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© Karin Enzenhofer

8 Fakten zum Wald in Österreich

Was Sie immer schon über den Wald in Österreich wissen wollten

#1: Wie viele Bäume stehen in Österreichs Wäldern?

Österreich ist ein Land der Wälder. Fast 48 % der Staatsfläche sind mit Wald bedeckt. Das macht 4 Millionen Hektar Wald. Auf dieser Fläche stehen 3,5 Milliarden Bäume, also 406 Bäume pro Einwohner*in.

#2 In Österreichs Wäldern kommen 65 Baumarten vor

65 verschiedene Baumarten wachsen in den Wälder Österreichs. Die Fichte ist hierzulande mit einem Anteil von 57 % die mit Abstand häufigste Baumart. Zweithäufigster Baum ist mit 12 % die Buche. Insgesamt gibt es in Österreich sehr viel mehr Nadel- als Laubbäume. Das Verhältnis ist in etwa 80 % Nadelbäume, 20 % Laubbäume. Die Artenvielfalt in heimischen Wäldern ist eng mit den natürlichen Waldentwicklungsphasen verknüpft. In unseren heutigen bewirtschafteten Wäldern findet nur noch ein Teil aller ursprünglichen Arten einen geeigneten Lebensraum.

#3 Wie natürlich ist der österreichische Wald?

Wenig natürlich. Natürliche Wälder („aerobe Wäldflächen“) sind auf nur 2,9 % der Waldfläche zu finden. Natürliche Wälder sind sowohl komplett unberührte Urwälder, als auch jene Naturwälder, welche vom Menschen seit sehr langer Zeit unbeeinflusst sind. Der historische Einfluss des Menschen ist in diesen Wäldern heute nicht mehr zu erkennen. Solche ursprünglichen Flächen sind vor allem in den Innenalpen sowie in den nördlichen und südlichen Kalkalpen vorzufinden. Sie beschränken sich zu einem Großteil auf unzugängliche und forstwirtschaftlich wenig produktive Standorte. Der WWF setzt sich daher für mehr Artenvielfalt im Wald ein, z.B. in Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten und den Esterhazy-Betrieben. Denn die Zukunft der Wälder Österreichs muss bunt und vielfältig sein.

  • Natürlich 3% 3%
  • Naturnah 22% 22%
  • Mäßig verändert 41% 41%
  • Stark verändert 27% 27%
  • Künstlich 7% 7%

#4 Die Waldfläche steigt, aber nicht die Zahl der Bäume im Wald

Die Österreichische Waldinventur belegt, dass die Waldfläche stetig steigt. Seit 1961 hat die Fläche um rund 330.000 Hektar in einem halben Jahrhundert zugenommen. Besonders Grünland wird zu Wald. Aber: 2019 wurde eine Studie veröffentlicht, dass die mit Bäumen überschirmte Fläche abnimmt, und zwar seit drei Jahrzehnten. Wie passen diese beide Aussagen nun zusammen? Waldflächen, also jene Gebiete, die als Wald (laut Forstgesetz) gelten, sind nicht zwangsläufig lückenlos von Bäumen bedeckt. Denn bei der Nutzung von Holz bleiben meist offene Flächen zurück und auch Holzlagerplätze oder Forststraßen zählen zur Waldfläche.

#5 Wem gehört der österreichische Wald?

In Österreich ist der Wald vorwiegend in Privatbesitz. An die 82 % der Waldfläche teilen sich rund 145.000 Eigentümer. Die restlichen 18 % sind der sogenannte „öffentliche Wald“.

Das sind die 10 größten Waldbesitzenden in Österreich:

  • Republik Österreich / Österreichische Bundesforste (511.000 ha)
  • Stadt Wien (nur 31 Prozent liegen im Stadtgebiet, der Rest sind die Quellenschutzwälder – 28.000 ha)
  • Franz Mayr-Melnhof-Saurau (27.400 ha)
  • Esterházy Betriebe Gmbh (22.600 ha)
  • Fürstlich Schwarzenberg’sche Familienstiftung (19.000 ha)
  • Benediktinerstift Admont (16.700 ha)
  • Habsburg-Lothringen’sches Gut Persenbeug (12.700 ha)
  • Land Steiermark (12.200 ha)
  • Stiftung Fürst Liechtenstein (11.800 ha)
  • Bayerische Saalforste (11.200 ha)
  • Privatwald unter 200 Hektar 50% 50%
  • Privatwald über 200 Hektar 22% 22%
  • Gemeinschaftswald 10% 10%
  • Österreichische Bundesforste 15% 15%
  • Gemeindewald 2% 2%
  • Landeswald 1% 1%

#6 Totholz ist wichtig und soll auch im Wald bleiben

Stirbt ein Baum ab, ist er aus folgenden Gründen immer noch von hoher Bedeutung für den Wald:

  • Produktivität: Totholz liefert organisches Material, Nährstoffe und Substrat für Regeneration und fördert die Naturverjüngung. Außerdem dient es als wichtiger Wasserspeicher und spielt so für den Wasserhaushalt des Waldes eine große Rolle.
  • Totholz bietet Lebensraum: Totholz bietet unzähligen Tier- & Insektenarten einen Lebensraum. Vögel, kleine Säugetiere und Insekten leben in den Höhlen, in den abgebrochenen Ästen, unter der Rinde und tief im Holz.
  • Totholz bietet Nahrung: Auf Totholz spezialistierte Arten finden hier nicht nur Zuflucht, sondern sie sind zur Ernährung darauf angewiesen.
  • Totholz stabilisiert den Boden: Totholz fördert die Bodenbildung. Ist Totholz einmal ganz zersetzt wird es zu Humus. Hangrutschungen, Erosion, Lawinen und Steinschlag können vermieden werden.
  • Totholz speichert Kohlenstoff: Damit trägt es auch langfristig zum Klimaschutz bei.

Der WWF hat bereits erfolgreich ein Totholz-Modellprojekt im Leithagebirge umgesetzt, im Zuge dessen auch eine Praxisbroschüre veröffentlicht wurde.

#7 Alte Wälder sind große Kohlenstoffspeicher

Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Alte Wälder haben nicht nur viel Kohlenstoff in ihrer Pflanzenmasse gespeichert, sie speichern auch immer weiter fort – und zwar einfach nur deshalb, weil die Bäume leben und weiterwachsen. Die gespeicherte Kohlenstoffmenge nimmt bis zu mehrere hundert Jahre lang zu und steigt auch noch bei einem hohen Bestandsalter, wenngleich die absoluten jährlichen Zuwächse in reifen Beständen abnehmen. Auch wenn sie nicht mehr in die Höhe wachsen, so werden sie immer dicker. Das zeigen uns die Jahresringe. Alte Wälder sind damit effektivere Kohlenstoffspeicher als junge. Die mittlere Verweildauer des Kohlenstoffs beträgt in ungenutzten Wäldern etwa 1000 Jahre. Dies liegt weit jenseits forstlicher Umtriebszeiten (= Zeitspanne von der Gründung eines Waldes bis zur Endnutzung) die meist 70 bis 120 Jahre betragen. Auch wenn einzelne Bäume in alten Wäldern zusammenbrechen, wird der gebundene Kohlenstoff im Boden gespeichert bzw. an die Luft abgegeben – das sind aber jahrhundertelange Prozesse. Gerade die Speicherwirkung ist aktuell sehr wichtig: Denn bis wir unsere Energiesysteme umgestellt haben (inkl. Reduzierung etc.) können wir uns zusätzliche Emissionen nicht leisten (wenn beispielsweise das Holz entnommen und verbrannt wird).

Folgender Vergleich zeigt, wie viel Kohlenstoff ein Wald speichert und in welche Relation man dies setzen kann:

  • Ein Buchenwald mit 300 Vorratsfestmetern Holz und einem Alter von ca. 120 Jahren speichert 340 Tonnen CO2.
  • Das ist in etwa so viel CO2, wie bei über 480 Flügen von Wien nach Brüssel emittiert (ausgestoßen) wird!

#8 Nachhaltige Energienutzung und Wald

Nachhaltige Wege Energie zu produzieren gewinnen immer mehr an Bedeutung, für das Klima, für die Natur, für den Frieden. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wie Erdöl, Gas und Kohle ist unbestreitbar notwendig, um die Klimakrise zu bewältigen. Doch nur eine naturverträgliche Energiewende stellt sicher, dass es dabei nicht zu unwiederbringlichen Verlusten bei Biodiversität, Lebensräumen, Bodenflächen und Wasserressourcen kommt. So rückt auch der Wald durch Themen wie “Windkraft im Wald” und “Biomassenutzung” in den Vordergrund der Diskussion um Klimakrise und Energiewende.

Dabei ist zu beachten: die Verbrennung von Holz ist nicht klima- und waldfreundlich. Wird für die Biomassenutzung zunehmend Holz mobilisiert, auch aus den letzten Naturwäldern, so wächst dieses zwar langfristig nach (50 Jahre und mehr), aber bei der Verbrennung wird der gesamte gebundene Kohlenstoff freigesetzt und die CO2-Menge in der Atmosphäre erhöht sich. Neben CO2 werden auch Feinstaub- und andere klimarelevante Emissionen wie Methan produziert. Das hat klimaverändernde Wirkung.

Zahlen und Fakten

  • 65 Baumarten wachsen in Österreichs Wäldern
  • 18 % des Waldes sind öffentlich, der Rest ist privat
  • Wald macht fast 48 % der Staatsfläche aus

Links & Downloads

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