegen dauerhaft bewahren. “Wir können die Klimakrise nur mit Hilfe der Natur und nicht durch ihre Zerstörung bekämpfen. Ein wertvolles Moor in Zeiten wie diesen zu opfern wäre völlig widersinnig”, mahnt Moorforscher Harald Zechmeister von der Universität Wien. Das weitgehend unberührte Hochtal beherbergt einzigartige Lebensräume wie Nieder- und Übergangsmoore entlang eines unveränderten, mäandrierenden Hochgebirgsbachs.
Platzertal: “Juwel der Alpen” in Gefahr
“Moore und Feuchtgebiete sind Schatzkammern der Artenvielfalt und hocheffiziente Kohlenstoffsenken”, hält der emeritierte Universitätsprofessor Gert-Michael Steiner, Moorexperte der Universität Wien, fest. “Das macht sie zu wichtigen Verbündeten in der Klimakrise, da sie CO2 speichern und die Resilienz gegenüber den Folgen der Klimakrise erhöhen.” Aus diesem Grund sollten auch alle weiteren jüngst identifizierten hochalpinen Moorlandschaften systematisch kartiert und geschützt werden. “Die Moorlandschaft des Platzertal gehört aufgrund seiner Ausdehnung und Naturnähe zu den ganz besonderen Juwelen der Alpen. Ein Moor wie dieses ist alleine schon wegen der geringen Biomasseproduktion im Hochgebirge in einem von Menschen übersehbaren Zeithorizont schlichtweg unersetzbar. Jegliche weitere Beeinträchtigungen müssen daher verhindert werden. Das entspricht auch der österreichischen Moorstrategie”, bekräftigt Professor Gert-Michael Steiner.
Das Platzertal beherbergt eine einzigartige Moorlandschaft: Mit einer Gesamtfläche von 21 Hektar, einem mäandrierenden Bachlauf und einer einzigartigen Mischung aus Nieder- und Übergangsmooren bietet es seltenen Arten wie dem Hochmoorbläuling und dem Hochmoorgelbling einen ihrer letzten Rückzugsorte und gilt neben dem Gurgler Rotmoos als das bedeutendste Moor der österreichischen Zentralalpen.
Hintergrund über den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal:
Neben der Ableitung großer Wassermengen aus wichtigen Gletscherflüsse und der Verbauung eines der letzten intakten Hochtäler, würde der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal auch den Verlust von 6,3 Hektar Moorflächen im Platzertal bedeuten. Darüber hinaus würde die Schwallbelastung im Inn verstärkt und es würden rund 90 Kilometer neue Restwasserstrecken entstehen. Insgesamt beträfe das Megaprojekt 20 Gemeinden – sei es durch jahrelange Großbaustellen oder durch den dauerhaften Entzug des Wassers, das gerade in Zeiten der Klimakrise dringend für Menschen und Landwirtschaft benötigt wird.
Den Schutzantrag sowie Bildmaterial finden Sie hier zum Download.
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